Das Playground AV Festival von 22. bis 25. Juni eine Plattform für nationale und internationale Artists aus den Bereichen Projektionskunst, Performance, Sound und Street-Art. Wir haben mit Gerald Herlbauer und Eva Bischof von 4youreye über das Festival und ihre Arbeit gesprochen.
Das Playground AV Festival steht für außergewöhnliche Workshops, Screenings, Panels, Performances und Installationen die zum Ausprobieren, Spielen und gemeinsamen Performen einladen. Im Mittelpunkt stehen – wie sonst leider viel zu selten – Visuals. Die Initiatoren von 4youreye bringen dabei viel Erfahrung mit – so rücken sie seit Jahren nationale und internationale Events, wie etwa das Urban Art Forms oder aber die Formula Una in Malaysia, ins rechte Licht.
Das Ziel des Playground AV Festivals ist es, Hierarchien unter Künstlerinnen und Künstlern und den verschiedenen Genres zu sprengen und sich kreativ auszutoben. Eine freie, unmittelbare und ungezwungene Vermittlung von Inhalten und Erfahrungen abseits des streng akademisch gestalteten Wissenstransfers steht dabei im Vordergrund.
Teilnehmen kann an sich jeder, der sich für visuelle Kunst interessiert. Das Festival ist ein Platz für den Austausch, ein audiovisueller Spielplatz und ein zusammenführender Mittelpunkt für VJ´s, DJ´s, Bands, Programmierer, Designer jeglicher Art, Enthusiasten, Kunstfreaks und Nerds aus aller Welt.
Das Festival kooperiert mit AVnode, Liquid Sky Berlin, dem Werk und 4youreye ProjectionArt. Wir haben den Initiatoren von 4youreye, dem Künstler-Duo Gerald Herlbauer und Eva Bischof ein paar Fragen gestellt.
Was war denn der ausschlaggebende Grund dieses Unternehmen zu gründen? Wie sah die Szene damals aus, wie eure Anfänge?
Begonnen hat das alles zu den Anfangszeiten der elektronischen Tanzmusik in den frühen 90er Jahren. Das war in etwa zeitgleich mit der Gründung von 4youreye. Gery war damals sofort von Techno so begeistert, dass er die Idee hatte das ganze Ding muss man doch auch in Bilderwelten umsetzen können. 1993 war es dann soweit und er hatte den ersten „live VJ Auftritt“ – man muss dazu sagen, dass das was besonderes war, da der Großteil der sich mit Visualisierungen von Musik beschäftigte zu jener Zeit analog gearbeitet hat sprich mit Dia Projektoren.
Welchen persönlichen Bezug hast ihr zur Kunst bzw. wie seid ihr in die Kunst gekommen? Seid ihr da irgendwie hineingeraten oder habt ihr durch eine Kunstausbildung in diesen Bereich gefunden?
Gerald: Ich war in Linz auf der Kunstuniversität in der Meisterklasse Metall und da ist mir wie gesagt Techno passiert. Ich war immer schon sehr computerinteressiert und das hat damals perfekt zusammengepasst.
Eva: Ich bin immer schon von Kunst begeistert gewesen. Hab mich schon mit 12 – 13 Jahren in Museen, auf Vernissagen und Ausstellungen rumgetrieben. Ich bin dann irgendwann bei Kunstgeschichte hängen geblieben bis ich Gery kennen lernte. Der Rest ist Geschichte 😉
Welchen Stellenwert hat das Projektionsdesign heutzutage in der österreichischen Design- und Kunstszene?
Es hat sich sehr viel entwickelt in dem Bereich. Am Anfang war Projektionsdesign eine totale Nische und heutzutage gibt es Projektionsdesign als Studienlehrgang.
Vor einigen Jahren gab es gefühlsmäßig mehr VJs im Line Up und die Szene wirkte präsenter. Siehst du das auch so?
Gerald: Es gab mal ein richtiges High in Wien in punkto Visualisten. Mir scheint, dass das abgeflaut ist weil es einfach so viele gibt, die was machen. Qualitativ auch oft echt schlecht, genauso wie bei der Musik.
Eva: Wie hätten damals regelmäßige Treffen namens „VisualistInDaba“ – hier wurde übrigens auch der Begriff des / der VisualistIn gegründet. Hier entstand auch die Idee zu einer Event-Serie mit Focus auf Visuals bzw. Projektionskunst an sich. Das wurde dann auch umgesetzt und zwar im Museumsquartier Inder Ovalhalle gab es regelmäßig Events unter dem Namen EQUALeyes. Vor der Party wurde die so genannte Sehschule abgehalten mit Lectures zu bestimmten Themen, danach kam erst die Party. Die Visualisten durften sich die DJs und Sound-Acts aussuchen die sie bebildern wollten. Das ist jetzt aber sicher schon ewig her, bestimmt über 10 Jahre… wenn nicht mehr!
Ihr habt auch sehr viele internationale Projektionen gemeistert und bei vielen großen Projekten mitgearbeitet. Wie sind die größeren Kollaborationen entstanden, wie macht man sich einen Namen in der Szene – auch außerhalb von Österreich?
Gerald: Zu Beginn war alles eine Familie. Man hat über die Jahre einen sehr guten Überblick gehabt, wer was für Jobs macht. Und wir haben natürlich zu den von uns betreuten Festivals die VJs – oder VisualistInnen wenn man so will – von überall her gebucht. Durch unsere Bookings, die uns durch ganz Europa und auch weiter führten, könnten wir auch international super viele Kontakte knüpfen. Aber uns waren nicht nur die Gigs wichtig, sondern auch das Netzwerk und das ist bis heute so geblieben.
