Vetter_Huber lassen zu rohem Proto-Techno gepflegt die Sau raus. Und sehen dabei alles andere als alt aus.
Dass es in Sachen Aufmerksamkeit keineswegs schadet, wenn Sound und Auftreten eher frisch, die Haare aber längst grau sind, es also einen gewissen Bruch gibt, was Alter und erwartbares Verhalten betrifft, das hat sich schon bei anderen gezeigt. Anders als der vor langer, langer Zeit tatsächlich groovende Bar-Crooner Louie Austen (»Hoping«) oder der für einen kurzen Moment auch wirklich amüsante Supermarkt-Werber Friedrich Liechtenstein (»Supergeil«) gibt sich Patrik Huber – Schweizer, Rampensau – aber keineswegs harmlos.
Roher Proto-Techno
Gemeinsam mit dem Deutschen Jens Vetter – beide sind in der österreichischen Kunstszene schon mehrfach auffällig geworden – hat Huber am Freitag als Vetter_Huber die Debütsingle »Amphetamin« veröffentlicht. Und die Videobilder, aufgenommen bei einem Auftritt im Linzer Club Unten, die hier ihre Premiere feiern, zeigen: Was Vetter aus seiner Gerätschaft und der selbst geschriebenen Musik-Software rausholt – einen reduzierten, rohen Proto-Techno –, weiß Hubers eindringliche Performance mit einer gewissen gefährlichen Unberechenbarkeit perfekt zu ergänzen. Die totale Enthemmung. Würdig unwürdig.
Zurück zu den musikalischen Grundelementen heißt es beim Sound: Kickdrum, Basslines und sparsame Melodien. Dazu Texte, die mit klassischem Erzählen wenig zu tun haben. Hier geht es um Abgründe und Zustände, ums Sein. Bei »Amphetamin« etwa um den Exzess, um die Abkehr von der Welt. Ein starker erster Release dieses neuen Seayou-Signings.
»Amphetamin« von Vetter_Huber ist bei Seayou Records erschienen.