Ufabulum

Alter IDM-Held präsentiert sich in guter Form und protzt auf seinem angestammten Territorium mit seinen überlegenen Superkräften.

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Die wirklich „großen“ Zeiten des IDM/Drillcore/Drill&Bass/wieauchimmer sind vorbei. Trotzdem ist ein neues Album eines alten Helden aus der Ecke ein Anlass zur gespannten Vorfreude. Der Ansatz einfach immer noch um ein Vielfaches mehr zu machen als tatsächlich "nötig" wäre ist in Zeiten in denen der Trend zur Tanzbodeneffektivitätssteigerung zwischen Minimalismus und bratzig-breiter Abgehvorlage geht, immer noch ein, schon aus Prinzip, zu bejahender. Ausnahmetalente wie Tom Jenkinson bei denen sowohl Musikalität (meaning: kann tatsächlich virtuos in Echtzeit ein "klassisches" Musikinstrument bearbeiten, Notenlesen, arrangieren und so oldschoolkram), wie auch das Wissen und der Wille den Rechner und das Studio mit seinen mannigfaltigen Möglichkeiten auszureizen, vorliegt und die darüber hinaus auch noch richtig viel Aufwand beim Sounddesign und mit wilden Experimenten betreiben, wachsen nicht auf Bäumen. Allen Plugins zum Trotz. Irgendwie war er ja immer der bessere Aphex Twin weil er der Lust am reinen Experiment "just to prove a point" und dem Drang hin zum "Akademischen" nie so stark nachgegeben hat wie dieser. Nach Ausflügen in den verqueren handgespielten Jazz-Funk und ProgRock liegt hier wieder mal ein fast "klassisch" klingendes Squarepusher-Album vor. Wenn man ihm gegenüber nicht so positiv eingestellt ist könnte man einwerfen das er in seinem eigenen Klischee festsitzt und halt wieder mächtig angibt. Nicht einmal ein Kommentar zu aktuellen Entwicklungen (Dubstep und seine mutierten Ableger?), wie er ihn seinerzeit mit "Red Hot Car" abgeliefert hat, ist dabei. Stattdessen das gewohnte Programm: mehr breaks, Variationen und Abwechslung in einem Song als bei Anderen in ihrer kompletten Diskographie, kitschige Flächen und zerfahrene Melodien die sich mit Dissonanzen matchen, Acidsounds, zackige, halsbrecherische, hakenschlagende und Splitter hinter sich herziehende Drumkonstruktionen. Verspielter Rave-Wahnwitz, eingebettet in die Komplexität von Jazz und Klassik, aber ohne deren selbstbezogenen Ernst. Durchschnittliche Tänzer sind jedenfalls chancenlos.

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