Whitehouse

10min Triangel Solo? 3min fauchender Gänsehaut-Noise? 9min Mikroskopische Interferenzen? Zeitkratzer machen Hochprozentiges für die Synapsen.

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Wer es so wie Zeitkratzer schafft minimale, streng konzeptuelle Musik einerseits und andrerseits extremen, choreographierten Lärm gleichermaßen zu interpretieren, diese Kompositionen nicht in den Guckkasten der Geschichte zu stellen, sondern sie auf eine Bühne, auf eine CD und die Gehörgänge der Menschen zu treiben, dem gehört mehr als ein Staatspreis verliehen. Als Interpreten haben sich Zeitkratzer ohnehin schon einen exzellenten Ruf erspielt. Mit ihren Neueinspielungen von Alvin Lucier und Whitehouse erweitern sie ihr Spektrum noch weiter. Alvin Lucier ist Minimalist. Whitehouse ist Industrial und Noise. Der eine lotet mit Versuchsanordnungen den Klang von Räumen und Objekten auf ganz elementarer Ebene aus, der andere arrangiert komplexe, wuchtige, dunkle und undurchsichtige Lärm-Texturen. In der Interpretation von Zeitkratzer beeindruckt, ach was, erschüttert vor allem das Whitehouse-Album. Man kapiert nicht ganz, was hier vor sich geht, aber es ist schwer beunruhigend, frisst sich durch die Eingeweide, klingt wie organisierter Terror. Das ist alles andere als angenehm zu hören, ist manchmal fast, als würde man in Zeitlupe bei einem bösen Unfall zusehen müssen, als Erlebnis abstrakter Soundkollisionen ist Zeitkratzer aber eine umwerfende, fast niederschmetternde Erfahrung.

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