Tradi-Mods vs. Rockers Alternative Takes on Congotronics

Easy Listening auf kongolesisch
Warum Avantgarde-Rocker neuerdings mit Straßenbands aus Kinshasa liebäugeln und Belgien außer teurer Schokolade außergewöhnliche Compilations fertigt, zeigt »Tradi-Mods vs. Rockers«.

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Madlib holte sich für seine »Medicine Show«-Reihe Inspiration in Afrika, Strut Records illustrierte mit seiner »Soweto«-Serie die Musik der südafrikanischen Townships und spätestens The Very Best katapultierten afrikanische Einflüsse in den Mainstream. Das belgische Label Crammed Discs konzentriert sich unter anderem auf zeitgenössische Musik aus dem Kongo. Ein armes Land, das seit Mitte der 90er Jahre von einem der blutigsten Konflikte gebeutelt wird, trotz allem abr das einzige Symphonie-Orchester Zentralafrikas beheimatet. Musik spielte seit jeher eine große Rolle für die Menschen im Kongo.

Heute jagen Bands wie Konono No. 1 und die Kasai Allstars traditionelle kongolesische Musik durch den elektrischen Verstärker und nennen das Ganze »tradi-modern«. Bei der Erstgenannten handelt es sich um eine Straßenband aus Kinshasa, die mit ihrem ersten Album »Congotronics« 2004 die Indie- und Elektronikszene ordentlich aufwirbelten und weltweit für Aufsehen sorgten. Gegründet wurde die Kapelle bereits in den 60er Jahren, als sie Magneten aus schrottreifen Autos herausschraubten, um sich Mikrofone zu bauen. 2010 bat Crammed so illustre Musiker wie Animal Collective, Deerhof oder Lonely Drifter Karen, die Congotronics-Reihe musikalisch neu einzukleiden. »Tradi-Mods vs. Rockers« beinhaltet 26 imposante und herausragende Überarbeitungen, die zwischen Cover, Rework und Hommage pendeln. Polyrhythmik, atmosphärische Klänge und der stete Einsatz der Likembe, eines Daumenklaviers, charakterisieren nicht nur die originalen Congotronics-Stücke, sondern ziehen sich wie ein roter Faden durch die Remix-Werke. Der Vergleich mancher Musikkritiker mit Krautrock und Lee Perry kommt nicht von ungefähr.

Stücke wie Burnt Friedmans Neuinterpretation von »Rubaczech« erzeugen durch perkussive Rhythmik und latentes Pfeifen fast tranceartige Zustände, andere eignen sich dagegen auch als Soundtrack für nachmittägliche Yoga-Übungen. Eyes Rework von »Konono Wa Wa Wa« dagegen würde mit seinen verzerrten Gitarren im Geiste Hendrix’ und Gesangsfetzen in Lingala – der Nationalsprache des Kongo – auch auf dem Dancefloor funktionieren.

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