Zur Ausstellung "100 Beste Plakate 15“ im Wiener MAK haben wir eine kleine Preview zusammengestellt. Nach der Entstehungsgeschichte zu den einzelnen Plakaten durften wir den Kurator der Ausstellung Peter Klinger sowie Sophie Asamer fragen.
Zwei Mal so viele Einreichungen gegenüber dem Vorjahr und auch genauso viele Plakate aus Österreich haben es heuer in die Ausstellung „100 Beste Plakate 15“ geschafft. Einer der Glücklichen ist Stefan Joch von Zwupp, der mit „Astronautovic“ dem Fußballer Marko Arnautović ein Plakatdenkmal gezaubert hat (auch die Nummer Eins in der Galerie) – das zweite österreichische Gewinnerprojekt kommt aus dem Studio für visuelle Gestaltung „Beton – Gruppe für Gestaltung (Nummer Zwei in der Galerie).
Einige plakative Zahlen zum Plakat-Wettbewerb
Hinter der Ausstellung steckt der gleichnamige, mittlerweile zum 11. Mal im MAK veranstaltete, internationale Grafikdesignwettbewerb, der – in kleinerer abgeänderter Form – sogar auf DDR-Zeiten (Premiere im Jahr 1966) zurückgeht. Diesmal kommen von den 100 prämierten Plakaten und Plakatserien 50 aus der Schweiz, 48 aus Deutschland und eben 2 aus Österreich. Weitere Zahlen: 605 EinreicherInnen, davon 125 von Agenturen bzw. Grafik- und Design-Büros, 465 von EinzelgestalterInnen und 15 von AuftraggeberInnen. Von den Einreichungen sind insgesamt 396 aus Deutschland, 64 aus Österreich und 145 aus der Schweiz gekommen.
01 Mak (© © ZWUPP/100 Beste Plakate e. V.)
Grafik: Stefan Joch, Atelier: ZWUPP
Astronautovic, Auftraggeber: Eigenauftrag
Druck: Viadukt Screen Prints, Wien
Drucktechnik: Siebdruck
Österreich
Kurator Peter Klinger: "Das im Eigenauftrag entstandene Plakat wurde im Siebdruckverfahren hergestellt und basiert auf Michael Kranewitters medial weit verbreiteter Fotografie des Sportlers. Der stilisierte Schutzanzug und der Weltraumhelm deuten einen hermetischen Raum an, der den Fußballer umschließt und ein breites Feld an möglichen Interpretationen öffnet."
02 Mak (© © Beton – Gruppe für Gestaltung)
Grafik: Oliver Hofmann, Benjamin Buchegger, Daniel Car, Atelier: Beton – Gruppe für Gestaltung
Zwickl – Schwandorfer Dokumentarfilmtage 2015, Auftraggeber: Stadt Schwandorf, Anne Schleicher
Druck: Rema-Print-Littera, Wien
Drucktechnik: Offsetdruck
Österreich
Peter Klinger: "Mit dem Festivalplakat zu den Dokumentarfilmtagen in der bayerischen Kreisstadt Schwandorf überzeugten Oliver Hofmann, Benjamin Buchegger und Daniel Car die Jury heuer bereits zum zweiten Mal mit einer rein typografischen Lösung. 11 Dokumentarfilme waren im Jahr 2015 unter dem Motto 'Formen des Widerstands' zu sehen."
03 Mak (© © Erich Brechbühl [Mixer]/Kim Migliore)
Grafik: Erich Brechbühl [Mixer], Kim Migliore
Silence of the Dance, Auftraggeber: Neubad, Luzern
Druck: SAXOPRINT AG, Zürich
Drucktechnik: Offsetdruck
Schweiz
Peter Klinger: "Mit einem ganz in Schwarz-Weiß gehaltenen Plakat präsentieren Erich Brechbühl und Kim Migliore die Kopfhörerpartys im Schwimmbecken des ehemaligen städtischen Hallenbads der Stadt Luzern. Brechbühl und Migliore transponieren das Thema silence of the dance in grafisch sachlicher Manier: Ein Kopfhörerkabel schlingt sich zur titelgebenden Schrift zusammen, wobei die in den Hintergrund verschwimmende Kontur des Kabels an Tanzbewegungen erinnert."
