Amazon-Kunden zerreißen Weltliteratur. Wir haben uns das für die letzten 100 Jahre der Klassiker der österreichischen Literatur angesehen.
Ab und zu ein bisschen Reich-Ranicki spielen, muss auch mal sein. Und wo geht das besser als auf Amazon oder Lovelybooks-Bewertungen? Bei manchen Kritiken der Leser und Leserinnen, die so in den Weiten des Internets abgeladen werden, sind das Perlen vor die Säue.
Deshalb haben wir einige dieser bemerkenswerten Meinungsbekundungen herausgesucht. Dabei haben wir uns auf österreichische Literatur der letzten 100 Jahre beschränkt. Die Orthographie wurde natürlich nicht angetastet. Bei den ausgewählten Stellen handelt es sich um Auszüge. Meistens lohnt es sich jedoch, die ganze Kritik nachzulesen, deshalb haben wir sie für euch verlinkt.
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften (1940)
"Die Blechtrommel hat mich ziemlich mitegenommen also dachte ich logischerweise der Nachfolger wäre ähnlich gut. Fehlanzeige.Total Deutsch. Keine Ahnung. Schlechte Übersetzung. Wenn Murakami das nur wüsste! Ziemlich genau." (Steffen Meier)
Thomas Bernhard: Frost (1963)
»Ich fand das Buch eher fade, da passiert zu wenig. Außerdem sind Medizinstudenten doch sowieso arrogant. Kann mir jemand erklären, ob der Anstreicher am Schluss stirbt? Damit hätte der Medizinstudent doch völlig versagt. So was wird kein guter Arzt. Als Krankenpfleger darf mir so was nicht passieren. Vll geht der Anstreicher nur länger spazieren.« (Lesewurm)
Ingeborg Bachmann: Malina (1971)
»Der Roman "Malina" ist einfach nur langweilige deutsche Innerlichkeit und mehr nicht. Nicht ganz so schlimm wie Bachmanns banale Gedichte, aber doch auch schon schwer zu lesen. Dennoch habe ich mich bei der Lektüre ein wenig amüsiert, weil ich Bachmanns übersteigerten Weltschmerz so erheiternd finden. Verbeamtete Deutschlehrer und Deutschlehrerinnen werden solchen Gemütsschrott mögen. Dieser Roman ist das Zeugnis für eine völlig verwirrte Frau, die lebensunfähig war.« (Billy Budd)
Thomas Bernhard: Wittgensteins Neffe (1982)
"ich habe das buch auch noch nicht gelesen und werde es auch nicht lesen weil bernhard nicht einer meiner lieblingsschriftsteller ist sozusagen und auch nicht mein lebensmensch schon gar nicht und das ist ja alles eine lebensvernichtungsmaschine sowieso, aber er ist mit seiner bescheuerten masche bei unseld durchgekommen und das ist ja immerhin auch etwas. servus miteinand." (josef s)
Elfriede Jelinek: Die Klavierspielerin (1983)
»Jelinek lesen bereitet die gleiche Lust wie ein Zahnarztbesuch: da drillt der Bohrer durch's ewige Eis, um es mal bildhaft, aber nicht überzogen auszudrücken, und man spürt und hört die Zahnarztgeräusche, die man so liebt. Wie heißt es anlässlich des Besuchs einer Eisdiele: "Sie gabeln unaufhörlich ihre Kältebissen in ihre Eishöhlen! - genau so!« (Michael Collin)
Ödön von Horvath: Jugend ohne Gott (1938)
"echt schoen- laut jedem Deutschlehrer. Der ist allerdings n bisschen komisch. Falls man auf verwirrende Antiquitaeten aehnlich dem alten Testament steht, der sollte sich in die Klapsmuehle einweisen lassen- zusammen mit dem Buch- und sich auf einen schoenen lebensabend vorbereiten. Servus" (Ein Kunde)
Peter Handke: Immer noch Sturm (2010)
»Leider versteh ich von literatur überhaupt nix, sondern sehe überall nur strukturen, die ich analysiere. Es würde mich interessieren, was die Slowenen zu dem Slowenischen getue dieses autors sagen. Die Slowenen werden sich schön bedanken, und die Slowenischen partisanen werden das buch schulterzuckend beiseitelegen, so ist zu befürchten. Da ich eine unerfahrene, unbelesene tusse bin, erscheint mir Handke als literat völlig unbegabt [...] Offenbar ist der literaturbetrieb ähnlich wie die automobilindustrie: Beide nehmen sich hochernst bis zur paranoia und beschäftigen sich am ende doch nur mit schrottverwertung.« (Anja Friedrich)
Robert Schneider: Schlafes Bruder (1996)
"An was ich mich noch sehr gut erinnern kann ist, das jemand aus Elias Dorf (in dem fast alle sehr seltsam und grausam sind) etwas am Bein hatte (ich glaube es war gebrochen) und auch große schmerzen erleiden musste, da sah er eine Katze und er dachte sich, dass er nicht der einzigste sein sollte der leidet und zertrümmerte mit einem Stein die Pfoten der Katze. Damals war ich vielleicht zu jung (damals 12, heute bin ich 15) um dieses Buch zu verstehen aber ich kann mir nicht vorstellen das ich es mögen werde wenn ich älter bin." (Ein Kunde)
Stefan Zweig: Sternstunden der Menschheit (1938)
