Sedition

Liegt es am Ayers Rock, dem Hang zu hartem Fusel oder Sydneys Oper, dass der Kontinent der Schnabel- und Beuteltiere immer relevante Beiträge zum jeweils aktuellen Popgeschehen abliefert? Diese sind nicht nur sehr originär, wie man es von einem Land an der geografischen und politischen Peripherie erwartet, sondern auch oft einflussreich für den Rest der […]

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Liegt es am Ayers Rock, dem Hang zu hartem Fusel oder Sydneys Oper, dass der Kontinent der Schnabel- und Beuteltiere immer relevante Beiträge zum jeweils aktuellen Popgeschehen abliefert? Diese sind nicht nur sehr originär, wie man es von einem Land an der geografischen und politischen Peripherie erwartet, sondern auch oft einflussreich für den Rest der Welt und erstaunlich nachhaltig. Zur Zeit beglückt uns Australien mit einer fantastischen, äußerst virulenten Rave- und Elektronik-Szene und einem der bislang besten, sicher aber originellsten Labels, Modular Recordings, der Homebase der Presets, von Van She, Cut Copy und Wolfmother.

Vor 25, 20 und 15 Jahren übten sich legendäre Punk- und Noiserock-Bands in der Kunst derber Drogen- und Gitarrenexzesse, die teils bis heute von eingeschworenen Fanzirkeln kultisch verehrt werden. Nick Cave, den bibelfesten Gottvater mehrerer Gruftie-Generationen, kennt jeder, die hinsichtlich des musikalischen Erbes jener Zeit nicht unbedeutenden The Scientists jedoch fast keiner. Ob zu Recht oder zu Unrecht, lässt sich nun anhand des Livealbums der reformierten Band um Kim Salmon überprüfen.

Der Vergessenheit entrissen haben sie befreundete Musiker und Fans wie Sonic Youths Thurston Moore, Henry Rollins, Mudhoney und Warren Ellis. Der Mitschnitt ist noisiger Swamp-Rock pur, räudig, impulsiv und durchzogen von wohlgesetzten Gitarrenfeedback-Infernos. Die Scientists waren bei ihrer Show im Mai 2006 offenbar in bester Spiellaune. Spätgeborene, die gerade die Cramps oder die frühen Stooges entdecken, werden auf „Sedition“ die eine oder andere Parallele finden. Musikhistoriker und Zeitzeugen wiederum können erneut abtauchen in eine versunkene Ära, die noch völlig ironiefrei über juvenile Thematiken wie Alkohol, Drogen, Autofahren, miese Jobs und Paranoia zu singen und lärmen wusste.

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