Wiener Clubs im Interview: Das Techno Cafe

Die Wiener Clublandschaft floriert. Wiener Clubs genießen mittlerweile einen guten internationalen Ruf bei Acts, Bookern und – vor allem – dem Publikum. The Gap sieht genauer hin und trifft einige Clubmacher zum Interview. Heute: Sarah Fritz von Das Techno Cafe.

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Vor über 15 Jahren begann Das Techno Cafe die Zeit zwischen den Wochenenden zu verkürzen, um den Freunden der geraden Bassdrum das Leben zu verschönern. Was zunächst im 8. Bezirk mit Tarnnetzen und ähnlicher Dekoration begann, wurde später gegen Bäume und Terrasse getauscht. Das Techno Cafe forcierte zum zentralen Treffpunkt für Kreative und wo diese sind, ist der Rest der Feierfreudigen nicht weit. Sarah Fritz hat es geschafft, dass der Hype auch nach mehr als eine Dekade nicht abreißt und der Dienstag im Sommer im Volksgarten Pavilion verbracht wird. Wie sie das geschafft hat, was ihr Geheimnis ist und was hinter der Marke Das Techno Cafe steckt, hat sie uns in einem ausführlichen Interview verraten.

Wann fand Das Techno Cafe zum aller ersten Mal statt?

Am 9. Jänner 1996. Also mitten im Winter!

Was war damals dein persönlicher Grund diese Event-Serie ins Leben zu rufen? Und wie schwer war es diesen Tag mitten unter der Woche im damals noch verschlafenen Wien zu etablieren? Wie bist du auf den Volksgarten Pavillon gekommen? Wie ist die Zusammenarbeit mit den Lokal-Betreibern?

Eine Freundin von mir übernahm damals die Leitung des Lokals Scheffel im 8. Bezirk und fragte mich, ob ich Partys veranstalten wollte. Mitte der 90er waren Techno-Partys noch dünn gesäat, und so entstand das Techno Cafe. Die Intention dahinter war musikalisch Gleichgesinnten eine Kommunikationsplattform in entspannter Atmosphäre mit gleichzeitiger Überbrückung der unerträglichen Wartezeiten zwischen den Wochenenden zu bieten. Nach kurzer Zeit holte ich Sali ins Boot, die es 2001 wieder verlassen hat.

Von der ersten Veranstaltung an war es voll. Die Deko bestand noch aus Tarnnetzen, Tankgirl-Bildern und obskuren Comic-Videos von Peter Kürten. Der Volksgarten Pavillon hatte Lunte gerochen und uns einfach abgeworben. Schlau war das. Und somit gab es eine Sommersaison im Pavillon und eine Wintersaison in der Banane. Und die Tarnnetze wurden gegen Sofas und Bäume eingetauscht.

Gab es jemals Streit mit dem zweiten – am Dienstag statt findenden – Club Crazy oder Neustartern wie dem Dienstags-Club im Oswald Härtl?

Mit Roman Globan im Oswald läuft alles wunderbar. Wir hatten vorab ein feines Gespräch und seine Veranstaltung ist einfach super, wie auch Mode Talking.

Der Rest ist nicht erwähnenswert.

Wie erklärst du dir den anhaltenden Hype um das Techno Cafe?

Der Erfolg liegt sicher am Sommer, der Sonne, den besten heimischen DJs, der schönste Open Air-Location Wiens, vielen wunderbar, treuen Gästen aus allen Szenen und viel, viel Glück.

Hast du dir mal überlegt zu expandieren oder das Techno Cafe auch im Winter zu veranstalten?

Die ersten vier Jahre gab es das DTC auch im Winter. Im Sommer zu feiern ist jedoch viel schöner und daher einfach attraktiver. Nur vier Monate Saison haben ihren ganz besonderen Reiz.

Wie siehst du das Verhältnis zwischen den Personen, die wegen der Musik kommen und den Adabeis?

