They! Live

Zwei Waliser springen mühelos zwischen den Techno-Kontinenten und einem halben Dutzend Genres herum, auf einem Bein.

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Mit „They! Live“ erscheint nun nach Cosmin TRG´s „Simulat“ und Anstam´s „Dispel Dances“ das dritte Artistdebütalbum auf dem Zweitlabel der Modeselektor-Jungs, 50Weapons. Große Fussstapfen sind es in die sich die Waliser Benjamin Damage und Doc Daneeka hier begeben. Obwohl 50Weapons noch ein blutjunges Label ist, befinden sich mit einem guten Dutzend EP´s und den beiden zuvor erwähnten Artistalben, sowohl von den Fans, als auch von den Kritikern gefeierte Veröffentlichungen im Labelkatalog. Doch so wie es scheint, kümmert der ganze Hype und das Mediengeplänkel das noch junge Produzentenduo Damage/Daneeka herzlich wenig.

Nach zwei ruhigeren, verspielten Tracks mit der Engländerin Abigale Wyles als Gastsängerin geht es mit „Deaf Siren“ das erste Mal in Richtung heftigeren, clubtauglicheren Techno. Anleihen nehmen sich die beiden Briten sowohl bei Old School Detroit-Techno, als auch bei den UK Funky-/ Bass-/ 2Step-Geschichten der letzten Jahre. Als dann mit dem Überhit „Creeper“ die fast zwingende Sirene kommt, wird klar, hier werden keine Kompromisse geschlossen sondern eindeutig Nägel mit (Club-)Köpfen gefertigt.

Immer wieder fühlt man sich an die Dub-Soundwunder(kinder) des letzten Jahres à la Jaar oder Blake erinnert, an Modeselektors dritten Streich „Monkeytown“ sowieso. Kein Wunder, wurde „They! Live“ nicht nur im Hausstudio von Modeselektor, sondern auch zum Großteil auch mit dem gleichen Equipment, produziert. Der dritte von Wyles gefeaturete Track „Halo“ begibt sich dann beinahe in die verworrenen Klangwelten von Burial, Four Tet, Flying Lotus & Co.

Hier treffen mit Detroit, UK-Underground und Berliner Deep Tech/House drei der wohl wichtigsten, wie gegensätzlichsten Electronica-Genre aufeinander, doch Benjamin Damage und Doc Daneeka bringen diesen Technostilmix fast mühelos auf ihr Debütalbum. Das abschließende „Bleach & Penicilin“ lässt dann nach acht deepen Dub-Techno Stücken noch einmal kurz die Sonne aufgehen, quasi der Morgen nach einer langen Clubnacht im verträumten Berlin.

So schaffen die zwei Waliser das, wofür andere eine zweiseitige Diskographie benötigen – UK-Bass, Detroit-Techno & Berliner House auf einer knappen dreiviertel Stunde so zu vereinen, als wäre es das normalste auf dieser Welt.

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