Das fehlende »Ham«-Gen – »King Of Simmering« von Turbobier

Von wegen »Blödelband«: Mit dem dritten Album finden Turbobier mal wieder den richtigen Ton und bleiben ihrem Rezept treu: Hopfen, Malz und Feuerwasser.

© Philipp Hirtenlehner

Vorab: Vergessen Sie alles Negative, was Sie jemals über die Gruppe Turbobier gehört haben. Keine Band versteht es aktuell – und das schon seit 2014 – so zeitgemäß, humorvoll und stets on point, des Österreichers höchstes Gut – »ja, ja, der Alkohol« – mit hohem popkulturellem Verständnis für Referenz und Virality zu inszenieren. Wer da »Und wer denkt an die Kinder?« fragt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Die Meister des themenbezogenen Covers – hierfür sei Ihnen das kostenlose Mixtape »Drangla Hits 77« aus dem Jahr 2016 empfohlen, es wird Ihr Leben verändern! – veröffentlichen auf ihrem dritten Album wieder Selbstkomponiertes. Künstlerisch immer schwierig. Aber – und das ist das große Verdienst von Turbobier – es bleibt weiterhin sympathisch, authentisch und sehr leiwand.

Auch wenn die Turbobiers schon längst im vermeintlichen Mainstream angekommen sind – der Vorgänger »Das neue Festament« stieg direkt auf der Eins ein –, mit dem tatsächlichen Mainstream-Success von Seiler & Speer und Pizzera & Jaus lässt es sich gut mitschwappen. Übergeschwappt haben auch die Krügerl, Seiler & Pizzera finden sich als Gäste auf der neuen Scheibe.

Die Zeichen stehen auf Exzess

Natürlich geht’s auch bei »King Of Simmering« nur um das eine: Die nicht erst seit Maxl und dem Café Zipp beste Kaisermischung Wiens: Saufen und Simmering! Musikalisch flexibel, mit meist handelsüblichem Punkrock, der aber stets wenig aneckt und den superb gereimten Lyrics, die es ja ausmachen, Raum zur Entfaltung lässt, stehen die Zeichen auf Exzess: Liebeslieder an Orte der Vernichtung (»Tanke«) oder die Vertonung des typischen DNA-Defekts mit dem fehlenden »Ham«-Gen, wie etwa in »Fassl«, das gut das Album zusammenfass(l)t: »Ach, scheiß drauf, reiß noch a Fassl auf / Komm, geht schon, das Fassl sauf’ ma aus!«.

Dass mit »VHS« auch ein etwas untypisch konservatives Stück oben ist, ist geschenkt, denn: Hier stimmt einfach sehr vieles. Eine originäre Idee, solide umgesetzt für ein breites Publikum, aber mit zahlreichen Entdeckerboni für die Auskennerpartie.

»King Of Simmering« von Turbobier erscheint am 8. März 2019 bei Pogo’s Empire. Gefeiert wird dieses Ereignis auch live – und zwar am 8. sowie 10. März im Gasthaus Brigitte in Wien bzw. am 9. März im Gasthaus Auerhahn in Linz.

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