Eine neue Politik der Liebe – Adèle Haenel im Interview zu »Porträt einer jungen Frau in Flammen«

Der Film »Porträt einer jungen Frau in Flammen« zeigt nicht nur eine gleichgeschlechtliche, sondern auch eine gleichberechtigte Liebe zwischen zwei Frauen im 18. Jahrhundert. The Gap traf Adèle Haenel, eine der beiden Hauptdarstellerinnen, zum Gespräch.

Was hast du in den Jahren, in denen du Schauspielerin bist, über dich und das Business gelernt?

Das weiß ich nicht, aber ich weiß: Wenn ich einen Film mache, dann habe ich eine philosophische oder politische Frage, die ich mir zu dieser Zeit stelle. Jeder Film, den ich seit 2012 gedreht habe, versucht eine dieser Fragen zu beantworten. Es muss nicht unbedingt mit mir zu tun haben. Es geht eher darum, einer Idee nachzugehen. Jüngere SchauspielerInnen, die den Beruf erlernen wollen, müssen auf ihre innere Freude hören. Das Gefühl für die Schauspielerei kann, muss man fühlen. Es ist nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen. Das haben viele und sie dürfen es nicht loslassen. Man darf nicht den Regeln folgen und man muss sich selbst treu bleiben. Man muss auch vorsichtig sein, es kann zu problematischen Situationen kommen.

Gerade ist ja die Viennale in Wien. Hast du einen Bezug zum österreichischen Film?

Mein Vater stammt aus Österreich, daher habe ich eine besondere Beziehung mit diesem Land, aber ich kenne mich mit der Kinowelt Österreichs nicht so gut aus. Aber ich habe Interesse daran, auf Deutsch zu arbeiten. Ich möchte gerne weitere Filme oder Theaterstücke auf Deutsch drehen bzw. spielen.

Adèle Haenel und Noémie Merlant in »Porträt einer jungen Frau in Flammen« © Filmladen Filmverleih

Dein Deutsch ist ja eigentlich schon gut, vor allem, wenn man bedenkt, dass du die Sprache erst relativ spät gelernt hast.

Ich habe beim Dreh zu »Die Blumen von gestern« Deutsch gelernt. Aber wenn ich müde bin, dann ist alles kaputt (lacht). Dann rede ich lieber Englisch. Gestern habe ich jedoch das Q&A im Kino auf Deutsch geführt.

Kannst du uns schon etwas zu deinen neuen Projekten verraten?

Ich arbeite gerade am Theater. Wir fangen nun mit den Proben an und werden nächstes Jahr spielen.  Das Stück heißt »Der Teich« von Robert Walser. Wir wollten das Stück ursprünglich auf Deutsch spielen, aber jetzt spielen wir es – glaube ich – auf Französisch. Wenn wir aber das Stück international aufführen sollten, dann wechseln wir vielleicht auf Deutsch. Ich kenne den Text sowieso auf Französisch und auf Deutsch. In Österreich wird demnächst der Film »Lieber Antoine als gar keinen Ärger« von Pierre Salvadori zu sehen sein. (Anm. d. Red.: Der Film läuft ab 8. November 2019 in den österreichischen Kinos.)

International und auch in Österreich sind ja viele französische Filme sehr erfolgreich. Wie erklärst du dir diesen Erfolg?

Frankreich hat ein sehr besonderes Finanzierungssystem für Filme. Jeder Film, der im Kino erfolgreich ist, erhält anschließend Geld, das wieder in neue Filmprojekte gesteckt wird. Wir produzieren sehr viele Filme, obwohl wir nicht so ein großes Land sind. Der französische Film hat auch einen sehr guten Ruf. Ich glaube, dies hilft sowohl den Arthouse-Filmen als auch den kommerziellen Filmen.

Welchen Beruf hättest du ergriffen, wenn du keine Schauspielerin geworden wärst?

Ich glaube, dann würde ich Schauspiel unterrichten.

»Porträt einer jungen Frau in Flammen« © Filmladen Filmverleih

»Porträt einer jungen Frau in Flammen« ist ab 13. Dezember 2019 in den österreichischen Kinos zu sehen.

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