Die Comix wird immer größer. Es gab Cosplay, Workshops, Autogrammstunden und etwa tausend gutgelaunte Nerds. Wir waren mit Kamera vor Ort.
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Was passiert wenn du Batmans Freundin anmachst, wissen wir ja schon aus dem Vorjahr. Dieses Jahr konnten wir den dunklen Ritter nicht ausfindig machen. Dafür waren andere da. Wie zum Beispiel der Pedo Bear, gehende Zombies und Son Goku mit Erfolgsformel am Rücken. Seltsamerweise war die Schlange nicht so lang wie letztes Jahr, drinnen war es aber sehr voll. Grund dafür war der Cosplay-Wettbewerb. Gewonnen hat diesen Darkwing Duck mit komplett selbstgemachten Kostüm. Leider kam dieser aber nicht zur Preisverleihung. Wahrscheinlich musste er irgendwo das Böse bekämpfen oder er ist einfach publicityscheu. Platz 2 ging an Son-Goku und Freunde, den 3. Platz holten die Avengers.
Das Motto dieses Jahr lautete “The Walking Dead“, Zeichner der Serie Charlie Adlard gab fleißig Autogramme. Wie auch letztes Jahr gab es einiges an Schrott aber auch viele Perlen. Besonders gut gefiel uns der Stand von Pictopia. Man zeigte uns psychedelische Comics, von diesen benebelt führten wir kurze Zeit später ein Interview.
Die Evolution der Comix scheint fast abgeschlossen. Was als kleine Messe 1993 in einer Pfarrkirche anfing wird noch dieses Jahr in die St. Marxer Rinderhalle übersiedeln, nämlich am 3.10., dieses mal mit Star Wars Special und Star Gast Don Rosa.
Interview mit Julia Herrele von Pictopia, über die Wiener-Szene, Schrott und Trends.
Wo liegt für dich der Unterschied zwischen Graphic Novel und Comic?
Der Begriff »Graphic Novel« ist eigentlich eher ein Marketing-Begriff, der eingeführt wurde, um den »schmuddeligen« Comic der sogenannten Hochkultur anzunähern und dem Bildungsbürgertum schmackhafter zu machen. Innerhalb der Szene selbst verwendet man ihn kaum, da ist alles einfach ein »Comic«. Prinzipiell kann man aber sagen, dass eine Graphic Novel thematisch anspruchsvoller und erzählerisch komplexer ist und sich meist an ein erwachsenes Publikum richtet. Graphic Novels erscheinen auch gleich als längere, abgeschlossene Geschichte in Buchform und nicht, wie klassische Comics, als Heftserie.
Was sind die wichtigsten Genres?
Wichtig sind natürlich Genres wie Superheldencomics, Fantasy, Sciencefiction usw., aber auch solche wie die Comicreportage, der politische Comic, der autobiografische Comic, … das ist eine Liste von Genres, Subgenres die sich niemals vervollständigen lässt.
Warum glaubst du lesen Menschen Comics?
Warum lesen Leute Bücher? Warum schauen sie Filme? Oder spielen Videospiele? Comics können, wie jedes andere Medium auch, unser menschliches Bedürfnis nach Geschichten und Erzählungen befriedigen. Sie ermöglichen es uns, in andere Rollen zu schlüpfen, neue Welten zu erkunden und andere Blickwinkel auf scheinbar Altbekanntes zu entdecken. Idealerweise sind sie natürlich auch einfach gut gezeichnet und darum schön anzusehen.
Wie steht eigentlich es um die Wiener Comic Szene?
Wien hat eine eher kleine, aber feine Mitunterzeichner-Szene. ich bin da leider nicht die beste Quelle für Infos aus dieser Ecke, weil ich momentan selbst nicht aktiv zeichne. Absolute Fixsterne der Wiener Szene sind z.b. Heinz Wolf, Andre Beinbauer oder Thomas Aigelsreiter. Diese und andere treffen sich jeden zweiten Mittwoch im Monat im Rüdigerhof im vierten Bezirk zum Zeichnerstammtisch, der allen Interessierten offen steht. Dabei wird dann unter anderem auch am Tisch14-Magazin gearbeitet.
