»Die meisten jungen Bands sind schon verloren«


Songs aus Österreich waren lange nicht mehr so angesagt bei den Nachbarn. Aber wie sehen das eigentlich die involvierten Künstler? Wanda eher zweischneidig. Beim Interview fing alles mit der Frage an, wen sie gerne featuren würden. Wir haben mehrere Antworten zu einem durchgehenden Text eingedampft.

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Marco: Wen wir featuren wollen? Niemanden. Ich finde alle Musik von allen zeitgenössischen Musikern vollkommen bescheuert, jetzt ist es raus. Ich wünsche allen Glück, zusammenarbeiten will ich mit ihnen aber nicht. Aber dem Nino aus Wien gönne ich alles. Der ist einfach der beste Mann von absolut allen im ganzen Spiel. Wir interessieren uns eigentlich eh nur für ihn. Ich vermisse einfach den Rock total, bei allen Kollegen. Wir werden zu Recht als die einzige Rockband Österreichs bezeichnet, voll! Alle anderen suhlen sich in Raffinesse und Virtuosität, aber das gehört auch dazu. Es gibt eh zu wenige, die experimentieren und spielen. Ich bin sehr dankbar, dass es die Ja, Paniks, Bilderbuchs und Ninos gibt, davon könnten wir ruhig mehr vertragen.

Überhaupt, wenn wir schon darüber reden: Ich hab wahnsinnige Angst davor, dass all das, was hier passiert, dieses vermeintliche Fenster nach Deutschland, die Jungen total zerstört. Die fallen auf diese falschen Versprechungen rein. Dieses »Jetzt greifen wir österreichischen Kellermusiker zu Gitarren, singen auf Deutsch und werden berühmt in Deutschland!«. Das macht mir Sorgen, in der Regel sind das Nachwuchsmusiker, die sofort jedes Angebot annehmen, total ungeduldig sind. Es gibt Bilderbuch und Wanda, die »totale Bewegung«. Ich habe Angst, dass das die Jungen zerstört. Was uns geholfen hat, war dieses Nichtvorhandensein einer Industrie – nur deswegen konnten wir so experimentell und spielerisch sein.

Ich suche sehr viel Kontakt zu jungen Bands, aber ich muss ehrlich sagen, die meisten sind schon verloren. Ich dachte, wenn ich in Lokalen Nachwuchsbands treffe, gilt mein Wort. Aber: Vergiss es! Die sind schon alle total mit der Nase oben. Ist eh logisch, die lesen alle »das ist die neue Welle, das ist unsere Chance, wir sind schon fast in Deutschland«. Das ist der Nachteil, dass dieser Hype künstlich erweitert wird. Aber in Wahrheit sind das einzelne Bands, die einfach hart gearbeitet haben. Das fällt nicht vom Himmel, nur weil ein paar Zeitungen darüber schreiben. Die Zeitungen haben Wanda nicht groß gemacht, wir haben uns das erspielt. Dieses vermeintliche Sprungbrett kann total schnell knacksen und dann liegt man im ausgelassenen Betonbecken. Das sage ich den Jungen: Sie sollen jetzt nicht bei Warner oder Universal unterschreiben. Sie sollen einfach nur an ihrer scheiß Musik und Persönlichkeit arbeiten.

Es nützt nichts, wenn sie es jetzt machen. Bei einem großen Label zu unterschreiben, macht nur Sinn, wenn die Band von allen Labels gewollt wird. Man braucht eine Verhandlungsbasis. Aber es wird tolle Bands geben, aber eher in zehn Jahren, wenn das alles verdaut ist. Vielleicht ziehen jetzt noch ein oder zwei hoch. Ich will die Bands aber schützen, ich werde sie nicht nennen. Aber in zehn Jahren, wenn man unserem Sound in der Reflexion etwas abgewinnen kann, dann kann es wieder ganz tolle österreichische Bands geben.

Wir wurden gefragt, ob diese Wanda Zitate echt sind. Deshalb haben wir hier den ganzen Teil des Interviews vorsichtshalber online gestellt. Eine Tonaufzeichnung gibt es selbstverständlich.

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Bild(er) © Marlene Mautner
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