Wenn Wiener Blasen platzen

Wenn es die Musiknation als Popland gibt, sind ihr Elektro Guzzi längst über die Grenze entflohen: Mit menschlichem Maschinen-Techno und einer erstaunlichen Bandbiografie. Für den Gürtelnightwalk taucht das Trio wieder einmal in die Wiener Blase ein.

Euer Video zu "Pentagonia" hat den Hubert Silecki Award gewonnen, eure Pressefotos sind genau komponiert. Wie wichtig ist die visuelle Seite für eine Band wie euch, die eher im elektronischen Umfeld wahrgenommen wird?

Wir haben das Glück, dass es in unserem Umfeld Leute gibt die großartige Sachen im visuellen Bereich machen. Karin Hammer und Klemens Hufnagel haben unser Video gemacht und Klaus Pichler die Fotos. Wir konnten uns total auf Sie verlassen, was gut war, denn jedes Mal wenn wir selbst versuchen visuelle Konzepte zu erstellen, endet das in endlosen Diskussionen, ohne dass irgendeine Idee dabei rauskommt. Schade ist allerdings, dass Sie immer zum Freundschaftspreis arbeiten müssen, da es sehr schwierig ist dafür Förderungen zu bekommen, obwohl die visuelle Präsentationen im internet immer wichtiger wird.

Gibt es die »Wiener Blase«? Damit ist gemeint, dass man schnell mal dazu neigt, in Wien zufrieden zu sein, aber nicht ganz den Mut hat, rauszugehen. Auch, dass man Wien in Wien überschätzt.

Ich würde keinesfalls von Überschätzung sprechen, da man in Wien oder überhaupt in Österreich eher dazu neigt sich selbst zu unterschätzen. Ich glaub auch nicht, dass es mit Mut zu tun hat rauszugehen, denn welche Band, Musikerin oder Musiker möchte nicht auch im Ausland präsent sein? Nur ist es durch das Internet einerseits leichter geworden sich weltweit zu präsentieren, auf der anderen Seite viel schwieriger geworden wahrgenommen zu werden. Das führt meiner Meinung nach dazu, dass die meisten Bands sich mit großer Professionalität und Perfektionismus durchsetzten wollen. Das heißt, vieles wirkt geschliffen und austauschbar. Experimente und viel Zeit zum Entwickeln eines eigenständigen Sounds bleibt da nicht mehr. In Wien gibts durch die Vermischung unterschiedlichster Szenen durchaus noch spannende Entwicklungen, was auch das besondere an dieser Stadt ist.

Ihr wart auf FM4 "Album der Woche", lauft aber vermutlich selten on air. Auch in Hinblick auf andere Länder, wie zufrieden seid ihr mit der österreichischen Medienlandschaft?

FM4 hat uns immer gut unterstützt und gefeatured. Wir wurden, obwohl wir eine Instrumentalband sind, auch viel unter Tags gespielt. FM4 hats halt schwer, da sie als einziges Radio, das österreichweit sendet, die gesamte alternative Musikszene präsentieren sollen. Da wärs natürlich gut, wenn es statt noch einem 0815 Formatradio, noch weitere Qualitätssender neben Ö1 und FM4 gäbe. Aber da stehen sich auf der einen Seite eine kleine Hörerschaft und auf der anderen Seite die Politik bzw. der Mainstream, dem anscheinend Formatradios genügen, gegenüber.

Beim Popfest fand man es augenfällig, dass in Wien häufig klassisch ausgebildetet Musiker quer über die Genregrenzen auftauchten. Ihr seid (angeblich?) selbst akademisch geschult. Was konntet ihr dort lernen, was anderen Bands häufig fehlt?

Ich würde sagen, dass es keinen Unterschied macht, ob jemand ausgebildet ist oder nicht. ich denke, dass 90% der Musik die wir hören, beziehungsweiße die uns beeinflusst von Leuten gemacht ist, die keine direkte Musikausbildung haben. Für uns wars eher eine gute Plattform um eigene Sachen ausprobieren zu können, herum zu experimentieren und Leute kennen zu lernen.

Elektro Guzzi produzieren analogen Techno und sind am 31. August geladene Gäste bei der 16. Ausführung des Gürtelnightwalk Wiens. In ihre letzte Veröffentlichung die "Cashmere EP" kann man hier reinhören.

Bild(er) © ©Klaus Pichler
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