so viel stil wie Comic Sans

Dass Innsbruck jetzt mehr schmust, besser aussieht und ironische Bägs trägt, liegt an diesen Nowhere-Menschen.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

In IBK gibts seit längerem diese Nowhere-Typen. Die haben halt die Taschen mit dem “Es keat oafach viel mehr gschmust” in Umlauf gebracht, oder auch nicht, je nachdem, wem man glaubt. Veranstalten auch so gehypte “Little Berlin”-Events im Club Aftershave und im Project. Haben a eigene Foto Plattform (Gutenacht). Machen jetzt auch a eigenes Magazin (Gutenacht Geschichten). Protagonist is der Laurin-Strele Pupp.

Manchen Leuten in Innsbruck stößt die Formation ein bisserl ungut auf, weils zu jung, zu schön, zu erfolglos ist. Unter anderem hat jetzt zum Beispiel jemand den Store besprayt (Dürft ziemlich fresh sein, des Foto).

Dieser Artikel ist außerdem aus einem Mail rauskopiert, das nie als Artikel gedacht war. Wir dachten eben, das passt zu diesem Interview mit Laurin von Nowhere.

Innsbruck ist angeblich ein Ort, in dem man alles, was man gut findet, selber machen muss, meinte einmal der Innsbrucker Poetry-Slammer Martin Fritz. Ihr veranstaltet ja diverse Partyreihen und betreibt nebenher einen eigenen Clothing-Store. Anscheinend habt ihr also schon einige Sachen vermisst, oder?

Ja, schon irgendwie. Innsbruck ist nämlich eine Stadt in der nicht alle Interessenslüste gestillt werden können. Ich war schon immer ein Fan von Underground Musik und Mode. Natural born hipster wenn man so will. Das zu sein ist hier aber gar nicht so leicht. Es gab bis vor ein paar Jahren immer nur ein paar wenige Leute, die Interessen teilten.

Inzwischen ist das aber eh schon alles ganz anders. Die Stadt entwickelt sich total cool. Immer mehr Leute trauen sich, was Eigenes auf die Beine zu stellen. Clubs, Bars, Shops. Da ist echt viel passiert über die letzten fünf Jahre. Das ist eine gute Entwicklung. Es dauert zwar alles länger, aber die vielen Stundeten in Innsbruck bringen internationale Trends dann doch auch immer irgendwann nach Tirol.

Der Name Nowhere und die Designs – auf den Leiberln steht beispielsweise „Jung, schön & erfolglos“ – erinnern zwangsläufig an eine No-Future Ästethik. Ihr scheint gar nicht so erfolglos und zukunftslos zu sein. Wie läuft der Store so?

Eine No-Future Ästhethik ist doch das Schönste was man in seiner Jugend haben kann. Ich war auch schon immer überzeugter Tiefstapler. Oft unzufrieden und kritisch mit meinem Schaffen. Aber das ist schon gut so. Man sollte auch gar nicht so schnell zufrieden sein mit dem, was man macht, oder mit dem, was man hat. Jeder Mensch hat das Beste verdient. Und jeder Mensch sollte das Beste machen und vor allem nach dem Besten streben. Und das mach ich nun mal auch mit Nowhere. Deshalb wird jetzt umgezogen.

Gab’s da Probleme mit der Miete?

Mit der Miete gabs keine Probleme. Aber wir rücken näher ans Geschehen. Größere Räumlichkeiten. Bessere Lage. Mehr Angebot. Im jetzigen Lokal sind wir nun einfach an eine Grenze gestoßen. Diese wollen wir überwinden und wachsen.

Der neue Store soll kompletter werden als der jetzige. Von Hosen über Schuhe zu Accessoires. Wir wollen ein komplettes Sortiment anbieten. Aber trotzdem diesen faden Mittelweg, den in Innsbruck jeder geht, nicht auch dahintrotten. Es wird trashy aber classy. Nasty, aber doch fancy. Was auch immer – genug jetzt mit tollen Worten. Alle einfach mal gespannt sein bitte!

Wie ging sich das damals eigentlich aus, als noch ziemlich frisches Label eine relativ große Lokation anzumieten?

Das ist wohl dem Schmusen zu verdanken. Das war tatsächlich vor 1-2 Jahren schon ein so großes Ding, dass ich mir davon den Shop leisten konnte.

