Temporary Resident

Soul it up, Kanada!
Es scheint ein weibliches Licht am Ende des Soultunnels. Was als Glimmen beginnt, wird noch ein großes Feuer werden.

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Nicht nur zum Weltfrauentag war viel über die "Frauenquote" zu lesen. Auch wenn das Thema überstrapaziert ist, ist es auch umso erfreulicher, dass das Hamburger Label Grand Hotel Van Cleef, das Musiker wie Young Rebel Set, Kettcar, Tomte und Beat!Beat!Beat! für sich entdeckte, seit neuestem eine weibliche Stimme (und was für eine!) zu sich rief, zumal es dort bisher frauentechnisch eher schlecht aussah. Marti Sarbit gehört jene Stimme, die neben Gitarre und Klavier den souligen Indiepop von Imaginary Cities trägt. Wie ein fliegender Teppich erzeugt der natürliche Soul-Sog des Gesangs eine Schwingung, die nicht zwanghaft versucht, das Gefühl der 60er künstlich zu generieren, wobei Marti durch eine vorherige Soul Coverband diesem Feeling bestimmt nicht abgeneigt ist.

Ihre zweite Bandhälfte Rusty Matyas traf sie durch eben diese Coverband in ihrer Heimat Winnipeg. In The Cavern, einem Club, „kleiner Bruder“ des Cavern Club in Liverpool, hatte sie einen Auftritt bei dem auch Rusty beteiligt war. Der Musiker Matyas war nämlich auch kein unbeschriebenes Blatt in der kanadischen Szene: mit seiner Band The Waking Eyes hatte er bereits drei Alben veröffentlicht und bei den Weakerthans half er als Multi-Instrumentalist aus. Der erfrischende Sommerohrwurm „Hummingbird“ ist in Kanada schwungvoll und frühlingshaft motiviert bereits auf Platz 1 der Charts geflogen. Ganz anders, aber nicht minder interessant finden sich auch ein Bossa Nova und reine Akustikgitarren-Stücke auf der Debütplatte. Das bezaubernde "Say You" eröffnet mit einer der universellsten Textzeilen der letzten Jahre: „I went out in the darkness. Darkness turned to light and when i found my freedom he said that freedom wasn´t mine. I crossed the mighty ocean to watch you from a far. I climbed the highest mountain to see just where you are! Say you! Say you! Why?” Ohne die klare Stimme, die furchtlos und ungeschmückt in den Klangäther schallt, ist das natürlich schwer vorstellbar. Nach erstmaligem Anhören stellt sich aber schon eine gewisse Abhängigkeit ein und man sieht sich umschlossen von der gelungenen Kombination aus Marti Sarbit´s Stimme, diesen Texten, die von Herz zu Herz gehen und der behutsamen instrumentalen Begleitung, die aufwertet, aber im Hintergrund bleibt.

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