Katerstimmung – Weniger Schleuder-Programm auf Album Nr. 2 von Laundromat Chicks

Nach dem rauschhaften Debüt lässt es die junge Wiener Band Laundromat Chicks auf »Lightning Trails« eher ruhig angehen.

© Victoria Aron

Die Laundromat Chicks sind zwar jünger, als ihr alle es je wart, sie sind aber trotzdem vor einem dieser ungeschriebenen Gesetze nicht gefeit: Nach dem Rausch ist der Kater unausweichlich. Und was für ein Rausch das war, deine Maturareise war dagegen vermutlich eine Kaffeefahrt zum Heizdeckenverkauf. Das famose Debütalbum »Trouble« aus dem Vorjahr war eine der größten Überraschungen des heimischen Musikjahres, weit über die Grenzen hinaus gelobt für Songwriting, Vibe, Image und Style. Wer auf der Suche nach dem ganz Coolen war, kam an dem Vierer rund um Tobias Hammermüller kaum vorbei.

Musik für den Sonnenuntergang

Ich weiß, ihr fragt jetzt natürlich: Wie ist das gemeint mit der Katerstimmung? Das ist vermutlich anders, als ihr denkt. Denn im Unterschied zum ersten Album ist die Nummer zwei nicht nur – um das obligatorische Wortspiel mit dem Bandnamen zu bedienen – im Schleuderprogramm unterwegs. Schon eher im Bereich der Handwäsche: gemächlich, fast zurückhaltend, folkig. Wenn da jetzt einer »Twee!« schreit – mein Gott, es sei ihm ausnahmsweise erlaubt. Und weil die Leute auch immer Use-Cases brauchen: Das ist Musik, um zu zweit auf einem Balkonstuhl zu sitzen, während der Sonnenuntergang die Bienen aus der Limonade verscheucht. So entspannt wabern die teils grandiosen Gitarren mit kleinem Hall, während Hammermüller mit seiner Stimme endgültig zum österreichischen Morrissey wird, nur halt ohne den ganzen Scheiß.

Laundromat Chicks »Lightning Trails«

Dass auf »Lightning Trails« die Beach Boys umgetextet werden (»Big Sur«), überrascht da ebenso wenig wie die erneut sehr schön formulierten Lyrics, die bei so Schwelgemucke umso wichtiger sind. Lieblingszeile: »There’s a hole in my heart / Where the pain comes in« (aus: »Never Return«). Es sind süße adoleszente Zeilen, die sich durch das leider sehr kurze Album – 19 Minuten! – wühlen und das gesamte Spektrum des menschlichen Fühlens so konzise und dabei in all seiner Pracht darstellen. Der Bogen zur Maturareise darf hier als geschlossen betrachtet werden. Die vermutlich nachhaltigste Nummer ist »Let’s Do This« über den tollen Moment, coole Menschen zu entdecken, und die zwangsläufige erste Frage: »Do you wanna be in my band?« Ja!

Laundromat Chicks »Lightning Trails«

»Lightning Trails« von Laundromat Chicks ist am 16. Juni bei Siluh Records erschienen.

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