Siamese Elephants gehen es auf »What Happened at the Social Club?« eher unbeschwert an

Die Wiener Band Siamese Elephants startet mit »What Happened at the Social Club?« einen Versuch, den Indie-Rock zu reanimieren. Er ist geglückt.

© Markus Denicolo

Ist das noch »in« oder schon »retro«? In immer schnelleren Verwertungszyklen ist die Etikettierung gewisser Musiken als noch oder wieder modern nicht immer einfach. Zusätzlich hat dieser retrophile Aspekt stets etwas mit dem Gefühl einer besseren, weil einfacheren Vergangenheit zu tun. Und natürlich mit musikalischen Vorlieben. Weil – Achtung, offenes Geheimnis: Die meisten Menschen hören ihr Leben lang am liebsten die Musik, die sie im Alter von 18 bis 21 Jahren gehört haben. Für viele eben eine unbeschwerte Zeit. Was mich jetzt zu drei Dingen bringt. Erstens: Indie-Rock. Kann sich jeder was drunter vorstellen. Zweitens: First World Problems. Drittens: Fortgehen. Viertens – ja, gibt’s auch: Siamese Elephants.

Reanimation zwischen kuschelig und wild

Nicht ganz abwegig, diese Verknüpfung. Siamese Elephants, eine Vier-Buben-Gang aus Wien gibt es eigentlich schon seit 2014. Eine gewisse Bekanntheit wurde bereits aufgebaut: Jedes zweite Bild aus der Google-Bildersuche zeigt vier Männer mit fetzigen Frisuren, die andere Hälfte zusammengewachsene Dickhäuter. Erstere sind zwar nicht angetreten, den Indie-Rock an sich zu retten, aber eine gescheite Reanimation tut auch mal wieder not. Zielgruppe gibt’s ja. Auf ihrem Debütalbum zeigen sie gleich einmal das gesamte Spektrum dessen, was die Früh-Adoleszenten der Nullerjahre an ihrem Soundtrack mochten: knackigen Garagen-Rock mit wilder Distortion, sphärischen, fast schon kuscheligen L’Amour-Hatscher-Rock fürs Bereuen am Folgetag und teils ordentlich funky Gitarren-Licks.

Dem musikalischen Sujet entsprechend zeichnet die Gruppe konzeptionell und inhaltlich einen klassischen Fortgehabend nach: Von der Frage »wohin?« über den »Social Club« bis hin zur Nachbusfahrt nach Hause. Der Zeigefinger, den man wegen des Albumtitels hätte vermuten können, heben Siamese Elephants eher nur zum Bestellen des nächsten Kaltgetränks. Vielmehr sind sich die vier bewusst über die Lächerlichkeiten der »Few Problems« ihrer Generation, wie es in der gleichnamigen und besten Single des Albums heißt: »I just spent 200 on a T-shirt / Hate me, judge me / I’m an individual.« Unbeschwert eben.

Siamese Elephants »What Happened at the Social Club?«

Das Album »What Happened at the Social Club?« von Siamese Elephants ist am 23. April 2021 bei Seayou Records erschienen.

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