The Sound Of Noise

Bands, die auch nur ansatzweise nach The Cure oder Joy Division klingen, werden heutzutage kurzerhand in die ohnehin überquellende New-Wave-Schublade gepfercht. Eine davon sind The Cinematics. Anfang März betourten sie Österreich, unter anderem auch das Rockhouse Salzburg.

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Schottland ist ja tendenziell eher fad. Entweder bohrt man dort gepflegt in der Nase oder schaut dem Monster von Loch Ness beim Plantschen zu – vor allem wenn man in einer Kleinstadt in den Highlands wie Iverness aufwächst. Alternativprogramm: Man zieht sich in eine staubige Garage zurück und schrammelt auf einer Gitarre vor sich hin. So geschehen bei den vier Buben von The Cinematics. Ursprünglich spielten sie in verschiedenen Schulcombos, diese lösten sich aber nach und nach auf. Nach der erfolgreichen Kleinstadtflucht Scott Rinnings, Larry Reids, Adam Goemans’ und Ross Bonneys hauten sich die vier dann 2003 in Glasgow auf ein Packerl: The Cinematics waren geboren.

Mit ihrem Debütalbum „A Strange Education“ konnte sich die Vierercombo bereits einen Namen machen. Mittlerweile steht schon ihr zweites Album im Plattladen des Vertrauens. Energetisch, druckvoll und unglaublich tanzbar klingt ihre Musik auf Platte. Dass das auf der Bühne ähnlich ist, davon konnten sich Anfang März die Besucher des Salzburger Rockhouses einen Eindruck verschaffen.

Live hängen The Cinematics mit ihren geradlinigen Drum- und Basslines irgendwo im luftleeren Raum zwischen Ungestüm und Zurückhaltung und bedienen sich dabei schamlos aus dem Fundus der britischen Musikszene der letzten 30 Jahre – kein Wunder, dass sie wie so viele in den letzten Jahren, das Etikett „New Wave“ auf die Biografie gepappt bekommen. Dass dabei nicht unbedingt Überraschendes oder Unverwechselbares entsteht, ist absehbar – hinter ähnlich gearteten Formationen wie Maxïmo Park, The Editors oder den Arctic Monkeys müssen sich The Cinematics dennoch nicht verstecken. Besonders bei beschwingten, tanzbaren Nummern, wie „She Talks To The Trees“ oder „You Can Dance“, wird das offensichtlich. Scott Rinnings Stimme schraubt sich dabei mit einer diskreten Weinerlichkeit im Tonfall über den melodieverliebten Sound. In Rinnings exaltiertem Gesang liegt auch das größte Abwechslungspotential im akustischen Einheitsbrei.

Im Publikum werden inzwischen die Kräfteverhältnisse auf den Kopf gestellt: In den hinteren Reihen ist mittlerweile mehr los als in den vorderen – zumindest werden die Köpfe dort eine Spur rhythmischer hin und her manövriert. Bei Lied Nummer sechs, der aktuellen Singleauskoppelung „New Mexiko“, beginnt eine sportlich ambitionierte Avantgarde schließlich dynamisch auf- und abzuwippen. Der Funken springt über – nach einer langen Anlaufzeit. Das mag auch daran liegen, dass die energetischeren Nummern für die zweite Hälfte aufgespart worden sind. Als Gesamteindruck bleibt ein Hybrid zwischen Kings of Leon und Joy Division zurück. Und irgendwie, so rein optisch zumindest, hat ja Scott Rinning auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Ian Curtis

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