»Shh, bitte leise« – Wiens erste Listening Bar ist offiziell eröffnet

Mit dem Shh. hat im vierten Bezirk Wiens erste Listening Bar aufgesperrt. Wir haben uns angeschaut was und wer hinter dem Konzept steht.

© Daniel Kudernatsch

Endlich ist es auch in Wien so weit: In Zentrumsnähe hat vor kurzem das Shh., die erste Listening Bar der Stadt, eröffnet. Listening Bars, auch Jazz Kissas genannt, haben ihren Ursprung in Japan der 1970er Jahre und sind dort fixer Bestandteil des urbanen Lebens. Was zählt, ist die Musik – und was gespielt wird, bestimmen die Betreiber*innen. Speisen, Inszenierung und Einrichtung spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle.

Das Shh. ist ein relativ kleines, minimalistisch und gleichzeitig schick eingerichtetes Lokal. Dass die Musik im Vordergrund steht, merkt man gleich beim Betreten der Bar: Die gesamte Innenarchitektur und die maßgeschneiderte Musikanlage sind auf Musikgenuss ausgerichtet. Das verdeutlichen die mächtigen Lautsprecher und die beeindruckende Plattensammlung.

Shut up and – listen!

Laute Gespräche sind unerwünscht, in japanischen Listening Bars werden dauerquatschende Gäste sogar rausgeschmissen, weil sie den Musikgenuss der anderen Besucher*innen stören. Ganz so streng handhaben das die beiden Betreiber des Shh., Jörg Markowitsch und Stefan Skorepa, wohl nicht. Spannend ist, dass die beiden nicht aus der Gastronomie kommen und ihre Idee mit viel Idealismus in einem ihnen vollkommen fremden Metier umgesetzt haben.

Markowitsch war bei einem Japanaufenthalt von den Jazz Kissas vollkommen begeistert: »Die Atmosphäre der Listening Bars ist einzigartig. Man kommt rein, hört kurz hin und fühlt sich wohl. Die Musik steht an erster Stelle, das war wie ein Paralleluniversum.« Zurück in Wien, haben er und Skorepa die Idee und das Konzept für ihre eigene Listening Bar entwickelt. Im Herbst des Vorjahres fiel der Startschuss für die Bauarbeiten. Während im Juni und Juli 2025 ein Soft Opening stattfand, startete Shh. dieser Tage in den regulären Betrieb. Skorepa erklärt seine Vision: »Wir wollen unsere Listening Bar zum verlängerten Wohnzimmer mit Platten für Musikliebhaber machen. Der gemeinsame Musikgenuss steht im Vordergrund, verbunden mit einer gut sortierten Getränkekarte.«

Jörg Markowitsch und Stefan Skorepa bringen das Konzept der Listening Bar nach Wien (Bild: Daniel Kudernatsch)

Audiophiler Purismus auf Vinyl

Die Musikanlage spielt naturgemäß eine ganz wichtige Rolle. »Wir haben viel Geld und Zeit in Raumkonzept, Equipment und Klangqualität investiert. Die Anlage besteht aus einem Röhrenverstärker, maßgeschneiderten Lautsprechern von David Haigner beziehungsweise Multizellenhörner von Markus Klug und die stoffbespannten Wände optimieren den Hörgenuss«, kommt Markowitsch ins Schwärmen. Das Ergebnis ist ein glasklarer Klang und das auch bei geringer Lautstärke. Im Shh. ist alles ist auf die gute alte Schallplatte ausgerichtet. Einen CD-Player oder Mediaplayer für den USB-Stick sucht man vergebens. Dafür gibt es zwei Technics-1210er-Plattenspieler sowie ein Mischpult. Trotzdem werden Longplayer oft von der ersten bis zur letzten Nummer durchgespielt. Die gerade aufgelegte Platte wird in einem eigenen Ständer zur Information des Publikums präsentiert. Auch die beiden Betreiber stehen gelegentlich selbst hinter den Reglern und geben ihre Lieblingsscheiben zum Besten. Musikalisch gibt sich Stefan Skorepa offen: »Unsere Schwerpunkte sind Soul, R&B, Funk, Jazz, Latin, Beat, Easy Listening und Artverwandtes aus den späten Fünfziger- bis frühen Achtzigerjahren. Wir experimentieren aber auch mit unseren Gast-DJs und schauen, was ins Shh. passt und was nicht.« Davon kann man sich seit wenigen Tagen ganz regulär selbst überzeugen.

Die Shh. Listening Bar befindet sich in der Wiedner Hauptstraße 18 im vierten Wiener Gemeindebezirk. Sie ist derzeit Dienstag- bis Samstagabends geöffnet.

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