Der Dschungel Wien, das Theaterhaus für junges Publikum, startet demnächst eine neue Festivalreihe: Skin – Was unter die Haut geht. Im Dialog mit Jugendlichen werden dabei Themen wie Rassismus, Body Positivity und Feminismus behandelt.
Mit Beginn der Theatersaison 2021/22 startet Dschungel Wien eine neue Festivalreihe für junge Erwachsene: das Performance-Festival Skin, das den Untertitel »Was unter die Haut geht« trägt. Ist das eine Reaktion auf die Pandemie?
Corinne Eckenstein: Ausschlaggebend waren die Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt gegenüber jungen Menschen, die sich während der Pandemie noch verstärkt haben. Das Programm richtet sich an 14- bis 23-Jährige, schon länger eine vernachlässigte Altersgruppe. Nach dem vergangenen Jahr hat sich das nahezu aufgedrängt. Die programmatischen Schwerpunkte haben sich durch die die wiederholt aufgegriffenen Themen der freien Gruppen ergeben, die Vielzahl an verschobenen Premieren machte eine thematische Bündelung möglich. Darüber hinaus sind Migration, Feminismus und Identität keine Nischenthemen mehr, sondern gehen uns alle etwas an.
Handelt es sich also um eine bloße Neubündelung von bereits existierenden und verschobenen Stücken oder sind durch das Konzept auch neue entstanden?
Beides. Für das Eröffnungsstück »Kalaschnikow – mon amour«, in dem es um Männerwelten und Männerbilder geht, hatten wir schon davor eine Premiere geplant, aber die ist nie passiert. Von unserem »Try Out!«-Nachwuchswettbewerb ist auch das Gewinner*innenstück »Hijab Offline« von Shahrzad Nazarpour ins Programm gekommen. Das Ganze wird mit Talks und Workshops abgerundet.
Der Mehrwert für das Publikum ist die eine Sache, die oft prekäre Lage von freischaffenden Künstler*innen, gerade wenn sie aus marginalisierten Communitys stammen, die andere. Wie werden die Produktionen finanziert, um nicht trotz guten Willens problematische Abläufe zu reproduzieren?
Bei Eigenproduktionen sind die Künstler*innen alle bei uns angestellt. Alle bekommen den gleichen Lohn, mit dem wir uns an Fair-Pay-Konzepten orientieren. Das gilt auch für internationale Künstler*innen. Es gibt bei uns keine Stars und Underdogs. Die freien Gruppen reichen meist rechtzeitig für Förderungen ein, um ihrerseits faire Bezahlung gewährleisten zu können. Außerdem gibt es einen Talk mit D-Arts, dem Büro für Diversität und urbanen Dialog, zu Diskriminierung und Rassismus am Theater. Dieser Auseinandersetzung müssen wir uns stellen, um miteinander zu lernen.
Teil eins der Festivalreihe Skin steht unter dem Motto »Migration: Our Way to Diversity« und findet von 23. September bis 2. Oktober 2021 im Dschungel Wien statt. Teil zwei »My Body, My Rules!« folgt von 22. bis 28. November und Teil drei »Laughing & Fighting: Feminist Resistance Now!« von 7. bis 13. März 2022.