The Family Tree: The Branches

Das Konzept ist stimmig, das sagen auch Millionen Youtube-Klicks. Dennoch ist das Album eine seichte, harmonische, viel zu artige Angelegenheit, selbst für Fans von Mumford.

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Wenn man nichts Gutes zu sagen hat, sollte man ja lieber schweigen. Außer es macht etwas klar.

Die zwölf Songs sind bestenfalls nett – nett im Sinne von harmlos. Sich vage an Simon & Garfunkels Folkballaden orientierend, scheitert Ben Coopers Arbeit schlicht an einem Mangel an Aufregung. Track für Track zupft und streicht er sich durch seichte Gitarrentakte und versucht hie und da mit Percussion, Piano und sogar Streichereinsätzen diejenigen zufriedenzustellen, die selbst nach dem zweiten Mumford & Sons Album immer noch Innovation in der „neuen“ Art von Folkpop sehen. Und selbst jene sind bei der Familie Mumford besser aufgehoben. Hinzu kommt, dass er auch stimmlich unentschlossen klingt. Folkkollege Conor Oberst (Bright Eyes) bietet da im Vergleich Angriffsfläche, da er trotz schwächelnder Stimme den Mut hat seine Grenzen auszuloten, wo Cooper gar nicht erst den Versuch wagt. Zugute halten muss man Ben Cooper auch einiges – zu keiner Sekunde sorgt das Album für gröberen Unmut. Man könnte argumentieren, es sei selbst dafür zu belanglos. Es liegt allerdings mehr an harmoniesuchender, harmonischer Zurückhaltung – denn falsch macht Cooper eigentlich nichts, nur richtig eben auch wenig.

Dabei liest sich die Idee so gut: "Family Tree" ein Konzept aus drei Alben – ein Familienportrait über Generationen, deren Mitglieder sich albenübergreifend in der Instrumentwahl wiederfinden. Hinzu kommt eingearbeitete Zeitgeschichte, in diesem Fall das späte 19. Jahrhundert, die dem ganzen Tiefe gibt. Radical Face ist aber leider der lauwarme Beweis dafür, dass Millionen Youtube Clicks, Seriensoundtracks und Late Night TV–Auftritte eine Marketing- und keine Musikangelegenheit sind – so artig Cooper seine Hausaufgaben auch macht. Wir raten jetzt deswegen nicht vom Kamerakauf ab, aber wer Folk hören will, ist beim (zeitgleich erschienen) Bill Callahan-Album besser aufgehoben.

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