Bertholdsaal Weyer – »No change, no chance!«

Nach 20 Jahren Nutzung durch den »Trägerverein Bertholdsaal« droht dem Bertholdsaal in Weyer der Abriss. Mit einer Crowdfunding-Kampagner soll der Kauf und somit der Erhalt des oberösterreichischen Kulturhotspots gesichert werden.

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© Jakob Gsoellpointner

Dass ein vielschichtiges und buntes kulturelles Programm in Österreich nicht nur in den großen Städten mit mehreren hunderttausenden Einwohnern möglich ist zeigt der Bertholdsaal in Weyer. Bereits seit 20 Jahren engagiert sich der »Trägerverein Bertholdsaal« als Pächter um die Verwaltung des über 100-Jahre alten Saals. Insgesamt 270 organisierte Veranstaltungen und rund 20.000 BesucherInnen sprechen für sich und lassen erahnen, welche enorme Bedeutung der Bertholdsaal für das kulturelle aber auch das gesellschaftspolitische Zusammenleben in Weyer und der näheren Umgebung hat.

Das kulturelle Angebot reicht von Konzerte von Größen wie Bilderbuch, Wanda oder Voodoo Jürgens, bis hin zu Kino- und Filmabenden, Sportveranstaltungen, Workshops, Theateraufführungen oder auch Lesungen. Dass Veranstaltungen in dieser Form auch in Zukunft organisiert werden ist jedoch seit einigen Monaten aufgrund von Verkaufsabsichten seitens der Pfarre Weyer, die Eigentümer des Saales und des Grundstückes ist, mehr als ungewiss.

Der Grund: Anfang April wurde dem »Trägerverein Bertholdsaal« der Kauf des Gebäudes inklusive des Grundstücks angeboten. Wie so oft waren laut Michael Hagauer, Mitglied des Projektteams zum Erhalt des Bertholdsaals, monetäre Gründe ausschlaggebend: »Die Pfarre hat einige Liegenschaften in Weyer. Den Pfarren am Land fehlt es an Geld und daher würde ein Verkauferlös des Bertholdsaals helfen, andere Liegenschaften zu renovieren und besser vermieten zu können.« Aus diesem Grund seien die Verkaufsabsichten der Pfarre völlig nachvollziehbar und würden für den Trägerverein auch eine einmalige Chance darstellen.

Zur weiteren Nutzung des Grundstücks inklusive Gebäude durch den Trägerverein ist ein Kauf die einzige Alternative. Das Interesse eines weiteren Mitbewerbers, der den Abriss und einen Neubau für seine Zwecke plant würde das Ende des Bertholdsaals bedeuten.

Nach der überraschenden Ankündigung der Pfarre folgte für die Beteiligten laut Hagauer eine arbeitsintensive Zeit: »Die ersten Wochen waren hauptsächlich mit der Erstellung von ersten Konzepten zur künftigen Nutzung des Hauses verbracht. Diese wurden noch vor dem Sommer diversen Förderstellen, allen voran LEADER, präsentiert, damit wir vorab die Förderwürdigkeit unseres Vorhabens besser abschätzen konnten.«

Nachdem die Idee einer Crowdfunding-Kampagne stand, folgten weitere zeitintensive Arbeitsschritte um die benötigten 96.000 Euro zu sammeln: »Juni und Juli waren damit ausgefüllt, das Crowdfunding aufzusetzen, Goodies zu finden etc. Seit dem das Crowdfunding läuft, waren wir bei vielen Veranstaltungen wie Sommerkinos, Konzerten, Wochenmärkten, Treffen von Wirtschaftstreibenden und vielen mehr zu Gast, um unser Projekt zu bewerben. Weiters haben wir bisher drei Benefizveranstaltungen durchgeführt, die allesamt Einnahmen für das Crowdfunding darstellten. Das Ganze wurde noch von wöchentliche Presseupdates und entsprechenden Aktionen auf unseren Social Media Kanälen begleitet. Und dann halt konstantes Lobbying im Freundes und Familienkreis.«

Neben dem eigentlichen Kauf soll das gesammelte Geld auch für dringende Sanierungsmaßnahmen verwendet werden. Dazu zählen unter anderem der Anschluss an Fernwärme, neue Toiletten und die Sanierung des Daches. »Das gesamte Projektvolumen wird sich dann aber auf mindestens 400.000 Euro belaufen. Eigenleistungen on top!«, so Hagenbauer.

Die Crowdfunding-Kampagne läuft noch bis zum 12. November und hat während der Arbeit an unserem Artikel das Funding Ziel von 96.000 Euro nun doch überschritten. Ganz wesentlich für den Erfolg ist auch die Bereitstellung von Goodies. Unterstützer erhalten solche als Gegenzug für Spenden. Diese reichen so Hagenbauer »von persönlichen Auftritten von Austrofred, über Festival- und Konzerttickets von langjährigen Bookingpartner, Gemälden und Skulpturen von verschiedensten uns nahestehenden KünstlerInnen, selbst erzeugten T-Shirts bis hin zu Bäumen aus dem Garten des Bertholdsaals.«

Die Kampagne läuft noch bis zum 12. November. Nähere Informationen zum Crowdfunding und die Möglichkeiten zur Unterstützung des Projekts findet ihr hier. Auch empfohlen sei das Benefizkonzert von Dr. Rock am 4. November im Bertholdsaal.

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