Mit sich ins Reine kommen – At Pavillon und ihr neues Album »Personal Development Deals«

Die Liebe, psychische Gesundheit, Authentizität im Zeitalter des Internets – auf ihrem zweiten Album beschäftigen sich At Pavillon mit sehr grundsätzlichen Dingen. Über den zappeligen Indie-Rock ihrer Anfangstage wachsen sie mehr und mehr hinaus.

© Patricia Narbon

Als Teenager habe er sich vorgenommen, nie einen Song über die Liebe zu schreiben, so Mwita Mataro – weil es davon eigentlich schon zu viele gebe. Knapp vor seinem 30er habe ihn das Thema dann aber doch noch eingeholt. »Loved«, die Vorabsingle des zweiten Albums seiner Band At Pavillon, ist dabei alles andere als ein klassisches Liebeslied: »How do we all know / What love is? / How love feels? / How do we all know?« Es sind Zeilen, die Unsicherheit und Verletzlichkeit zum Ausdruck bringen, die die Liebe hinterfragen und die uns nahe ranlassen an Mataros Gefühlswelt: »Do I also get love? / When I don’t have someone to share love? / To be honest I fear love / Please tell me again what love is about.«

Sehr grundsätzliche Fragen

Auch an anderen Stellen von »Personal Development Deals« geht es um sehr grundsätzliche Fragen – ein Versuch, mit sich ins Reine zu kommen: Neoliberaler Leistungsdruck und überhöhte Erwartungshaltungen, die zum psychischen Zusammenbruch führen können, sind ebenso Thema (»Shooting Star«) wie die vermeintliche Realität, mit der uns die digitale Welt in ihren Bann zieht (»Access«). Aber gesellschaftspolitisch haben sich At Pavillon ja schon auf ihrem Debüt »Believe Us« gegeben, wohl nicht zuletzt, weil Mataro, dessen Eltern aus Tansania stammen, seit seiner Kindheit in Salzburg mit Rassismus konfrontiert ist. Strukturen zu schaffen, die nicht-weißen Menschen den Zugang zum Musikschaffen erleichtern, steht deshalb auch ganz oben auf seiner To-do-Liste. Siehe etwa seine Arbeit mit der Initiative Question Me & Answer oder den Dokumentarfilm »Austroschwarz«.

Doch zurück zur Musik: »Personal Development Deals« zeigt die Band – vervollständigt wird sie von Kiddy B an der Gitarre und Paul Ali am Schlagzeug – über den zappeligen Indie-Rock ihrer Anfangstage hinausgewachsen. Die Beine lässt das nach wie vor nicht kalt, aber es darf auch luftiger sein, melodiöser oder geradezu soulful. Manchmal dominieren dabei die Synths, dann wieder die Gitarren. Die neuen Seiten tun At Pavillon gut – und getanzt darf und soll bei ihnen ja immer noch werden, wenn auch teils mit geschlossenen Augen, in Gedanken versunken und ganz für sich allein.

At Pavillon »Personal Development Deals«

Das Album »Personal Development Deals« von At Pavillon ist heute, also am 19. Mai 2023, bei Las Vegas Records erschienen.

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