We Walked Home Together

Der Baske mit dem unaussprechlichen Namen (El Tscheffa) lässt die Grenze zwischen Song und Track, ähnlich dem Horizont in seiner spanischen Heimat, sichtlich verschwimmen.

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Aitor Etxebarria ist soetwas wie das definitive Gegenbeispiel zu den Entwicklungen im heutigen Musikgeschäft, ein absolut nicht für Google-optimierter Name ist da nur der Anfang. Nach seinem Debüt „Slow Dancing In A Burning Room“ bringt er mit „We Walked Home Together“ seinen zweiten Longplayer auf Fiakun heraus. Lässt man eher Dance-orientierte Release auf Permanent Vacation, Hypercolour und Suol außen vor, hat sich Etxebarrias alias El_Txef_A in den letzten Jahren sichtlich weiterentwickelt. Vom Art Department-House seines Debüts ist nicht allzu viel übrig geblieben, viel mehr zeigt er ein wesentlich breit gefächerte Spektrum an Spielarten – das kann in weiterer Folge gern mal langsamer und recht wenig euphorisch daherkommen. Auch das ist in für die höher-weiter-lauter-Gesellschaft bemerkenswert.

Bleibt der Intro-Track noch etwas ungreifbar, packt Etxebarria beim namensgebenden Stück des Albums gleich die Thom Yorke-Gedächtnisstimme aus und verpasst dem ganzen so ein Gesicht. Begleitet von einem sanften Piano und unscheinbar wirkenden Drums, wird gesäuselt und gelitten, dass ganz Radioheadville eifersüchtig werden könnte. Während „0730“ ganz ohne Vocals auskommt, so lockert auf „Every Day Is Blue Monday“ Sängerin Meggy aus dem Berliner Hause Suol die düsteren Geistervocals auf. Generell merkt man bei jedem Track auf „We Walked Home Together“ das Selbstvertrauen und die Selbstverständlichkeit, die Etxebarria mittlerweile hat. Egal ob die südländische, aber durchaus melancholische, Grundstimmung der Platte oder die Verspielt- und manchmal Verspultheit einiger Tracks – sowas geschieht nicht in kurzer Zeit, dahinter steckt lange und harte Arbeit.

Spannend ist definitiv auch die Tatsache, dass El_Txef_A die Kollaborationen größtenteils mit baskischen Kollegen bestreitet. Da geht es nicht um Namedropping und dicke Eier, sondern schlicht um die Wirkung des Songs. Künstler wie Biskonti, Hannot und nicht zuletzt Napoka Iria runden das Gesamtbild wundervoll ab. Letztere wirken beim Abschlusstrack des Albums, „Mugarrirantz“, mit und verleihen ihm eine Art schwerloses Feeling, alles scheint in einem Sonnenuntergang in kräftigem Orange zu versinken. Die Grenze zwischen Song und Track verwischt ähnlich dem Horizont an der spanischen Küste.

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