Where The Heaven Are We

Swim Deep aus Birmingham bringen den Gitarren-Sound der späten 80er und frühen 90er Jahre als sonnendurchfluteten Ohrwurm-Pop zurück.

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Es tut sich was in Birmingham – das möchte uns die britische Musikpresse glauben machen. Mit Peace, die den neo-psychedelischen Indie-Sound von vor 20 Jahren (Stichwort: Baggy) einer Wiederverwertung zugeführt haben, und einer Handvoll Bands in deren Gefolge steht »B-Town« in Sachen Gitarrenmusik aktuell jedenfalls hoch im Kurs. Dass sich schon bei den zuvor Genannten die Vorschusslorbeeren als leicht vertrocknet erwiesen haben – und Vergleiche mit frischeren Acts wie den Foals oder Vampire Weekend als voreilig optimistisch –, lässt einen zweifeln. Und dennoch, es könnte was übrigbleiben vom Hype: Swim Deep.

Weniger rockig orientiert als Peace, aber im Prinzip auch in den Referenzbecken der späten 80er und frühen 90er fischend, verstehen Austin Williams, Tom Higgins, Cavan McCarthy und Zachary Robinson ihre Musik selbst als »sun kissed noise«. Was vor allem bedeutet, dass mit viel Hall, flirrenden Gitarren und wohlig-warmen Synth-Flächen gearbeitet wird. Und mit ansteckend-lascher Leichtigkeit. Der zitierte »noise« bleibt dabei so dezent, dass er den astreinen Popsongs dieser Band wenig anhaben kann. Größen wie The Smiths, The Cure oder die frühen Stone Roses kommen einem da stellenweise in den Sinn, genauso wie neuere Bands, The Naked And Famous etwa oder Is Tropical – jedenfalls kein schmales Spektrum.

Dazu Lyrics, die von großen Träumen handeln oder von der Träumerei an sich: »Don’t just dream in your sleep, it’s just lazy.« Etwas erleben, Spaß haben, die coolste Freundin abbekommen; einfach mehr wollen, ohne die eigene Slacker-Komfortzone (Skateboard, Ray-Ban, Nirvana-Shirt und übergroße Jeansjacke inklusive) verlassen zu müssen. Ein wenig Melancholie darf zart durchschimmern, aber eigentlich wirkt hier alles recht unbeschwert – schließlich ist Sommer und man ist ja noch im richtigen Alter, um seine Jugend bestmöglich zu verschwenden. Mit diesem Album als ansprechendem Soundtrack dazu.

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