Wenn kafkaesker Dada-Rap auf einen visuellen Ausflug mitten ins Nest trifft, dann kündigt das experimentelle Theaterkollektiv Spitzwegerich rund um Bulbul-Frontmann Manfred Engelmayr und den Schauspieler und Musiker Simon Dietersdorfer damit seine Debüt-EP an.
Spitzwegerich wurde von Birgit Kellner und Christian Schlechter als Plattform für Objekt- und Figurentheater gegründet. Verstaubte Theaterformate sollen dabei aufgeknackt werden, um Raum für Experimente zu schaffen – was offensichtlich gelingt. Mit dem Musiker Manfred Engelmayr und dem Schauspieler und Musiker Simon Dietersdorfer aka Cimonfinix entstanden bisher zwei Theaterproduktionen, aus denen nun jeweils drei Songs sowie ein Musikvideo veröffentlicht werden.
Eines davon, nämlich die kafkaesk-erotische Auskopplung namens »Bugplug«, feiert hier heute Videopremiere. Gregor Samsa würde bei den nachfolgenden Bildern wohl recht kribbelig, wenn Vocals anstatt Sinn eher Rhythmus transportieren und aus dem Gewusel im Inneren des Kakerlakenbaus plötzlich Proberaum- und Performancebühne werden.
Käfer, Murmeln und Kokons
Das Video zu »Bugplug« entpuppt sich (pun intended) innerhalb der guten drei Minuten zu einem intensiven Spektakel, nach dem man irgendwie auch nicht so richtig weiß, was da gerade passiert ist. Alleine die alienartige Ameisenkreatur mit Cinch-Kabel-Fühlern wäre an dieser Stelle eine Interpretation wert, die sämtlichen Poesie-Lehrer*innen der lokalen Unterstufe die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Trotz der Nähe zum Klamauk ist das eben Gesehene allerdings kein bisschen weniger ernst zu nehmen. Der Sound kommt immerhin ganz schön groovy daher und alleine die Vorstellung, sich diese Kollaboration auf einer Bühne – so ganz live und in echt – anzusehen, dürfte Theaterkritiker*innen jetzt schon zur Weißglut treiben. Glücklicherweise gibt es zur Beruhigung jetzt erst mal eine EP.
Die EP »Larvenzeit« von Spitzwegerich ist heute, also am 2. Juli 2021, digital und als limitiertes 10-Inch-Vinyl bei 22. Jahrhundertfuchs erschienen.