Grün und lila sind Crack Ignaz Lieblingsfarben, seine Lockenpracht vergleicht er mit der von „Schneckerl“ Prohaska und Karl-Heinz Grasser schuldet ihm seiner Meinung nach bereits zehn Milliarden Euro. Wir haben uns mit dem Salzburger Shootingstar unterhalten.
Crack Ignaz hält sich bekanntlich für den besten Rapper Österreichs ‘– und wir halten das gar nicht mal für deutlich übertrieben. Auf jeden Fall steht er für originelle Texte und einer Portion Swag auf extravaganten Beats – und das alles im Salzburger Slang, gestylt mit Lolita-Brille und Afrokamm.
Um sein Swag- und Haze-Image zu verstärken, hat Crack Ignaz den dazugehörigen Lebensstil als Teil seines Namens konstituiert. Trotzdem erklärt der Salzburger Rapper, dass die Künstlerfigur von Hanuschplatzflow-Kollegen initiiert wurde, Lex Lugner bastelte die Instrumentals. Heraus kam ein im deutschsprachigen Raum fast einzigartiger Sound, der uns ein wenig an der Generation Purple teilhaben lässt. Im Interview erzählt Crack Ignaz , warum die Bundesliga uninteressant ist, er seine EP „Free Kony“ genannt hat und welchen Musiker er „beeindruckend as fuck“ findet.
Du bist Mitglied der Hanuschplatzflow-Posse. Wie würdest du HPF definieren?
Crack Ignaz: Das ist gwant.
…und ihr verurteilt „hochkulturelles Geschwafel“.
(lacht) Jedes einzelne Individuum bei HPF tobt sich mit seinem eigenen Gedanken und kreativen Kapital aus. Der, der das geschrieben hat, hat das einfach geschrieben. Jeder handelt für sich selbst, es ist schon fast anarchisch und das trägt anscheinend Früchte. Ich würd den Text nicht so ernst nehmen.
Wie beteiligt ihr euch am kulturellen Gehabe?
Die meisten von der Crew sind ziemliche Mario Kart Addicts. Jetzt wird gerade an einer HPF-Version von Mario Kart 64 gearbeitet, bei der die Skins von den Maps mit irgendwelchen Grafiken aus dem HPF-Universum ersetzt werden. Und die Fahrerfiguren werden mit Fotos von den HPF-Interpreten ersetzt. Ich glaub ich bin die Prinzessin so weit ich weiß. Find ich nice, ich bin gern die Prinzessin. Eigentlich wollt ich der Joschi sein, aber der ist schon der Paparoqué. Aber Peach ist die zweite Wahl. Und Heribert ist der Donkey Kong.
Pif Paf meinte in einem Interview dass er die Sauf-Schiene fährt, Drexor die Battle-Schiene und du die Swag-Schiene. Würdest du das auch so sehen?
Oberflächlich gesehen ja, kann ich so unterschreiben, obwohl ich’s anders formulieren würde, aber passt schon. Ich versuch schon auch mehr als Swag zu machen, ich mach einfach das, was mir am meisten Spaß macht.
Aber gleichzeitig nennst du dein Album „Swagtape“. Wer ist eher auf diese Schiene gekommen? Du oder dein Produzent Lex Lugner?
Der Lex hat mich da inspiriert. Er, O.P. und Jazzy Dick haben mir zu Anfangszeiten sehr viel gezeigt, was ich noch gar nicht kannte. Die Begegnung mit ihnen hat mich baseder gemacht, wie man so schön sagen kann. Sie haben mich sozusagen initiiert.
Wolltest du das am Anfang gar nicht?
Dass ich es nicht wollte, würd ich nicht sagen, ich hab’s nur nicht gekannt.
Welchen Einfluss haben dann Cloud Rap und A$AP Rocky auf dich?
Ich hab den Begriff Cloud Rap erstmals in dem Gap-Review gehört, aber ich find’s nice, dass das einen Namen hat. A$AP Rocky hat mich zaht, wie „Everything is Purple“ rausgekommen ist, da war ich ziemlich geflashed. Aber ich finde es mittlerweile zu Tode gehyped. Ich diggs nicht mehr so sehr und würd mich nicht als Fan bezeichnen.
In ein paar Youtube-Kommentaren bei deinen Videos kann man nämlich lesen, dass du ihn nur kopieren würdest.
Nein, die Intention ist nicht vorhanden, aber sicher fließt viel von aktuellen Sachen bei mir ein, bewusst und unterbewusst. Gezielt gebitet wurde bis jetzt Juicy J und Lil B. Aber Juicy J biten ist lustig.
Trotzdem kann man diese Ami-Schiene nicht abstreiten, immerhin warst du der Erste, der das auf Deutsch gemacht hat.
Natürlich nicht, ich hör sicher großteils Ami-Rap. Es kommt nur raus, was mich inspiriert auf meine Art und Weise wiederzugeben. Auf jeden Fall kommt viel von Amerika, wobei nicht die Intention vorhanden ist, das zu kopieren. Jetzt gerade bin ich ein großer Fan von Lil Bibby, der schaut aus als wär er 15 und kommt aus Chicago. Beeindruckend as fuck. Wenn ich irgendwas seh, was mir gefällt, dann fließt das unterbewusst ein. Aber auch so Sachen wie Drake sind ultrahaß, das ist endlos und man kann sich vor der Inspiration gar nicht wehren.
Kommt das auch vom Ami-Rap dass du dich selbst als „Neger“ bezeichnest?
Mach ich sehr ungern, aber ja, sicher. In „Görn“, kommt es wahrscheinlich von dem, aber ich machs nicht gern und finds nicht cool. Obwohl ich gerade mit dem Lugner einen Track mach, wo ich genau das in der Hook andauernd mach.
Aber warum machst du es dann, wenn du es eh nicht cool findest?
In der Phrase bei „Görn“ spiegel ich ja nicht meine Sichtweise wider, ihr Vater ist halt keinen „Neger“ gwohnt, das ist seine Sicht mir gegenüber. Das ist auch automatisch der Grund, warum er nicht mag, dass ich mit seiner Tochter abhäng. Beim Track mit dem Lex, der dann hoffentlich aufs Album drauf kommt, klingts so verdammt swaggy, deswegen ghört das dazu, es klingt einfach zu dope. Aber ich finds blöd sich als Nigga zu bezeichnen, vor allem in Europa. Wenn man aus Amerika kommt und diesen Background hat, versteh ichs. Aber in Europa hat man die Identität nicht automatisch nur weil man dunkelhäutig ist, das ist nicht dieselbe Geschichte.
Gibt es denn in Österreich auch Leute, die das zu einem sagen und negativ meinen?
Ja sicher. Aber ganz selten. Ich finds recht lustig, weil manche Leute sagen sie wären so gern schwarz, dann könnten sie Nigga sagen. Da denk ich mir: Okay, das können sie auch sagen, wenn sie weiß sind – wirkt halt saudumm, genauso wie wenn man schwarz ist. Aber wenns wer machen will, soll ers machen. Hat halt auch schon wieder eine andere Bedeutung als noch vor ein paar Jahren.