04 Mak (© © Bureau Collective)
Grafik: Ollie Schaich, Ruedi Zürcher, Atelier: Bureau Collective
Tourismus-Region Andermatt, Auftraggeber: Verein Weltformat, Luzern
Druck: Schriften Haas, Appenzell
Drucktechnik: Digitaldruck
Schweiz
Peter Klinger: "Die klischeehafte Alpenromantik war im Jahr 2015 das Thema mehrerer Schweizer Siegerprojekte. Ollie Schaich und Ruedi Zürcher von Bureau Collective gestalteten mit der Fotocollage Andermatt beispielsweise Plakate für den Schweizer Tourismus. Unter der Verwendung einer Fotografie von Charles Nègre entwarfen sie neue Plakate für eine Initiative des Vereins Weltformat zur Bewerbung touristischer Ziele in der Zentralschweiz. Die Fotocollage fügt stereotype Gegenden wie grüne Almwiesen, Wald- und Seenlandschaften mit Gletschern und Gebirgsmassiven auf bewusst dilettantisch wirkende Weise aneinander. Topografisch ist das gezeigte Motiv nicht zu verorten, aber genau diese Vorgehensweise macht den Reiz des Plakates aus. Der sich nach oben verjüngende typografische Schriftzug gibt dem Sujet zusätzlich Tiefe und Dynamik."
06 Mak (© © Atelier Bundi)
Grafik: Stephan Bundi, Atelier: Atelier Bundi
King Arthur, Auftraggeber: TOBS – Theater Orchester Biel Solothurn
Druck: Plakatif AG, Stans
Drucktechnik: Offsetdruck
Schweiz Sophie Asamer: "Als das 'erste Musical in der Geschichte' verbindet dieses von dem Komponisten Henry Purcell (1659 - 1695) und dem Dichter John Dryden (1631 – 1700) gemeinsam verfasste Stück dramatische Sprechpassagen mit unterhaltsamen musikalischen Einlagen. In der Inszenierung wird á la Monty Python die bekannte Legende auf humorvolle Art ad absurdum geführt. Passend dazu wählte auch der schweizerische Gestalter Stephan Bundi als assoziativen Mittelpunkt seines Plakats einen Kronkorken als Sujet, wohl als Anspielung darauf, dass die Person King Arthur im Stück so gar nichts mit dem sagenumwobenen König Arthus zu tun hat."
08 Mak (© © Atelier Poisson)
Grafik: Giorgio Pesce, Flavia Cocchi, Atelier: Atelier Poisson, Atelier Flavia Cocchi
St Bernard, Aus einer Serie von vier Plakaten für den AGI Congress 2015 Biel/Bienne
Auftraggeber: AGI Alliance Graphique Internationale, Baden
Druck: Serigraphie Uldry AG, Hinterkappelen/Bern
Drucktechnik: Digitaldruck
Schweiz Peter Klinger: "Der jährlich in einer anderen Stadt einberufene AGI Kongress (Alliance Graphique Internationale) fand 2015 in Biel (CH) statt. Giorgio Pesce aus dem Atelier Poisson nahm sich der Ankündigung des Kongresses auf mutige unorthodoxe Weise an. Ganz im Stil eines Fotoplakates der 1970er Jahre lässt Pesce einen Bernhardiner mit Proviantweste und Fässchen vor dem Berg Großer Sankt Bernhard posieren. Das Plakat funktioniert im Sinne eines Retro-Klassikers schweizerischer Machart. Tradierte Sujets werden mit veränderten Inhalten in kreative Kontexte gebettet und wirken somit erfrischend neu."
10 Mak (© © Ralph Schraivogel)
Grafik: Ralph Schraivogel
Bitte berühren!, Auftraggeber: Museum für Gestaltung Zürich
Druck: Lézard Graphique, Brumath
Drucktechnik: Siebdruck
Schweiz Peter Klinger: "'Das Berühren der Figuren mit den Pfoten ist verboten!' heißt es in den meisten Museen. Nicht so im Museum für Gestaltung in Zürich, das für die Ausstellung 'Bitte berühren!' alle Ausstellungsstücke ohne den Schutz durch Glaskästen oder Alarmanlagen für alle Besucher zugänglich machte. Mit einer Auswahl an Exponaten aus dem zeitgenössischen Produktdesign konnte jeder selbst die haptische Qualität der Stücke nachfühlen und das Zusammenspiel von Material und Form erforschen. Eine Erfahrung, die in der digitalen Welt mehr und mehr an Bedeutung verliert."
