Wortwechsel Fotografie: Elfi Semotan

Wie zeitgemäß ist die Gewerbeordnung für Fotografie in Österreich? – »Ich will nicht, dass die Konkurrenz ausgeschaltet wird«, meint Elfi Semotan.

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1974, ich fotografierte schon einige der wichtigsten Kampagnen, wurde ich angezeigt, als eine ohne Meisterprüfung arbeitende Fotografin. Während eines Shootings läutete es an der Tür, es standen einige Personen davor, die von mir verlangten die Kamera niederzulegen, sofort aufzuhören, ansonsten käme ich in Beugungshaft. Es begann ein sehr unangenehmer Austausch mit den Behörden und der Innung. Meine Situation war allerdings folgende: ich hatte geheiratet, mein erstes Kind war 6 Monate alt und auf mir lag die Verantwortung, die Familie zu erhalten. In den darauffolgenden Wochen habe ich nicht geschlafen. Ich habe auch nicht aufgehört, zu arbeiten, das wäre nicht möglich gewesen. Und ich war nicht die einzige in dieser Situation.

Schließlich gab es von der Innung ein Angebot, einen Kurs zu besuchen und die Meisterprüfung nachzuholen. Das war für mich keine Option, da ich Kind, Haushalt und die fotografische Arbeit zu bewältigen hatte. Bei dem Kompromiss, den die Innung später angeboten hatte, wurde klar, dass es ihnen wichtig war, dass ich ohne die Meisterprüfung auf keinen Fall in der Lage sein sollte, ein Fotolabor zu eröffnen. Als die ganze Sache dann abgewickelt und erledigt war, wurde ich in die Innung gebeten, wo man sehr freundlich war. Man sagte mir, dass ich jetzt dazu gehöre und dass ich froh und dankbar sein werde, dass man mir in Zukunft unqualifizierte Konkurrenz aus dem Weg räume. Meine Antwort war „Das glaube ich nicht.“. Ich denke ein guter Fotograf wird seinen Weg machen, niemand wird ihn daran hindern können. Ich will nicht, dass die Konkurrenz ausgeschaltet wird.

Dabei ist unser System total veraltet, das fand ich schon damals, als diese Geschichte passiert ist. Schlechte und handwerklich schlecht gemachte Fotos werden sich nicht durchsetzen. Ich bin für eine Ausbildung: Schule, Akademie, Lehre, alles was in diesem Feld möglich ist. Es sollte jedoch so sein, dass man dann, wenn man eine Ausbildung braucht und will, sie in Form eines Kurses, Workshops und ohne spezielle Vorbildung nach dem eigenen Wissensstand machen kann. Fotografie wird einem im digitalen Zeitalter leicht gemacht – zumindest sieht es anfänglich so aus. Die ersten Hindernisse sind mit ungewöhnlichen Ideen wettzumachen. Auf die Dauer – da bin ich sicher – möchte jeder genauer wissen, was es alles zu erfahren und zu lernen gibt. Ich bin für eine Ausbildung, die nicht verordnet wird, sondern die jeder nach seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten gestalten kann.

Elfi Semotan, Fotografin, www.semotan.com

Die Beiträge:

Übersicht

Astrid Bartl: „Der Markt regelt sich selbst.“

Elfi Semotan: „Ich will nicht, dass die Konkurrenz ausgeschaltet wird.“

Michael Weinwurm: „Die Stellung ‚P‘ steht eben nicht für professionelles Fotografieren.“

Werner Sobotka: „Kann man die Fotografie zum Handwerk degradieren?“

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