50-50 vielleicht. Viele wollen aber auch einfach die einzigartige Atmosphäre genießen und können sich immer darauf verlassen Bekannte zu treffen und neue Leute kennen zu lernen.

Das Line-up variiert seit zehn Jahren kaum. Ein Mangel an aufstrebenden DJs gibt es in der Stadt ja nicht. Woran liegt es also?

70% traditionelle Djs und 30% Neue. Ich finde das eine gute Mischung und zusätzlich fällt es mir einfach schwer nein zu all meinen Freunden zu sagen, die seit Jahren hier auflegen. Die Saison müsste einfach länger sein, um noch mehr unterzubringen.

Wie viel vom Originalpublikum geht heute noch regelmäßig ins Techno Cafe? Habt ihr eine Türpolitik?


Das Originalpublikum lässt sich mindestens ein Mal in der Saison blicken. Manche kommen auch heute noch jede Woche zum Event. Ich treffe jedes Mal viele alte und neue Freunde.

Unsere Türpolitik ist – bis auf nachvollziehbare Ausnahmen wie zu viel von irgendwas – absolut frei. Das macht das Techno Café auch aus. Nirgendwo trifft man so viele unterschiedliche Menschen auf einer Veranstaltung.

Das Techno Cafe verzichtet bisher auf Marketing und Kooperationen mit Marken. Warum?

Ich wollte es immer rein halten und mir von niemanden etwas dreinreden lassen, keine fremden Logos etc. und bin damit bisher sehr weit gekommen. Mittlerweile bin ich aber offener geworden und wenn etwas Nettes auftauchen sollte, gerne gesprächsbereit. Es war vor 15 Jahren aber auch noch allgemein verpönter derlei Kooperationen einzugehen. Heute ist das normal.

Profitierst du von Facebook und welche anderen Kommunikations-Kanäle nutzt du?

Facebook habe ich auf jeden Fall Einiges zu verdanken. Das hat die Kommunikation und Verbreitung vervielfacht. Ich habe das Gefühl, dass sich die Leute auf Facebook gegenseitig daran erinnern und noch regelmäßiger bei mir im Club treffen. Sonst nutze ich die üblichen Ankündigungsportale und klassische Flyerverteilung.

Was würdest du tun, wenn die Betreiber des Pavillon von heut auf morgen dir keine Termine mehr geben und zum Beispiel sie selbst die Dienstage unter dem selben Namen programmieren?

Haha! Das ist unwahrscheinlich. Wir haben ein gutes Verhältnis und profitieren voneinander. Und sonst würde ich einfach mit allen DTC-Fans den Pavillon besetzen.

Hast du keine Angst vor Nachahmern? Ist DTC eine eingetragene Marke?

Das Original bleibt immer das Original. Abkupferungen sind schmeichelhaft, aber eben immer nur eine Kopie. Ja, der Name ist eingetragen.

Kannst du drei persönliche Highlights aus der vergangenen Dekade erzählen?

Schwer. Die erste Techno-Faschingsparty 1997 zu der fast alle Gäste verkleidet kamen, einige als Polizisten und damit bei Gästen Panik auslösten. Damals wurde auch der hauseigenen Beamer gestohlen, den Sali und ich dann in Eigenregie wieder zurück geholt haben. Definitv gut, anders und krass.

Absolut legendär war der Auftritt von Punk Anderson 1998. Wer die Musik kennt, weiß wovon ich spreche. Das war damals komplett neu und Punk Anderson seiner Zeit um Jahre voraus.

Es gab noch viele weitere Höhepunkte, wie internationale DJs wie DJ Hell, Rolando, Richie Hawtin, Dopplereffekt oder DJ Rush. Es gab so viele Highlights, so viele durchgemachte Nächte. Der Mittwoch war ein Feiertag. Gefeiert wurde bis zum Umfallen.

Das Techno Cafe eröffnet am 1. Mai und hat für den ersten Event auf Facebook bereits über 2300 Zusagen.

www.dastechnocafe.at

Fotos von Katharina Schiffl

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