»Wow, das war echt Villa Lala« – Einblicke in Wiens ersten Songwriting-Hub

In eine ehemalige Botschaftsvilla in Wien-Hietzing, gleich neben dem Tiergarten Schönbrunn, ist nach zwei Jahren Leerstand neues Leben eingekehrt: Das schmucke, von Efeu überwucherte Hofgebäude firmiert neuerdings unter dem Namen Villa Lala und soll – ganz nach internationalem Vorbild – mit seinen Songwriting-Suiten und Studio-Räumlichkeiten ein Ort sein, an dem Musik geschrieben und produziert wird, der vor allem aber auch offen ist für Austausch und Zusammenarbeit.

Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?

Elias: Einerseits finden hier Writing-Camps statt, wo dann wirklich in jedem Raum im ganzen Haus – das ist zumeist von einem Veranstalter organisiert – Writer, Producer und Artists verstreut sind. Andererseits haben wir drei Räume, in die man sich tageweise einmieten kann. Und dann gibt es noch die Residents, die auch immer wieder Sessions mit anderen Künstlerinnen und Künstlern hier machen.

Julian: Vor Kurzem hab ich mir zwei, drei Demosongs von einer Künstlerin angehört. Früher hätte ich ihr einfach geschrieben, dass ich es cool finde. Aber dieses Mal hab ich mir gedacht, das könnte produktionstechnisch etwas für einen der Residents sein. Ich hab’s dem Matthias vorgespielt, dann dem Hille (Lukas Hillebrand, Lala-Resident und Musikproduzent; Anm.). Und die zwei haben dann gesagt, mit der würden sie gerne arbeiten. Das find ich urcool, allein schon, dass man sich hier austauschen kann.

Matthias: Ich hatte auch schon so einen richtigen Lala-Moment: Es war eine Sängerin aus London hier, in der Bibliothek. Wir haben geschrieben. Und dann ist der Johannes (Johannes Römer, ebenfalls Lala-Resident und Musikproduzent; Anm.) vorbeigekommen, um kurz Hallo zu sagen. Genau als wir irgendwie grad nicht weitergekommen sind. Ich hab ihm vorgespielt, was wir hatten, und er hat begonnen, ein bissl am Klavier dazuzuklimpern. Nur so zum Spaß. Und es war einfach genial, was er gemacht hat. Das war es dann, plötzlich war eine Struktur da, ein Kern. Und ab da ist es ureasy gegangen. So etwas kann dann eben passieren, solche spontanen Austauschmöglichkeiten, dass man gegenseitig von seinen Skills profitiert.

Villa Lala © Flo Moshammer

Wie habt ihr drei euch eigentlich kennengelernt?

Julian: Das war bei meinem zweiten Album, 2014 oder so.

Matthias: Stimmt, da war ich 17.

Julian: Da hab ich mitbekommen, dass Matthias gerade seinen ersten Remix rausgebracht hat. Ich hab über Facebook einen Kontakt rausgesucht und bin bei Elias gelandet. Ich wollte, dass Matthias einen Remix für mich macht. Was dann auch passiert ist. Funfact: Es hat sich rausgestellt, dass wir beide drei Jahre davor schon Zeltnachbarn am Frequency gewesen sind und miteinander gejammt haben.

Matthias: Boah, ich war einer von den Nervigen … Ich hasse diese Leute, die am Festival rumgehen und Ukulele spielen. Aber ich war so einer! (lacht)

Die Bibliothek als Songwriting-Suite – Stil und Atmosphäre spielen in der Villa Lala eine große Rolle. © Flo Moshammer

Wie habt ihr entschieden, welche weiteren Residents in die Villa einziehen sollen?

Julian: Ich hab’s mir immer so vorgestellt: Wenn du mit einer Fußballmannschaft antrittst, willst du auch keine zehn Stürmer am Feld haben oder zehn Verteidiger. Also nicht zehn Leute, die das Gleiche machen, genau auf eine Art produzieren, sondern so divers wie möglich. Mit den verschiedensten Zugängen. Jeder von uns hat da jemanden mitgezogen.

Elias: Also, die Residents sind schon eher aus unserem Umfeld.

Julian: Umso wichtiger war es uns, dass wir offene Räume haben, wo ein Austausch stattfinden kann.

Matthias: Es ist cool, dass es so einen Grundbuzz gibt. Und zusätzlich kommen neue Leute rein.

Villa Lala © Flo Moshammer

Ihr habt auch einen Raum fix an Universal Music vergeben, richtig?

Julian: Genau, da war die Überlegung, dass wir es auch cool fänden, neben diesen offenen Räumen, jemanden zu haben, der immer wieder neue Artists schickt.

Elias: Und mit Cornelius (Ballin; Anm.), also dem Universal-Chef von Österreich, haben wir auch einen Top-Ansprechpartner. Das Konzept mit dem Songwriting und diese Session-Mentalität – er und sein Team checken das einfach total. Die sind da extrem proaktiv.

Julian: Wenzel Beck hat schon hier gearbeitet, Cesár (Sampson; Anm.), Keke war auch schon hier. Letztens sogar Gabry Ponte – du weiß schon: »Da ba dee, da ba daa«.

Matthias: So sind auch immer wieder Artists bei uns, die gar nichts mit unserem Umfeld zu tun haben und man lernt Leute aus einer anderen Welt kennen. Es gibt hier jedenfalls keine Berührungsängste zwischen Indie und Kommerz. Jeder macht einfach Musik. Und man respektiert, was jeder macht. Das finde ich einfach den viel moderneren Zugang.

Villa Lala © Flo Moshammer

Habt ihr für euch Ziele definiert, was ihr mit der Villa Lala erreichen wollt?

Elias: Ich weiß noch genau, wir haben einmal gesagt, wenn wir am Ende – es ist ja eine befristete Miete – zusammensitzen und auf diese 17 Jahre zurückschauen, wollen wir uns denken können: »Wow, da ist echt was passiert!«

Matthias: Es war Konsens, hier einfach etwas Schönes schaffen zu wollen. Es geht jedenfalls nicht drum, Geld zu scheffeln.

Julian: Wir haben eigentlich sogar gesagt, dass es für jeden okay ist, wenn wir hier Geld verlieren oder nix verdienen.

Matthias: Sonst würde auch erst gar nicht die richtige Atmosphäre entstehen, wenn immer nur die Kohle das oberste Ziel wäre.

Julian: Wenn man groß denkt: dass wir zurückblicken und sagen können, »wow, das war echt Villa Lala« – welche Songs hier entstanden sind, welche Artists hier groß geworden sind, die wir jetzt noch gar nicht kennen …

Die Villa Lala ist im Innenhof des Gebäudes Maxingstraße 8 in 1130 Wien zu finden. Unter www.villa-lala.at gibt’s in Kürze nähere Infos zu Konzept und Vermietung.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...