In Hamburg hab’ ich mal mitbekommen, dass Auslagescheiben von Stores eingeschlagen wurden, wahrscheinlich weil sich die Anwohner nicht mit der Haltung identifizieren konnten (Kauf Dich Glücklich). Bei Euch wurde ja letztens die Eingangstür besprüht. Auf was führt ihr die Ablehnung zurück und wie geht Ihr damit um?

Oh, darüber haben wir uns alle sehr gefreut! Endlich ins Repertoire der Sprayer aufgenommen zu werden – ein Ritterschlag! Außerdem eine hervorragende Werbung. Die Türe haben wir gesäubert, die Wände lassen wir – bis auf Widerruf unserer lieben Vermieterin – beschmiert. Das bekräftigt unser – ohnehin schon sehr ghettohaftes – Ghetto Image nur noch ein bisschen mehr.

In Innsbruck sind die Szenen ja überschaubar. Sobald etwas Erfolg hat, zieht es meist die Blicke der Anderen auf sich. Habt ihr so etwas schon erlebt? Wie geht ihr damit um?

Es gibt schon ein paar Crews die alle geilen Scheiß machen. Da ist Konkurrenzdenken aber was ganz natürliches. Vor allem sitzen wir ja alle im selben Boot. Jeder will Innsbruck zu einer cooleren, lebenswerteren und vor allem weltoffeneren Stadt machen. Wenn man sich die Entwicklung allein über die letzten 5 Jahre anschaut… Ach, das hab ich schon gesagt.

Oskar Werner meinte mal wegen eines gescheiterten Projektes, dass man in Tirol die Bretter des Lebens nur zum Schifahren verwendet. Eure Bretter sind neben denen des städtischen Laufstegs auch die Mischpult-Vernagelungen. Die Partys laufen, oder?

Läuft bei uns – auf jeden Fall. Aber das hat eine einfache Erklärung. Menschen wollen Partys feiern. Egal wo. Egal wann. Das ist ein Grundbedürfnis. So wie schmusen. Wir geben im Grunde den Leuten in Innsbruck einfach nur das, was sie zum Leben brauchen. Eine Stimme die ihnen sagt – es ist OK mit jedem, den du willst zu schmusen. Es ist völlig in Ordnung, 12 Stunden lang durchzuraven. Dafür mag man uns.

Im Rahmen der Nowheretrax-Reihe habt ihr ja bereits u.a. Riton, Djedjotronic, French Fries, Salute und Feadz nach Innsbruck geholt. Im Juni ist ein Festival in den Stadtsäälen, die abgerissen werden sollen, geplant. Wird das also eine waschechte Abriss-Party?

Aber Hallo! Ein Wunder, dass der Club Aftershave noch steht, in dem wir immer unsere Nowheretrax-Parties feiern. Auch wenn diese im kleineren Rahmen stattfinden. Das Festival wird mit Sicherheit unser größtes Projekt bis dato.

Habt ihr schon schlechte Erfahrungen mit Künstlern und oder Bookings gemacht? Gibt’s Anekdoten?

Einmal hatten wir einem Künstler zu wenig Geld fürs Flughafen Taxi gegeben. Aber selbst ist der Jj und sucht sich seinen Weg dorthin auf eigene Faust. Seine Odyssee endete mit zwei blutigen Füßen und einem verpassten Flug, irgendwo in einem Dorf, weit, weit weck vom Innsbrucker Flughafen. Nochmals sorry Tom, aber Respekt für deinen Marsch!

Gibt’s vielleicht schon erste Verlautbarungen zum Line-Up?

Es wird ein Seiltanz zwischen Hip Hop und Techno. Viele Wiener und Tiroler Freunde. Und naja – ein paar fette internationale Headliner haben wir schon auch am Start.

Klassiker: Was kommt?

Neuer Shop. Geiles Festival. Alles wird gut.

Das Nowheretrax Festival findet am 5. und 6. Juni 2015 in den Städtsäalen Innsbruck statt. Der Nowhere Store steht in der Franz Fischer Strasse 5, Innsbruck. Online gibt es Spitfires, 5Panels, Sweatshirts und American Apparel hier:

i>www.nowhere-fashion.com

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...