Seit Neuestem gibt es auch die Wiener Manga-Anthologie »boah«, deren zweite Ausgabe vor kurzem erschienen ist. Es gibt auch eine lebhafte Szene von Jungzeichnern, viele davon kommen aus der (jetzt leider geschlossenen) Wiener Kunstschule. Im Sommer macht auch wieder die Comicbibliothek Comicstrip-Box bei der Pilgramgasse auf.
Was uns in Österreich halt wirklich fehlt, ist ein professioneller Comicverlag. Wobei aber der Luftschacht-Verlag gerade dabei ist, sein Comicprogramm auszubauen – 2016 dürfte, was das angeht, spannend werden.
Wie in jeder Kunstform gibt es viel Schrott. Bei Comics scheint das aber besonders stark ausgeprägt warum ist das so? Und wie selektiert man da in einem Verlag?
Ich glaube, was jetzt wirklich Schrott ist und was gut, kann man so pauschal nicht sagen. Aber ich weiß natürlich, was du meinst – dass es grade auch im Comic viel Müll gibt, liegt wahrscheinlich daran, dass das Medium oft unterschätzt wird. Viele Leute sehen Comics leider immer noch als Literatur zweiter Klasse; als etwas, dass man nur akzeptiert, wenn Kinder es auf dem Weg zur »richtigen« Literatur lesen. Deswegen fühlen sich viele Leute befugt, Comics zu zeichnen, wenn sie eigentlich nicht die nötigen Fähigkeiten mitbringen. Ein zweiter Grund für schrottige Comics könnte sein, dass aus bestimmten Geschichten Comics gemacht werden, obwohl sie sich viel besser für ein anderes Medium, z.b. den Film oder einen Roman, eignen würden.
Was tut sich gerade am Comic Markt, gibt es Trends?
Prinzipiell werden Comics immer beliebter. Der Comic ist, obwohl er wie gesagt oft noch unterschätzt wird, längst kein Nischenphänomen mehr, sondern definitiv im Mainstream angekommen. Also wird natürlich der Markt und infolgedessen die thematische Vielfalt immer größer.
Ob man da also von einem oder mehreren konkreten Trends sprechen kann, weiß ich nicht. Mir kommen aber in der letzten Zeit öfters Literaturadaptionen unter, das wäre vielleicht so eine Strömung, die man feststellen könnte. Immer schon beliebt sind auch autobiografische bzw. autobiografisch geprägte Geschichten. ich bin aber keine Marktforscherin, also kann ich nur meinen eigenen Eindruck wiedergeben, das muss nicht unbedingt ein richtiger sein.
Mir hat der psychedelisch angehauchte Stil einiger eurer Comics gefallen Luke Remsey zum Beispiel. Wie stehts um das Medium Comic als Kunstform? Hast du Empfehlungen?
Der Comic ist natürlich auch eine Spielwiese für Künstler; da gibt’s einen Haufen ganz schön avantgardistische Experimente! So werden die Grenzen des Mediums ausgelotet und nach und nach auch erweitert.
Wen so etwas interessiert, dem sei z.b. das Schweizer Comicmagazin Strapazin oder die Anthologien des Grazer Kollektivs Ttonto ans Herz gelegt. Cool sind auch die Sachen von Chris Eware (»Jimmy Corrigan«, »Building Stories«), der virtuos wie kein anderer mit Dingen wie dem Erzählfluss, der Panelgröße oder dem Konzept »Buch« an sich spielt.
Wenn du jetzt vom Psychedelischen sprichst, Jesse James (»hieran sollst du ihn erkennen«, »Honeymoon Safari«). Interessant was den Comic als Kunstform angeht, sind auch die Anthologien der Comics aus der Monde Diplomatique (erschienen bei Reprodukt), die arbeiten der internationalen Zeichnerelite versammeln.
Die nächste Comix findet am 4.10.2015 in der Rinderhalle St. Marx statt.