Die Wiener Clublandschaft floriert. Wiener Clubs genießen mittlerweile einen guten internationalen Ruf bei Acts, Bookern und – vor allem – dem Publikum. The Gap sieht genauer hin und trifft einige Clubmacher zum Interview. Heute: Die Macher vom Susiklub.
Euphorie, Konfetti, Schweiß, Vodka und Techno. Richtig portioniert ergibt sich daraus grob gesagt der Susiklub. Vom Insidertipp am Donaukanal bis hin zum ausverkauften Flex ist in den letzten vier Jahren einiges passiert und doch immer eines gleich geblieben: Der Klub mit dem Herz im Logo und das auch immer die Gäste spüren lässt. Doch wie kam zu Susi, dem ganzen Herumgeschmuse und wo feiert sie eigentlich jetzt? The Gap hat die drei Veranstalter zum Interview gebeten.
Eine lästige, wenn zugleich gerechtfertigte Frage: Wie kamt ihr auf den Namen Susi Klub?
Nachdem Praterdome, Nachtschicht und Lifestyle schon vergeben waren, haben wir uns für den nächst schöneren Namen entschieden: Susiklub. Für die anderen Varianten Juliaklub, Floriklub oder Lukiklub konnten wir uns beim besten Willen nicht erwärmen…
Am Festland vor dem Badeschiff wurden eure Freeparties schnell zum Insidertipp. Wie erklärt ihr euch das?
Da die ersten Feste zufällig passiert sind, ganz ohne Ansprüche auf großen Andrang, toller Klangqualität oder teuren Bookings, haben die Susi-Liebhaber ihre eigene Motivation zu Feiern mitgebracht, haben sich prächtig verstanden und somit eine unvergleichbar schöne, ja familiäre Atmosphäre geschaffen. Es hat nicht lange gedauert bis alle möglichen Wiener Musiker auch ihren Beitrag zu dieser Susisache leisten wollten. Keine Türsteher, billiges warmes Bier, kein Klo, beschissenstes Soundequipment, Stromausfälle, flexible Line-ups, keine Lüftung, kein Platz… und jeder, Gäste, DJs und Kellner konnten sich als Teil des ganzen verstehen und haben so die Freitage am Kanal zu dem gemacht was sie waren. Tausend Dank an alle!
Was war der Grund für das Ende der Parties dort?
Hoher Besuch. Susi konnte, nachdem sich ihr Status des Insidertipps aufgelöst hat, nicht mehr allen herrschenden Vorstellungen einer geordneten Tanzveranstaltung entsprechen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es ein Stück weiter oben am Donaukanal (Spittelauerlände) weiter. Habt ihr aktiv am Donaukanal nach einer neuen Location Ausschau gehalten oder ergab sich das einfach so?
Eine weitere Location am Kanal war unsere Wunschvorstellung. Den Bogen an der Spittelau haben wir dann in Kooperation mit Freunden bespielt, denen wir den Kontakt zu verdanken hatten. Hat leider nicht lange gehalten, aber super wars!
Nach einer erneuten Pause von knapp einem halben Jahr fand sich eure Community, die alleine auf Facebook über 4700 Freunde hat, im Morrison Club ein. Der war zu dem Zeitpunkt noch kleiner und schweißtreibender als zu euren Anfängen im Susihaus vor dem Badeschiff. Warum habt ihr euch nicht für etwas Größeres entschieden, wo ihr doch schon viel bekannter wart?
Das es etwas eng werden würde dachten wir uns schon aber wir hatten nie den Drang eine Großraumdisko zu werden. Bei den Räumlichkeiten und dem Team des Morisson Clubs war’s Liebe auf den ersten Blick. Susi mag es klein, eng, schwitzig und improvisiert.
Die Ausgelassenheit wird bei euch noch immer groß geschrieben: Discokugeln, Konfettikanonen, ein Tablett voll mit Vodkastamperl für die Cheftänzerinnen und Cheftänzer und euer Wahlspruch „Schmusma?“. Da steckt doch sicher eine ausgemachte Marketingidee dahinter?
Natürlich, wir sind schon steinreich vom Rumballern und Schnaps verschenken. Eine AG ist in Planung. Dank an dieser Stelle an unseren Chefgrafiker, Susi’s 7jährigen Cousin, dem alten Fuchs!
Ihr seid so gut wie der einzige Wanderclub in Wien, der seit Jahren funktioniert. Ist es nicht mühsam ohne Regelmäßigkeit für jede Party neu alle Leute erreichen zu müssen?
