The New World Record

Mit ihrem Erstlingswerk zeigen Pixie Carnation Größe: orchestraler Folkrock, der Herz und Seele umschmeichelt, doch dem es noch am nötigen Biss fehlt.

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Aus der Stille erwacht ein unwirkliches Durcheinander an Violinen und Trompeten, ein verlorenes Orchester auf der Suche nach seinem Dirigenten, das schließlich aufgefangen wird von rhythmischen Gitarren und einem warmen, rettenden Gesang, der ab diesem Moment, als emotionales Metrum, den weiteren Weg bestimmt. Was einst aus einer Bierlaune heraus geboren wurde, hat sich in den letzten zwei Jahren zu einem ambitionierten Projekt entwickelt. Und so hieß es auch für Tobias Hellkvist und Ola Pålsson, Jugendfreunde und Begründer der Pixie Carnation, gut Ding braucht Weile. Ihr Debüt "The New World Record" reiht sich nahtlos in die Tradition hymnenhaften Country/Folkrock ein und kann darüber hinaus den sich unverweigerlich aufdrängenden Vergleich mit Mumford & Sons standhalten.

Das schwedische Musikerkollektiv versteht sein Handwerk und so spricht die Qualität der einzelnen Lieder für sich: fulminante, energetische Lobgesänge an das Leben und Leiden des Menschen, die mit viel Liebe zum Detail komponiert und in einem absolut stimmigen Gesamtkunstwerk zusammengeführt wurden. Deutlich wird erkennbar, dass die Umsetzung ihrer Ideen stets in großen Dimensionen angedacht ist. Pixie Carnation kreieren überwältigende Musiklandschaften, die das große Publikum anziehen und wie für die Festivalbühnen geschaffen sind.

Dennoch lässt einem das Gefühl nicht los, dass etwas Essenzielles fehlt: Originalität. So wünscht man sich, dass sie ab und zu aus der Reihe tanzen anstatt sich einer Genredoktrin zu beugen, in der kein Spielraum für Individualität und Innovation vorhanden ist. Durch ihren Drang etwas Großes, Bedeutendes, zu schaffen, verliert die Band die intimen Momente aus den Augen, die insbesondere Hellkvists charismatischer Stimme, deren alleiniger Klang schon eine Lebensgeschichte zu erzählen scheint, zu Gute gekommen wären. Dennoch gelingt es ihm sich der Kraft der Instrumentierung entgegenzustellen ohne darin unterzugehen und kann seine Rolle als "Dirigent" bis ans Ende konsequent durchsetzen.

So führt er in "Easy Love" seine Begleiter wieder in die Stille zurück, dort wo alles begann. Pixie Carnation haben sich keine Schnitzer erlaubt. Dabei ist ein kohärentes Album entstanden ohne Ecken und Kanten, dem jedoch eine Portion Eigenwilligkeit und Kompromisslosigkeit nicht geschadet hätte.

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