Whom Do You See?

Vier ehemalige Grazer Wunderkinder scheitern trotz einiger Lichtblicke und gelungenen Arrangements zusehends an sich selbst.

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Facelift begeben sich gleich zu Beginn ihres fünften Albums "Whom Do You See?" in internationales Fahrwasser. Energetische (Frauen)stimme, zielsichere Drums, kratzende Gitarre – Power Rock wie er im Lehrbuche steht. Schon der erste Track "Anything That Satifies Me" überzeugt mit einem eingängigem Refrain, genau wie Track Nummer zwei, "Kiss You Awake", wieder ist es die Stimme von Sängerin Andrea Orso die das Lied vorantreibt, sowie eine Hookline der direkt aus der Feder von Gossip-Gitarrist Nathan "Brace Paine" Howdeshell stammen könnte. Eine funky Gitarre dort und die nötigen "Uuuuuuuh´s" und "Aaaaaaaah´s" tun ihren Rest zum stimmigen Klangbild.

Nachdem das Power Rock-Schema zur Genüge angewandt wurde, begeben sich die vier Grazer auf die Pfade von Österreichs Popsternchen Anna F. Zwischen Donauinselfest-Popballade und Indie-Antehm bewegt sich "In L.A.". In der Vergangenheit haben die Steirer jede Menge Änderungen durchgemacht, einige Male wurde die Besetzung umgebaut, diesen Umstand hört man "Whom Do You See?" zu keiner Zeit an, zumindest nicht auf der ersten Hälfte.

Ständig getragen von Bass und Gitarre spulen sie Track um Track ab. Als dann bei „You Have Gone“ erstmal Sänger Clemens Berger ans Micro darf, merkt man dem Album erste Abnutzungserscheinungen an. Eigentlich war Berger lange Zeit Sänger der Band, doch gerade die Energie von Sängerin Orso hat ihm hier merklich den Boden unter den Füßen abgetragen.

Letzten Endes zeigt dann die Ballade „My Songs Went Lost In The Dark“ die Grenzen auf, danach folgen zwar noch einige annehmbare Songmomente und Textzeilen, insgesamt wirkt aber die zweite Albumhälfte mehr gezwungen und nicht mehr so frisch wie der Beginn. Es wird zwar ausprobiert, in welche Richtung sich der mit durchwegs interessanten Aspekten bestückte Sound noch führen lässt, doch wirkliche Lichtblicke gibt es nicht. Es bleibt ein ambitioniertes Album, dass aber letzten Endes an sich selbst zu scheitern scheint.

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