Nicht die Bohne.
Im Werk war dann vom ersten Mal an selbst der Keller, der zehnmal so groß ist wie alle eure Locations davor, zu klein. Hattet ihr je das Gefühl, dass euch das Steuer entgleitet und der Hype überrollt?
Wir haben uns alle sehr gefreut mit noch mehr Leuten dieses Vergnügen teilen zu dürfen und es unendlich schade gefunden doch nicht genug Platz für alle gefunden zu haben.
Laut Facebook seid ihr mit Licht Botschafterin verlobt, also dem Profil des sound:frame Festivals. Gibt’s da hinter den Kulissen auch engere Verbindungen?
Wir haben uns immer gern gehabt und unterstützt wo es nur ging.
Im Werk habt ihr zum ersten Mal Eintritt verlangt. Ging es euch darum auch mal mit Geld Heim zu gehen oder war es um gewisse Gäste abzuschrecken und somit die Besucherzahl überschaubarer zu halten? Sagt jetzt nicht „beides“…
Im Werk sind wir mit anderen Unkosten konfrontiert, die gedeckt werden wollen. Türsteher sind wegen des Andrangs notwendig und kosten Geld. Vor allem unsere Künstler sollen eine angemessene Gage bekommen. Mit 5 Euro bewegen wir uns bewusst und freiwillig in der unteren Preisklasse des Wiener Technovergnügens, überdies kommt man vor Mitternacht umsonst in den Klub.
So funktioniert das "weder mit dem Geld verdienen, noch mit dem gewisse Leute abschrecken“ nicht und das ist gut so.
Böse Zungen behaupten, bei euch ist der Sound schrottig und das Dosenbier warm. Stimmt, oder?
Wir geben unser Bestes.
Nachdem das Werk momentan keine Veranstaltungen durchführen darf, seid ihr gerade wieder ohne Dach über dem Kopf. Was steht für 2011 in Aussicht?
Susi ist abrupte Obdachlosigkeit sowie Zwangspausen gewöhnt und hat sich zum Gebot gemacht möglichst unkonventionelle Lokalitäten zu bespielen, daran wird sich nichts ändern. Über Susi’s Aussichten für 2011 wird sie euch noch rechtzeitig, nämlich am Tag vor der Sause informieren.
Im Werk wie im Morrisson arbeiten sich die Verantwortlichen die Hände wund und verhandeln sich den Mund fusselig um unserer Stadt als kultureller Beitrag erhalten zu bleiben. Wir drücken ihnen die Daumen.
Ihr seid sicher stolz, dass nach euch die Clubs mit Herzen und Liebe im Namen nur so aus dem Boden gesprießt sind – Love And Hate, Hart aber herzlich, Love Club, Herzblatt, und so weiter.
Wir haben Herz und Liebe nicht erfunden. Es ist wohl eher so, dass sich diese Begriffe leicht aus den Grundsätzen, Ansichten und Anliegen der momentanen Wiener Szene ableiten lassen.
Der DIY-Gedanke wird bei euch stets groß geschrieben. Was würdet ihr anderen Veranstaltern in Wien raten, um ähnlich erfolgreich zu werden?
Denjenigen, die eine „erfolgreiche“ Veranstaltung wollen, brauchen wir glaub ich nichts zu raten. Die haben schon ihren Businessplan.
An diejenigen, die schöne Parties schmeissen wollen: Do it yourself und zwar nur worauf ihr Lust habt. Versteckt euch vor dem Mainstream. Lasst die Dinge entstehen, passieren und gebt ihnen viel Raum zum wachsen und atmen – mit viel Herz und Liebe. Unterwerft euch keiner Mode, fördert die Unbekannten und besauft euch tüchtig.
In welcher Räumlichkeit würdet ihr gerne mal einen Susi-Klub veranstalten, in welche Location nicht mal die kleine Zehe hineinhalten?
Wir wollen die Susihütte am Kanal endlich wiederhaben. Die kleine Zehe halten wir nur da rein, wo auch sicher noch keiner reingepinkelt hat.
Ihr verschickt von Liebe nur so sprudelnde SMS am Tag vor euren Parties an die Community. Habt ihr daran gedacht einen „Susi-Schmusma-Gedichtband“ herauszubringen?
Die werden nicht katalogisiert, die sind geschrieben um im Morgengrauen zu verpuffen…
Weitere Club-Interviews: Morisson
Weitere Club-Interviews: Fluc
Weitere Club-Interviews: Market
Weitere Club-Interviews: Flex