»Je cooler man heute ist, desto uncooler findet man FM4«

Bist du immer noch at home, baby? FM4 wird 20. Thomas Weber macht sich deshalb über das Image und die Zukunft des Radiosenders Gedanken.

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Dass es FM4 überhaupt noch gibt, ist zuallererst einmal: schön. Und dass sich das öffentlich-rechtliche Jugendkulturradio weniger verändert hat als die Welt ringsum: ein Fakt. Wir haben es allerdings weitgehend mit Fremdverschulden zu tun. Denn FM4 ist letztlich bloß ein Teil des in seiner Gesamtheit planlosen, gelähmten ORF. Im Bereich des Möglichen passiert auf FM4 – on air wie online – immer noch Bewegendes.

(Wer nur wegen des Uraltfotos der FM4-Belegschaft gekommen ist, davon gibt es eine große Version hier.)

THESE 1

„Je cooler man heute ist, desto uncooler findet man FM4“

Früher galten die Mitarbeiter von FM4 als arrogant. Dass dieser Vorwurf heute seltener zu hören ist, hat weniger mit verbesserten Umgangsformen der Radiomenschen zu tun als damit, dass er in vielen Fällen schon damals ein ungerechter war. Meist war es nicht Arroganz, sondern die eigene enttäuschte Erwartungshaltung gegenüber einem persönlich bekannten Szenegänger, die vorschnell und falsch als Arroganz abgeurteilt wurde. Meist von solchen, die selbst irgendwie aktiv waren – als DJ, Musiker, Party-Animateur oder Lebenskünstler – aber selbst nicht das Privileg erlangt hatten, unter dem Dach des staatlichen College-Radios unterzukommen.

Da ward die eigene Band nicht gebührend abgefeiert, ward das beim Fortgehen in die Hand gedrückte Demo nicht überschwenglich genug entgegengenommen, waren die ersten Gehversuche auf dem glatten Parkett des Partymachens nicht gleich on air angekündigt und hochgehypt worden. Überhaupt, seit der (oder die) bei FM4 ist, glaubt er, er ist was Besseres! Alles unzählige Male gehört – in den vergangenen Jahren aber vergleichsweise selten.

Früher gab es ohne FM4 kein Fame

Natürlich waren einzelne Mitarbeiter von FM4 tatsächlich arrogant und übertrieben eingebildet auf ihren Szene-Status gewesen. Doch diese Arroganz hat ihnen – wie allen anderen Vertretern des Medien-Establishments auch – die Realität in den vergangenen Jahren abgeblitzt. Denn dem Medienwandel sind auch die davor vermeintlich allmächtigen Szene-Gatekeeper zum Opfer gefallen. Du kannst es heute auch ohne FM4 zum Szene-DJ schaffen oder zur Band der Stunde aufsteigen. Ja sogar, dass irgendwann FM4 nicht mehr an dir vorbeikommt, das kann passieren.

Noch vor ein paar Jahren war es genau umgekehrt: Ohne FM4 kein Szene-Fame. Heute hast du es so richtig erst geschafft, wenn du dir ohne allzu große Unterstützung des Senders einen Namen machst. Folglich bist du heute umso cooler, je uncooler du FM4 findest.

Gottlob kann das allen Beteiligten egal sein. Denn das, wofür FM4 einst antrat, ist eingetreten: Die Welt ist heute eine größere als im Gründungsjahr 1995. Zwar ist das nur ganz am Rande ein Verdienst des Senders und vor allem der digitalen Kultur zuzuschreiben. Doch seinen einstigen Claim,“the only alternative“ verwendet FM4 heute völlig zurecht nicht mehr. Wäre auch glatt gelogen.

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THESE 2: „FM4 taugt noch immer zum Reibebaum. Viele, die über den Sender schimpfen, haben allerdings keine Ahnung“

THESE 3: „Ohne FM4 wäre der ORF weniger öffentlich-rechtlich“

Bild(er) © Personen im Foto, letzte Reihe: Harald Waiglein (Homebase, Direktorium des Europäischen Schutzmechanismus ESM), Martin Stiksel (Mitbegründer Last.fm) Mitte, von links nach rechts: Clemens Haipel, Claudia Schäfer (Zara, Zivilcourage und Antirassismus), Stefan Pollach (Agentur Media Conult), Martin Blumenau (Chefcontroller), Monika Eigensperger (Leiterin FM4), Markus “Makossa” Wagner-Lapierre (Musikchef FM4), Matthias “Functionist” Schönauer (Leiter FM4 Produktion), Andreas Ederer (Musikredaktion), Pamela Russmann (Fotografin)

Vorne, von links nach rechts: Robert Rotifer (FM4 Heartbeat, Popfest-Kurator), Gerald Votava (Projekt X), Eva Umbauer (FM4 Heartbeat), Dirk Stermann, Christoph Grissemann, Marian Schönwiese, Christian Lehner (FM4 New York, jetzt FM4 Berlin), War nur kurz dabei und weiss nicht mal FM4 selbst, Hannes Eder (General Manager Universal Music Austria, zeitweilig Starmania Scharfrichter), Florian Horwath (Musiker) Eine grössere Version des Fotos gibt es hier.
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