White Lies In Your Face

White Lies kehren mit einem neuen Album, "Big TV", und damit zum alten Produzenten-Freund Ed Buller zurück. Jack Lawrence-Brown, Schlagzeuger der Band, im Interview über den neuen Sound, die "Arbeit" und ihre neue Gesprächskultur mit den Fans.

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White Lies nahmen sich nach ihrem rasanten Erfolg mit ihrer eigenwilligen Mischung aus New Wave und Art Rock, zwei Alben und Touren durch Europa und die USA eine wohlverdiente Pause. Mit frischer Energie ging’s dann letzten Sommer wieder ans Werk mit einem ebenso energetischen Ergebnis. Mit "Big TV" dürften die Londoner ihr Dunkel-Image endlich hinter sich lassen können.

Flatternde Drumsounds, breite Synthie-Beds, Glocken und Piano ("Mother Tongue") sind genauso Bestandteil des Albums wie dramatische Distortion und subtil-zweifelnde Texte, besungen von Harry McVeighs "howlender" Stimme. Jack Lawrence-Brown, der Schlagzeuger der White Lies, hat uns erzählt, wie die Band selbst ihren neuen Sound empfindet, ihre "Arbeit" als Musiker und ihr Dasein als Identifikationsfiguren tausender Fans.

Zu „Big TV“, eurem neuen Album: Es ist Disco-lastiger und tanzbarer als die Alben davor…

Jack Brown: Wir wollten ein Album machen, das uns als Live-Band wiederspiegelt. Wir wollten, dass die Songs stark genug sind, um den "aggressiveren" Sound zu tragen. Vieles auf dem Album hat einen sehr lebhaften, "in-your-face"-haften Charakter.

Warum seid ihr denn, nachdem ihr „Ritual“ mit Alan Moulder (Nine Inch Nails, The Killers) aufnahmt, für die Produktion von „Big TV“ zu Ed Buller (Suede, Pulp, The Raincoats) zurückgegangen?

Ein Grund ist, dass die Fans die Energie wieder wollten, die wir auf dem ersten Album hatten und Ed ist in der Lage, diese ein zu fangen. Wir wollten auch mit Ed arbeiten, weil er ein großartiger Songwriter ist; er kennt sich mit Komposition aus, also war er auch in der Lage, uns mit der Komposition der Tracks zu helfen. Er hat dafür gesorgt, dass die Songs so reif wie möglich waren, bevor wir ins Studio gingen. Wir wussten, dass wir uns mit ihm wohlfühlen würden – da wir ihn ja auch schon lange kennen.

Das Optimistische am neuen Album kontrastiert euer Image als Band mit dunkler, melancholischer Musik. Habt ihr das "erzwingen" müssen oder geht’s euch einfach nur so gut?

Persönlich haben wir immer genossen, was wir als Band taten – wir waren nie "down", wir hatten immer eine spaßige Zeit. Den Sound des Albums finde ich trotzdem noch melancholisch, zwar mehr up-beat und poppig, aber das liegt vielleicht daran, dass wir jetzt nicht ewig mit einzelnen Drum- und Gitarrensounds gespielt haben, sondern aufnahmen, sobald es gut klang, weswegen es lebendig ist und vielleicht eben auch "positiver" als die anderen Alben.

Wart ihr wirklich nur einen Monat lang im Studio?

Ja, der Aufnahmeprozess hat nur einen Monat gedauert, aber die Songs geschrieben haben wir seit sieben oder acht Monaten vor den Aufnahmen. Es war ein sehr langer Prozess. Anfang 2012 haben wir uns ein bisschen Zeit für eine Pause genommen und als wir dann wieder begannen, hatten wir viel Energie. Also selbst wenn das eigentliche Aufnehmen dann schnell ging, war der Prozess, um da hin zu gelangen, ein ziemlich langer.

Seit wir diese Band zusammen haben, also seit fünf Jahren haben wir kontinuierlich gearbeitet: Das erste Album – dann zwei Jahre lang touren, dann sofort das zweite Album und wieder touren. Das war am Ende einfach schon ermüdend. Es war dann einfach nett, sich einmal Zeit zu Hause zu nehmen, für die Familie…

Ihr empfindet das Musikmachen wirklich als Arbeit, oder?

Auf der Bühne zu stehen ist irgendwie ziemlich "weird", also um sein Geld damit zu verdienen; aber wir sind sehr dankbar dafür. Vor den White Lies haben wir vier bis fünf Jahre lang in Bands gespielt, die wirklich erfolglos waren. Als wir dann Erfolg mit den White Lies hatten, wollten wir alles rausholen, weil wir hart dafür gearbeitet hatten. Und wenn man dann auf Tour geht, ja, dann ist das wie ein harter Job – viel Reisen, das ist anstrengend und immer lange "Arbeitszeiten".

Hat das neue Album ein "größeres" Konzept oder Thema?

Es gibt ein konzeptionelles Element bei diesem Album, das auch in den Songtexten als Geschichte erzählt wird. Und es hat die Funktion, die Songs zusammen zu halten.

Die Lyrics bieten für Interpretationen aber großen Spielraum…

Ja, das stimmt, wir geben als Band aber auch ungern alles preis.

Charles Cave, euer Bassist, sagte in einmal im Interview, dass ihr euch unwohl fühlt, wenn Fans eure Lyrics auswendig können und sich zu sehr mit euren Songs identifizieren. Ist das noch immer ein Problem oder geht ihr heute anders damit um, indem ihr zum Beispiel weniger preisgebt?

Es ist einfach ein komisches Gefühl, wenn Leute zu dir kommen und sagen, dass sie deine Musik lieben und mit dir detailliert über spezifische Dinge reden wollen. Da wir diese Erfahrung auf Tour gemacht haben, sind wir mit diesem Album jetzt sehr viel fähiger darin, mit unseren Fans zu kommunizieren. Wenn sie jetzt nach Konzerten über Songs reden wollen, können wir das jetzt besser.

Wenn man mit einer Band beginnt, denkt man nicht daran, solche Gespräche einmal zu führen. Aber je mehr Fans wir bekommen, desto mehr wird uns klar, dass Leute eben wirklich an jedem Aspekt deiner Musik interessiert sind. Es ist definitiv gut, mit ihnen zu reden und sie soviel wissen zu lassen, wie eben wichtig ist.

White Lies‘ neues Album "Big TV" erscheint am 12. August via Fiction Records

"Getting Even" – die Single zum neuen Album gibt es als Free-Download sowie den Stream zu "There Goes our Love Again" bei Soundcloud oder www.whitelies.com

http://whitelies.com/

Bild(er) © Eliot Lee Hazel / Universal Music
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