Was sind die größten Herausforderungen, gerade bei Großprojekten, wie der Bespielung von ganzen Festivals etc.?
Das alles rechtzeitig spielt und funktioniert. Das war früher oft echt ein richtiger Stunt. Das ist immer von der Technik abhängig – ob sie dich eh nicht im Stich lässt. Logistik ist auch ein wichtiges Thema. Aber Spaß soll´s ja auch allen machen.
Wie kann man sich Live-Visuals als Laie vorstellen? Vereinfacht erklärt? Wie läuft das ungefähr ab?
Gerald: Es ist ein sehr intuitives Arbeiten. Stundenlang in den Sound eintauchen und das Ganze visuell begleiten. Ab und zu sogar die Führung übernehmen; das hängt halt dann von der Leistung des gesamten Set Ups ab.
Eva: … und vom Können des Visualisten.
Gerald, du hast das Ganze in den frühen 90ern gegründet und bist ein Experte auf dem Gebiet der Projektionstechnik. Was hat sich seither sowohl aus technischer, als auch in ästhetischer Sicht hinsichtlich Projektionsdesigns getan/geändert?
Viel, sehr viel. Als ich anfing in den frühen 90ern hätte ich mir nicht gedacht, mal einen Beamer zu besitzen. Denn der ist viel zu teuer und so groß wie eine Waschmaschine und allgemein einfach unleistbar. Heute schmeißen sie dir das Zeug in jedem Elektronik Markt ja fast schon nach. Na gut, es gibt da natürlich schon gewisse Qualitätsstandards oder technische Anforderungen die der Consumer Bereich nicht abdeckt. Damals schleppten wir auch noch Standrechner mit uns rum, ganz zu schweigen von diesen monströsen Bildschirmen und jede Menge anderes Gerümpel. Das passt heute für ein live VJ Set locker alles in ein kleines Kofferl rein.
Auf welche Projekte aus allen Bereichen (egal ob Bühnendesign, Live-Visuals, Videomapping) seid ihr bisher besonders stolz?
Das Urban Art Forms war schon ein super Ding. Von Anfang an mit meinen Team das alles mitgestalten zu können, da kann man stolz drauf zurückblicken. Und dann sind da noch die echt großen Produktionen, wie die Präsentation vom Golf 7 in Spanien, National Day in Qatar oder die Formula One in Malaysia, um nur ein paar davon zu nennen.
Wie würdet ihr euren Live-Performance-Stil beschreiben und wie hat er sich in den letzten Jahren entwickelt? Wie unterscheidet er sich bei den Projekten?
Gerald: Wir haben uns einen Stil angeeignet und den ziehen wir durch. Ich spiel seit über 20 Jahren den selben Stil durch und es geht sich immer noch aus.
Eva: Ich sample gerne nach wie vor Stummfilme und Experimental-Filme der frühen 1920er Jahre. Das wird gemischt mit graphischen Elementen und ganz wichtig ist bei Live-Performances, dass man auf den Sound eingeht. Ich krieg immer die Krise wenn VJ´s über den Break drüber spielen und dann flackert es im Club rum wie Silvester.
Außerdem bin ich kein Fan von diesem rumgesynche von allem und jedem. Wenn jeder Clip nur noch auf Synch und im selben Beat läuft, z.B. zu Techno Sets, dann ist das für meinen Geschmack einfach zu viel des Guten. Ich arbeite da lieber immer ein bisschen gegen den Strom, um eine Art visuellen Kontrapunkt zu setzen.
Auch ganz wichtig: Vergesst diese ganzen schrecklichen Effekte die VJ Software Programme üblicherweise so mit sich bringen. Konzentriert euch lieber auf Helligkeit und Kontrast. Es gibt nichts schlimmeres, als eine Location, die plötzlich Tag-hell erscheint.
Was darf man sich vom kommenden Playground AV-Festival erwarten?
Drei Tage lang, also von 22. – 25. Juni 2017, werden den Besuchern Performances, Workshops, Lectures und Partiys mit heimischen Künstlern, sowie mit mehr als 40 internationalen Artists aus 14 europäischen Ländern geboten. Playground AV versteht sich nicht nur als gewöhnliches Festival, viel mehr ist es auch ein Platz zum Netzwerken, Lernen, Ausprobieren und Experimentieren. „Bring Your Toys & Get Connected“ hat sich das Festival deshalb auch dieses Jahr ein mal mehr auf die Fahnen geschrieben.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit auf der Spittelauer Lände, mit Werk, Dachsbau und der Grellen Forelle? Wie läuft die Zusammenarbeit in Wien generell?
Die Spittelau ist eine ganz besonderer Fleck, da bringt uns keiner mehr weg. Deshalb nennen wir das Gebiet zwischen Spittelauer Kletterturm und Zaha Hadid Haus auch Donaukanal Culture Lane, sozusagen das Bermuda Dreieck zwischen Grelle Forelle / Lichtbogen334 – unsere Heimat im übrigen – und dem Werk Club.
Die Zusammenarbeit zwischen diesen drei Locations läuft super. Jeder macht sein Ding und trotzdem arbeiten wir zusammen. Es entsteht hier auch grade ein gutes Netzwerk und man inspiriert sich auch gegenseitig. Besser geht es einfach nicht.
Das Playground AV-Festival findet von 22. Juni bis 25. Juni in Wien statt.