Diagonale-Tagebuch 2019, Teil 3: Festivalende und Preisregen

Die letzten beiden Tage der Diagonale 2019 brachten Filme über JournalistInnen und deren Zugang an die eigene Arbeit sowie eine scheiternde Schauspielerin, die Ausbeutung der Natur sowie die Verleihung vieler Preise.

Sonntag, 24. März

Ein weiteres Doku-Highlight der diesjährigen Diagonale war Ulli Gladiks »Inland«. In diesem Film trifft die Regisseurin auf drei WienerInnen aus den sogenannten Arbeiterbezirken, die lange Zeit als Wiege der österreichischen Sozialdemokratie galten. Nun machen dort viele Menschen ihr Kreuz bei der FPÖ. »Inland« taucht in die Welt dieser drei Menschen ein, Gladik versucht ihren ProtagonistInnen auf Augenhöhe zu begegnen, sie versucht ebenso deren Ängste, Zweifel und Hoffnungen zu zeigen; sie geht aber auch Diskussionen ein, mischt sich ein, stellt nicht nur Fragen,  sondern sie stellt ihre ProtagonistInnen ebenso vor Fakten. Sichtbar werden die Sorgen aller ProtagonistInnen in Bezug auf Erwerbsarbeit und (fehlendes) Geld.

Diagonale 2019 © Barbara Fohringer

»Schauspielerin« (Regie: Tobias Hermeling) wiederum verhandelt das Scheitern einer älteren Schauspielerin (Brigitte Karner) wieder in ihrer Branche Fuß zu fassen. In Schwarz-Weiß-Optik erzählt und von der Präsenz der Hauptdarstellerin lebend, fokussiert der Film auf die unschönen Seiten des Show-Business und ebenso darauf, wie es zuhauf älteren Frauen geht, wie sie mit der schleichenden Bedeutungslosigkeit in einer oberflächlichen Branche umgehen müssen. Tobias Hermeling, eigentlich Maler und Medienkünstler von Beruf, gibt mit »Schauspielerin« sein Regie-Debüt, das Buch verfasste er gemeinsam mit seiner Hauptdarstellerin Brigitte Karner. Im anschließenden Gespräch lassen die beiden das Publikum wissen, dass der Film im Zeitrahmen von ungefähr fünf Jahren entstanden sei.

»Die Tage wie das Jahr« (Regie: Othmar Schmiderer) ist ebenso mit einem kleinen Team realisiert worden. Regisseur und Kameramann Schmiderer begleitet dabei ein Jahr lang Gottfried und Elfie auf ihrem Bauernhof im Waldviertel und schafft dabei nicht nur ein Porträt deren Arbeit, sondern zeigt ebenso deren Philosophie über die Verbindung von Mensch und Natur. Der Film kommt dabei ohne die für die meisten Dokumentationen typische Interviewszenen aus, lediglich in ein paar Szenen ist das Paar im Gespräch miteinander zu sehen/hören, sonst hält Schmiderer sich als Filmemacher zurück, er ist lediglich stiller Beobachter.

Mirjam Unger moderiert im Gespräch mit dem Team des Films »Schauspielerin« © Barbara Fohringer

Kein Festival ohne Preise, denn diese wurden zudem auch noch vergeben: Sarah Fattahi wurde für ihr Filmessay »Chaos« mit dem Preis für den besten österreichischen Spielfilm ausgezeichnet, Nathalie Borgers gewann mit »The Remains – Nach der Odysee« den Preis für den besten österreichischen Dokumentarfilm. »Wreckage takes a holiday« von Jennifer Mattes wurde zum besten innovativen Film, Experimental- und Animationsfilm gekürt. Raphaela Schmid erhielt für »Ene Mene« den Diagonale-Preis Kurzspielfilm und Leena Koppe (Kamerafrau bei »Der Boden unter den Füßen«) wurde mit dem erstmals vergebenen Kodak Analog-Filmpreis ausgezeichnet. Alle weiteren GewinnerInnen lassen sich hier finden.

Die Diagonale 2019 fand von 19. bis 24. März in Graz statt.

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