Vienna Visuals: Ursula Feuersinger

Wie hat sich die Wiener VJ-Szene über die Jahre verändert? Und was hat Sound:frame dazu beigetragen? Woher kommen diese Frauen? Und sind Clubs politisch? Fragen, die wir Ursula Feuersinger gestellt haben.

Was hat sich seit dem allerersten Sound:frame in der Szene verändert? Was bleibt da jetzt schon?

Das ist nicht so leicht für mich zu sagen, da ich mich nicht so als „Szenekennerin“ sehe. Ich persönlich bin seit ca. sechs Jahren mit Sound:frame mal enger mal weiter verbandelt. Seit dem ist mein Netzwerk zB viel dichter geworden; es gibt mehr Kollaborationen mit Leuten im Umfeld. Ich erlebe das tatsächlich sehr stark, dass wir projektbezogen Teams bilden und gemeinsam an bestimmten Aufträgen, AV-Performances, Live Shows oder Videos arbeiten.

Weiters habe ich den Eindruck, dass VJs als solche in Wien mittlerweile irgendwie „etabliert“ sind. Viele Musikerinnen und Musiker haben schon mal mit VJs gearbeitet; es gibt kaum einen Club in dem nicht schon mal projiziert wurde. Da gibt es viele Erfahrungswerte; Partnerinnen und Partner für Equipment; Leute die ihre technischen Apparaturen auf die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen eingestellt haben. Das kommt uns alles zu Gute. Nicht zu vergessen auch die VJ Pionierarbeit die in Wien schon vor Jahren von Leuten wie 4youreye usw. geleistet wurde.

Ist es schwer für noch unbekannte VJs sich hier einen Namen zu machen? Wie fängt man an? Gibt es dafür gute Spots?

Ich denke es ist generell für jeden VJ nachwievor relativ schwer sich einen Namen zu machen. Der Fame kommt – wenn überhaupt – vermutlich erst, wenn wir alt und grau sind.

Ich persönlich hatte während meines Studiums den allerersten VJ Auftritt. Wir haben damals für einen Laptop-Musiker im MQ generative Visuals gebastelt, nachdem wir etwas vvvv gelernt hatten; das war aber mit dem gesamten FH Jahrgang und eher experimentell könnte man sagen. FHs sind vielleicht generell auch ein guter Nährboden auf dem audiovisuelle Produzuentinnen und Produzenten heranwachsen können. Alles weitere ergibt sich meistens irgendwie – durch Bekannte, andere Visualistinnen, Visualisten, Musikerinnen, Musiker, Veranstalterinnen oder Veranstalter, mit denen sich Kollaborationen auftun können. Es hilft bestimmt auch einfach raus zu gehen. Die WKO würde vermutlich dazu sagen, man sollte „Branchenevents“ besuchen.

Sind Clubs politische Orte? Waren sie das? Sind sie es noch?

Ein Club ist vielleicht nicht per se ein politischer Ort, sofern er keine politische Agenda verfolgt. Ich denke, es stellt sich hier die Frage, was man unter Politik versteht. Wenn es um Diversibility geht oder darum, dass die Musik Leute auf der ganzen Welt verbindet, dann war der Club von Beginn an sehr wohl ein sehr politischer, anderer Ort.

Auf der anderen Seite ist in Wien zum Beispiel gerade der Club Courage entstanden, bei dem es darum geht, auch im Club mehr (Zivil)Courage zu beweisen. Hier ist also offensichtlich das Gefühl entstanden, eine derartige Initiative zu brauchen, um Aufmerksamkeit für "soziales Denken und Handeln" im Club zu erregen. Das finde ich in Bezug auf eure Frage eine interessante Entwicklung.

Wenn es schon um die Geschichte geht, kann man ja auch nach der Zukunft fragen: Wie glaubst du wird es in diesem Bereich in Wien weitergehen? Wo siehst du die größten Potenziale?

Ich denke die jungen wilden VJs werden kommen. Sie werden sich mit ihren neuen Devices frische Projektionsflächen suchen. Sie setzen Technologien ein, die es jeder und jedem kinderleicht machen, unsere Stadt zu bemalen (Bsp. Tagtool). Das größte Potenzial würde ich auch unter diesem Blickwinkel in der Stadtentwicklung und dem Brückenschlag zwischen den kreativen Sparten sehen, beispielsweise auch verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Akteuren aus Architektur und und Visuals.

Im Performance- und Eventbereich wird sich weiterhin viel tun; ich erwarte mir immersive audiovisuelle Landschaften, die vielleicht auch die Betrachter oder User eine gewisse Teilhabe abverlangen. Ich würde mir mehr Interventionen im öffentlichen Raum wünschen, oder auch Visualistinnen und Visualisten, die unseren Alltag behübschen oder ferner zu einer Welt beitragen, wie wir sie gern sehen möchten. Vielleicht werden sie auch die Designerinnen und Designer der Hologramme von morgen – wer weiß 🙂

Das Sound:frame Festival eröffnet am 25. März 2014 im MAK mit der Ausstellung "If This Is The Answer, What Is The Question?". Tags drauf eröffnet die Ausstellung "Vienna Visuals" in der Künstlerhaus Passage Galerie. Beide laufen bis 13. April 2014.

Weitere Interviews mit Akteuren aus der Vienna Visuals-Szene gibt es hier (Florian Tanzer von Luma.Launisch), hier (Station Rosei>)und hier (Neon Golden

ursula.feuersinger.com

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