Sexualpädagogik, mangelhaft

Wie stehen junge Menschen in Österreich zum Thema Verhütung? Wir haben euch einige Facts und Zahlen zum Thema zusammengestellt.

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Beim Thema der sexuellen Aufklärung reden ziemlich viele Akteure ein Wörtchen mit: Gesetzlich wird die schulische Aufklärung im Grundsatz zur Sexualpädagogik geregelt. Der Unterricht soll demnach fächerübergreifend und in Zusammenarbeit mit den Eltern gestaltet werden, die Kinder zur Entwicklung eigener Wertvorstellungen befähigen und über die Vermittlung des biologischen Basiswissens hinausgehen. Ein konkreter Lehrplan oder die Mindestzahl an Schulstunden werden allerdings nicht vorgegeben.

Aufklärung zwischen Comics, Youporn und der FPÖ

Trotzdem ist die Neufassung des Erlass aus dem Jahr 2015 sexualpolitisch ein Fortschritt, denn zuvor galt 25 Jahre lang ein Gesetz aus den 1970er Jahren, das 1990 nur geringfügig geändert wurde. Auf Youporn und Sexting Plattformen sind Pornos und Cybersex so leicht zugänglich wie nie zuvor, während soziale Medien drastisch zensieren und der weibliche Busen selbst im Rahmen von Anti-Brust-Krebs Kampagnen nicht zu sehen sein darf. Einen viralen Hit landete im Juni diesen Jahres die Organisation MCMA mit ihrer Videoanleitung #ManBoobs4Boobs, um zu demonstrieren wie Frau selbst ihre Brust auf Knoten untersuchen kann – die Zensur von Facebook und Instagram umging das Video, indem eine füllige Männerbrust zum Einsatz kam. Gleichzeitig werden in Aufklärungsmaterialien wie dem Film http://www.sexwecan.at nur Comic-, nicht aber reale Geschlechtsteile gezeigt. Und rechtskonservative Parteien – hierzulande die FPÖ – propagieren in ihren Parteiprogrammen überholte Familien- und Frauenbilder, die die sexuelle Selbstbestimmung vor allem in Bezug auf Gleichgeschlechtlichkeit der Partner und Kinderwunsch angreifen.

Österreich als sexualpolitisches Entwicklungsland

ExpertInnen kritisieren den zaghaften Umgang mit dem Thema Verhütung in Österreich und bezeichnen vor allem die schulische Sexualpädagogik als mangelhaft. Daraus resultiere unter anderem die überdurchschnittlich hohe Rate der Schwangerschaftsabbrüche im EU-weiten Vergleich. Herr Dr. Fiala, der Leiter des GynMed Ambulatoriums bezeichnet die schulische Sexualpädagogik als Katastrophe: „Es gibt zwar einen verpflichtenden Sexualkundeunterricht. Aber die Lehrer bekommen keine qualifizierte Ausbildung dafür und die Unterrichtsmaterialien sind mehr als unzulänglich – sie enthalten beispielsweise kein einziges Foto eines realen nackten Menschen.“

Verhütung als eine Frage des Geldes

Dass die Kosten für die Verhütung ab dem 21. Lebensjahr nicht mehr von der Krankenkasse übernommen werden fließt ebenfalls in diese Kritik mit ein. ExpertInnen warnen davor, dass sowohl Frauen als auch Männer nicht nur des Geldes wegen von der Verwendung bestimmter Verhütungsmethoden abgehalten werden, sondern auch wegen derer symbolischen Aufladung. Dementsprechend spielt beispielsweise der Wunsch nach Beteiligung des Mannes in Verhütungsfragen beim Griff zum Kondom eine Rolle beziehungsweise verhindert diesen je nach religiösem, ethnischen oder familiären Background.

Welche Methoden der Verhütung junge Menschen heute bevorzugen und weitere aktuelle Fakten und Zahlen haben wir für euch in einer Gallery aufbereitet. Die Daten entstammen dem Österreichischen Verhütungsreport 2015.

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