"Insgesamt spricht aus dem Buch die angestaubte Sichtweise von großen Männern, die Geschichte machen. Man kann aus dem Buch lernen, dass man kein Waschlappen sein sollte, wenn es drauf ankommt, das war's dann aber auch." (Oliver Völckers)
Marlen Haushofer: die Wand (1963)
" Alles was die Protagonistin kümmert, ist die Viecher durchzufüttern. Geht's noch?? Die Menschheit ist aller Wahrscheinlichkeit krepiert, sie ist Gefangen hinter einer undefinierten Wand ... und sie füttert Viecher?!?! Und sie füttert sie lang, viele Seiten lang, gaaanz viele Seiten lang. Und dann kommt irgendwann auf den letzten Seiten der böse Mann. Und erschießt ihre Viecher. Bringt das ökologische Gleichgewicht ihres Schneekugel-Paradises ins Wanken." (Jürgen Obermeier)
Elfriede Jelinek: Lust (1989)
"»Lust«, 1989 erschienen, habe ich auf einem Flohmarkt für 50 Cent als Taschenbuch gekauft, da ich noch kein Werk von Jelinek gelesen hatte. Ich hätte die 50 Cent besser einem Obdachlosen gespendet oder in den Opferstock einer katholischen Kirche eingeworfen, um guten Gewissens eine Kerze entzünden zu können, obwohl ich nicht katholisch bin." (G.J.Mathia)
Stefanie Sargnagel: Binge Living (2013)
"stefanie sargnagel ist die lustigste person von da bis texas. sie verfügt über eine aussergewöhnliche beobachtungsgabe und bringt mit viel sympathie die grausligkeiten des lebens zum vorschein. viele finden das nicht lustig, weil sie finden, das leben ist eh schon grauslig genug. menschen mit ein bisschen selbstbewusstsein halten das aber aus und finden dieses buch einfach wirklich verdammt witzig, weil es so traurig ist. ;-)" (defsonic)
Arthur Schnitzler: Traumnovelle (1926)
"Im ganzen ein mäßig interessantes Buch...außerdem sind die Namen Albertine und Fridolin absolut bescheuert!" (Susanne Zeller)
Wolf Haas: Auferstehung der Toten (1996)
"Hallo, ich bin kein Norddeutscher, aber ich kann ebenfalls mit dem Stil von Wolf Haas einfach NICHTS anfangen. Wurde mir als Krimi empfohlen, aber machen ein paar Tote und ein Detektiv schon ein Buch zum Krimi? Das Buch ist ganz einfach zäh, es liest sich wie ein Kaugummi der vertextet wurde. Um ein Bild zu benutzen was auf dem Niveau des Buches sich bewegt." (Ein Kunde)
Thomas Glavinic: die Arbeit der Nacht (2006)
"Die 395 Seiten hätten locker auch 1000 Seiten sein können, da Glavinic anscheinend mit "Copy and Paste" arbeitete. Er hat wohl die ersten 50 Seiten jeweils kopiert und durch ein paar Ersetzungen geändert [...] Ich liebe Bücker - Sorry, aber dies wird mein erstes Buch sein, welches ich in den Müll werfe. Anders kann man sich gegen so etwas nicht wehren." (Book-Bernie)
Thomas Glavinic: Das Leben der Wünsche (2009)
»Ich wünschte, ich hätte mir ein gutes Buch gekauft. Eine völlig wirre, sinnlose Geschichte, die mit Wünschen nichts zu tun hat. Der Klappentext hat mit dem Inhalt absolut nichts zu tun. Z.B. parkt Jonas seinen Wagen, geht ein paar Schritte, befindet sich mitten im Hochgebirge, wo er 2 Männer und 1 Frau trifft. Die Männer verprügeln die Frau auf ihrer Bergwanderung. Dann ist das Kapitel zu Ende.« (ChrisMes)
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt (2005)
»Miserable Lieferzeit. Musste 10 Tage warten... nicht empfehlenswert. Habe das erste und letzte mal bestellt. Ansonsten war der Artikel gut.« (Marcel Mühlhofer)
Marlene Streeruwitz: Verführungen (1996)
"Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag und endet mit einem stundenlangen Triangel-Solo. Dazwischen liegen einige wenige Dissonanzen (Akkordeon-Orchester) und lange Monate im Leben einer Alleinerziehenden, die immer nah am Suizid entlangschrammt. Und immer, wenn man glaubt, dass jetzt endlich etwas passieren wird, passiert doch wieder nichts."(Sascha Schmidt)
Eva Menasse: Vienna (2005)
"Es gibt Literaten, die meinen, wenn sie Langeweile beschreiben, dann müßten sie langweilig schreiben. Das ist wie wenn ein Maler einen dicken Mann darstellen will und deshalb ein dickes Holzbrett statt eine dünne Leinwand als Malgrund wählt."(Amazon Customer)
Josef Winkler: Natura Morta (2001)
"Kein Verb ohne Adverb, kein Substantiv ohne blumige Adjektive. Jaja, wir beschreiben, verstehe, sehr intensiv, verstehe; tiefe, echte Urgefühle, mhm. Aber am Ende klingt alles, als hätte Winkler ein Computerprogramm ausprobiert, mit dem man möglichst viele Adjektive nach Satzschema F in einem Text unterbringen kann. Das holpert, stolpert, müht sich - und langweilt rasch ins Grab. Natura Morta, lettori morti." (Luigi)
Wir erweitern die Liste noch gerne. Einfach Link an marcelreichranicki@thegap.at schicken.