Stillstand in Schwarz-Weiß

Der zweite Ausflug in Frank Millers monochromen Moloch will sowohl Vorgeschichte als auch Fortsetzung sein – und stiftet dabei mehr Verwirrung denn Freude. Daran ändern auch Eva Greens Nacktauftritte nichts.

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"Sin City" war 2005 ein Instant Classic mit revolutionärer Optik, ein knallharter Actionthriller in der Tradition Tarantinos (der auch als Gast-Regisseur an der Produktion mitwirkte) und der Hardboiled Detectives aus den 30er Jahren. Ganze neun Jahre ließen sich Frank Miller und Robert Rodriguez für die Fortsetzung Zeit. Vom alten Ruhm ist wenig übrig, der klassische Vorwurf, "zu wenig, zu spät" völlig angebracht. "A Dame To Kill For" wirkt wie ein Reunion-Gig, nicht wie ein anständiges Sequel. Schuld trägt keineswegs die Optik. Sie mag ihren Neuwagenglanz eingebüßt haben, doch die vorwiegend in schwarz-weiß gehaltenen, praktisch direkt aus Millers Graphic Novels übernommenen Bilder sind heute noch so umwerfend wie damals. Auf der narrativen Ebene entpuppt sich die Fortsetzung hingegen als schmerzlicher Rückschritt.

"A Dame To Kill For" ist in drei Haupthandlungsstränge unterteilt: Privatdetektiv Dwight (Josh Brolin) eilt seiner alten Flamme Ava (Eva Green) zu Hilfe und lässt sich von ihr um den Finger wickeln. Poker-Ass Johnny (Joseph Gordon-Levitt) düpiert Senator Roark (Powers Boothe) beim Kartenspiel und muss nun dessen Rache fürchten. Stripperin Nancy (Jessica Alba) träumt davon, Roark umzubringen, da er ihren alten Beschützer (Bruce Willis) auf dem Gewissen hat.

Im konfusen ersten Akt des Films erzählen Miller und Rodriguez die drei Geschichten parallel, bevor sie die Fäden entwirren und einzeln weiterverfolgen. Das anfängliche Tohuwabohu löst sich aber nie vollständig auf. Ein Mysterium bleibt etwa die zeitliche Abfolge der einzelnen Episoden – auch im Hinblick auf die im Vorgänger gezeigten Ereignisse. "A Dame To Kill For" möchte zu gleichen Teilen Prequel und Sequel sein und scheitert an der ambitionierten Aufgabe. Das grundlegende Manko des Films ist aber ein anderes: Dem (dreigeteilten) Plot fehlen Kreativität und Biss, die alten Geschichten waren schlicht und einfach besser als die neuen. Statt auf eine einprägsame Story bauen Miller und Rodriguez vorwiegend auf Eva Greens entblößte Brüste. Auch hier ist an der Optik nichts auszusetzen. Vom Sequel eines so wegweisenden Films hätte man sich jedoch mehr erwarten dürfen.

"Sin City 2: A Dame To Kill For" läuft bereits in österreichischen Kinos.

Bild(er) © Sony
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