11 Mak (© © Timo Lenzen)
Grafik: Timo Lenzen
Striped Hills, Auftraggeber: Durex China, Shanghai (via S-LAB, Peking/Shanghai)
Druckerei: flyeralarm GmbH, Würzburg
Druck: Digitaldruck
Deutschland Peter Klinger: "Eine überraschend poetische Umsetzung gelingt Timo Lenzen, Student an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, mit seinem Plakat stripped hills für ein Gleitgel des Durex-Konzerns in China. Nackte, grafisch aneinandergereihte Körper, deren konturierte Linien sich zu einer bunten Hügellandschaft zusammenfügen, bringen Produkt und Visualisierung auf einfallsreiche Weise in Einklang."
12 Mak (© © hesign)
Grafik: Jianping He, Atelier: hesign
Design x Taipei, Auftraggeber: Taiwan Poster Association, Taipeh
Druck: Meister Schnell, Berlin
Drucktechnik: Siebdruck
Deutschland Sophie Asamer: "Mit diesem Plakat für die Ausstellung Design x Taipei der National Taiwan Normal University in 2015 in Taipei lädt der in Berlin ansässige Designer Jianping He zum Nachdenken über Fragen zum Stellenwert von Design und Politik in urbanen Räumen ein. Vor allem in Regimen, in denen die Ideologie von führenden Machthabern vorgegeben wird, hat die Staatsgewalt oft einen größeren Einfluss auf gestalterische Trends, als die Designer selbst. In diesem Sinne könnte man sogar so weit gehen, den ehemaligen Staatsgründer von Taiwan, Chiang Kai-shek (der hier im Bild als Collage zu sehen ist) als einen der größten Designer von Taipei zu bezeichnen. Das Plakat ist eine Collage aus einer Unzahl von Zeitungsinseraten, wie sie in einer typischen chinesischen Morgenzeitung gefunden werden können. Genau wie Taiwan selbst besteht dieses Plakat aus einem Kollektiv von Arbeiten der verschiedensten Gestalter, die mit ihren individuellen Einflüssen einen Teil des Gesamten beeinflussen."
15 Mak (© © LMN-Berlin)
Grafik: Günter Karl Bose, Uwe Langner, Atelier: LMN-Berlin
Was glaubst du, wer du bist?, Auftraggeber: Theater Bonn
Druck: Sprintout Digitaldruck GmbH, Berlin
Drucktechnik: Digitaldruck
Deutschland Peter Klinger: "Jedes Jahr wird der Spielplan des Bonner Theaters unter ein prägnantes Motto gestellt. Mit der Frage 'Was glaubst du, wer du bist?' stellen die Veranstalter die Frage nach der Bedeutung ihrer Stücke direkt an das Publikum. Im Anschluss an jede Vorstellung folgte eine offene Diskussion, in der Glaubensfragen (vor allem religiöser Natur) gemeinsam diskutiert wurden. Wie werden religiöse Inhalte in Literatur und Inszenierung umgesetzt? Wie wirken Intention und Präsentation auf den Betrachter? Wie wird Schönmalerei unter den Zuschauern aufgenommen und woran erkennt man eine überschminkte Wahrheit?
Beworben wurde dieses Motto mit einem verstörenden Plakat von LMN-Berlin. Ein Foto, das aus einem alten Passbild-Automaten stammen könnte und auf dilettantische Weise überarbeitet wurde, sollte wohl als gesellschaftskritische Aussage zum Thema Selbstreflexion verstanden werden."
Die Ausstellung „100 Beste Plakate 15“ wird am Dienstag, 27. September 2016, um 19:00 im MAK-Kunstblättersaal eröffnet. Besuchen kann man sie vom 28. September 2016 – 5. Februar 2017. Dienstag Abend ab 18:00 bei freiem Eintritt.