Um Ungerechtes sichtbar zu machen, ist der Griff zur Umkehrung von Sexismus mitunter sehr wirkungsvoll. Die Musikerin Inner bespielt im Video zu »K.O.« das hierarchische, emotionale Gefälle einer Muse mit ihrem Künstler.
»I’ll let your grief inspire me« – in der ersten Zeile des Refrains von »K.O.« klingt schon durch, dass es hier um emotionale Ausbeutung geht. Die Musikerin und visuelle Künstlerin Inner zeigt mit ihrer erst zweiten Single, dass sie schon in frühen Releases vieles zu sagen hat. Nach dem bemerkenswerten Erstling »Tear Me« bringt Lea Föger, wie Inner in ihrem Ausweis heißt, in »K.O.« eine wichtige Message zum Ausdruck: Ist es in Ordnung, wenn sich KünstlerInnen an ihren Musen emotional laben? Und welche sexistischen Strukturen prägen das Bild des genialen, männlichen Künstlers und seiner emotional abhängigen, traurigen, weiblichen Inspiration?
Mit dem Filter des reverse sexism zeigt sich Inner im Video zu »K.O.« als unnahbare Fahrerin, die das Lenkrad genauso stark in ihre Kontrolle nimmt, wie ihre männlichen Inspirationsfigur – gespielt vom Lex-Audrey-Frontmann Niklas Pichler, der Inner live und im Studio musikalisch unterstützt. In einer Roadmovie-Ästhetik der 60er Jahre zeigt sich in der Darstellung dieses Sad Boys und der starken Performerin, wie sehr wir überall sonst Frauen als inspirierenden Sidekick objektivieren und als handlungsunfähig rahmen.
Inner zeigt in »K.O.« aber nicht nur gesellschaftliche Relevanz, die Oberösterreicherin hat auch musikalisch einiges anzubringen. Wer im zweiten Release eine Hook so gut liefern kann und ein gutes Gespür fürs richtige Tempo beweist, darf sich schnell auf vielerorts Fans freuen.
Inner hat heute ihre zweite Single »K.O.« via Rainbow Papaya Records releast. Ein Album ist in Arbeit.