Stefan Oláh interessiert sich für Kunst, ganz klar. Aber nicht für die, die perfekt inszeniert in den ehrbaren Hallen der österreichischen Museen posiert. Oláh interessiert sich für die Depots – also genau das, was eben nicht gezeigt wird.
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"Wenn die Welt untergeht, wir alle sterben und nur die Dinge in unseren Depots als Überlieferung unserer Kultur übrig bleiben – was werden sich künftige Lebewesen wohl über uns denken, wenn sie diese eines Tages auf der Erde entdecken?" Diese Frage stellt Martina Griesser-Stermscheg, Herausgeberin von "Museumsdepots – Inside the Museum Storage" rhetorisch (oder auch nicht) dem österreichischen Fotografen Stefan Oláh. "Na, die werden sich ganz schön wundern…", meint dieser, und (lacht).
Das Buchprojekt befasst sich mit den verborgenen, mehr oder weniger kostbaren Schätzen in österreichischen Museumsdepots und schenkt einem Teil dieser historischen Welt Beachtung, der üblicherweise hinter verschlossenen Türen liegt. Etwa 90 Prozent der Sammlungen dieses Landes lagern ungesehen in diesen Depots. Olah blickt in den Backstagebereich, wo Reminiszenzen der Menschheitsgeschichte nummeriert und systematisiert auf der Ersatzbank verweilen, von Zeit und Kontext entbunden, einfach zum Zwecke der endlosen Aufbewahrung.
Für die Nachwelt
Doch trotzdem, oder genau deshalb, haben Museumsdepots einen besonderen Charakter für Oláh. Aber sind es nicht nur die Artefakte, von Tüchern und Luftpolsterfolie konserviert ein Dasein im Stillen fristend, welche Oláh thematisiert. Das wäre zu platt. Diese Stücke, zu vermeintlicher Zweit- und Drittklassigkeit degradiert, werfen vor allem viele Fragen auf. Zum Beispiel ob Müll, ob Kunst oder ob Aufbewahren der Aufbewahrung willen – Ist so ein Museum eine nervöse alte Frau, die einfach nichts wegwerfen kann? Ein Hoarder mit Ordnungswut?
Stefan Oláh sieht den künstlerischen Wert dieser Depots, die mit Hingabe und Sorgfalt geführt und organisiert werden. Die Auffassung, die er dabei vertritt, ist die eines neutralen Beobachters. Die komplexe Beziehung zwischen Ordnung und Unordnung bestimmt dabei nicht unwesentlich den Charakter der Fotografien. Schlichte Räumlichkeiten und Ordnungssysteme, zweckdienliche Beleuchtung, die Ausstellungsstücke mal mehr, mal weniger verloren mittendrin – aber nie im Mittelpunkt. Eine vergessene Welt quasi, die durch die Linse Oláhs ihre Berechtigung zurückerhält.
"Museumsdepots – Inside the Museum Storage" von Stefan Oláh und Martina Griesser-Stermscheg erscheint diesen Oktober im Anton Pustet Verlag und ist um EUR 39 erhältlich. Buchpräsentation am Donnerstag, 16. Oktober 2014 um 18.30 Uhr an der Universität für angewandte Kunst Wien.