Two Suns

Licht Spalten
Bat For Lashes erfindet auf ihrem zweiten Album „Two Suns“ ein Alter Ego und kuriert damit die Schmerzen ihrer Spaltung. Das Ergebnis ist ein klammer, bedrohlicher Feuerball von Werk.

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Bat For Lashes oder besser Natasha Khan hat eine von mehreren Ähnlichkeiten zu Soap & Skin: beide wollen jeden Fingerbreit ihrer künstlerischen Persona kontrollieren. Auch Bat For Lashes – gelernte bildende Künstlerin – inszeniert sich selbst, entwirft ganze Bühnendekors, bastelt ihre Outfits und hält auch musikalisch alle Zügel in den Händen. Auf dem Cover von „Two Suns“ wägt sie fast wie die alte Dame Justitia zwei Sonnen ab – ein vernarbtes Herz um den Brustkorb geschnallt. Wenn man dann von der Geschichte hört, wie Bat For Lashes wegen ihres Freunds ins New Yorker Williamsburg zog, nur um sich im Angesicht von Hipness und freudiger Unbekümmertheit noch einsamer zu fühlen, wie sie wieder ins englische Bristol zurück zog und sich trennte, so kann man in der Symbolik des Covers noch keine atemberaubende Vielschichtigkeit erkennen. Auch das Konzept eines hedonistischen Alter Egos namens Pearl, das sich immer wieder in „Two Suns“ einmischt, macht den Dualismus noch nicht phänomenaler. Was an „Two Suns“ überzeugt, ist die Musik.

Genauer gesagt die Souveränität, mit der Bat For Lashes ihre Miniaturwelten entstehen und in sich zusammenklappen lässt. Dabei gibt es für ihre Songs keinen typischen Bauplan. Am ehesten dominiert ihre von einem charakteristischen, eisigen Echo umwehte Stimme, die in einem Wimpernschlag von Ausdruckslosigkeit in bitteres Klagen oder ätherische Spannung umschlagen kann. An dieser Stimme orientiert sich das Arrangement, jeder einzelne Song. Die Musik unterstreicht dabei jede Phrasierung, jeden melodischen Hakenschlag dieser zerklüfteten Stimme, anstatt sich wie ein Fremdkörper anzuheften. Die Brooklyner Yeasayer schauen zwar am Bass vorbei, Scott Walker beehrt das Album mit einer seiner äußerst raren Kollaborationen. Doch sonst dominiert Bat For Lashes (und ihr Schatten Pearl). Drum herum spannt sich ein musikalisches Korsett auf, das golden, majestätisch und gleichzeitig archaisch schimmert. Ihr sonst so farbenfrohes und Auftreten konfrontiert sie mit düsteren Texturen. Immer wieder drängen sich dabei Vergleiche mit Kate Bush auf. Auch diese schaffte Musik und Bilder, die tief ins Unterbewusste griffen und dabei trotzdem nach Außen sehr zugänglich blieben. Bat For Lashes schafft auf „Two Suns“ kein bisschen weniger.

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