Ujegerl. Eine offene Formation um einen Tanz, Baby-Musiker beschwört ein anderes Wiengefühl und macht alles falsch. So notwendig wie die Stronach-Partei.
Damit wir uns nicht falsch versehen: viele meiner besten Musikerfreundinnen und -freunde arbeiten sich an „Wien“ ab, oder besser hoch und weiter; und auch hier sind viele Menschen wie Al Bird, Ana Threat, Kantine oder Marti Winkler zugange, deren Musik ich – sonst – sehr schätze. Und die letzte Tanz, Baby habe ich auch richtig gut gefunden.
Aber im Grunde ist alles was an diesen 13 Songs schlecht ist schon im ersten Stück manifest: Die Idee zu kreuzbiederem Neo New Wave per Namen (uh! Männer und Frauennamen, wie queer!) aufzuzählen, wen mensch nicht alles küsst, ist recht putzig, dann aber im Refrain zu behaupten, protestieren zu gehen und die Wände mit Parolen zu beschmieren, geht gar nicht, wenn Welle Wien schuldig bleiben, wogegen/ wofür sie protestieren und von welchen Parolen wir reden. Es gibt keine Kronen Zeitung, außer mensch liest sie. Hier ist und bleibt alles nur Behauptung – Nachtleben zu besingen beschränkt sich darauf in jedem zweiten Stück „die Disko“ zu erwähnen – und noch nicht einmal diese Behauptungen sind besonders spannend (wenn Wien so brennt wie in dem gleichnamigen Stück werden wir bestimmt keine Feuerwehr brauchen).
Oft und meistens klingt das nach eh sympathischen, musikalisch auffälligen staunenden Provinzkindern die eine U-Bahn schon für weltstädtisch halten und vor lauter kritischem, emanzipatorischen Geist Grün wählen, weil das die ÖVP-Eltern noch irgendwie akzeptieren. Das passt dann schon, das „Raus aus der Stadt“ gar wie die leibhaftigen Wir sind Helden klingt (Satan! Satan! Satan!). Das ausgerechnet dieses Machwerk auf dem Hauslabel des vielleicht wichtigsten heimischen Vertriebs erscheint ist ein Indiz dafür wie tief die Wiener Musikszene schon völlig kritikunfähig in ihrem eigenen Hintern verschwunden ist. Get out! Das hat Wien nicht verdient!