Ein Studium beginnen ist nicht schwer, es abzuschließen dagegen sehr. Weil Bildung aber nicht nur bedeutet, ein Mag. oder Mag.a dem eigenen Namen voranstellen zu können, haben hier sechs The-Gap-AutorInnen über ihr Studium geschrieben, das sie nie zu Ende gebracht haben.
Susanne Gottlieb – Theaterwissenschaft
Eigentlich habe ich im Leben immer alles durchgezogen. Die Schule, die Matura, meine ehrenamtlichen Aktivitäten, meine Freundschaften. Doch als ich an die Uni kam, änderte sich vieles. Vielleicht liegt es an den ersten paar Vierern und Dreiern, die ich bekam, und die so gar nicht meinem Weltbild entsprachen. Vielleicht war die Fachbereichsarbeit für die Matura, die ich in schmerzhaften Minietappen auf dem alten Windows-95-Rechner meines Bruders eintippte, auch schon der erste Hinweis darauf, was noch kommen sollte. Denn plötzlich ging das Schreiben nicht mehr so leicht von der Hand, und die Logik des wissenschaftlichen Forschens brannte sich wie ein ungelöster Aktenfall in mein Gedächtnis ein.
Nach einer Reihe mittelmäßig hingerotzter Bakk- und Seminararbeiten, in der nur mehr Durchkommen die Devise war, stand ich plötzlich vor der größten Herausforderung meines studentischen Daseins: der Diplomarbeit in der Theaterwissenschaft. Ein Horror, der mich ab dem vierten Semester mit seinem teuflischen Grinsen aus einer dunklen Ecke anblitzte, und dessen Klauen mich jahrelang umklammerten, als ich eigentlich schon Thema und Betreuer beantragt hatte. Es ging einfach nicht. All die Gedanken und Argumente, die sich in meinem Kopf tummelten und die ich journalistisch auch immer wieder aufs Papier knallte, ich konnte sie nicht in einen wissenschaftlichen Rahmen fassen. Nun, ein gutes Jahrzehnt später, ist der Abschluss des Masters noch immer ein Work-in-Progress. Drückt mir die Daumen.
Heute arbeitet Susanne Gottlieb als freie Journalistin in Wien und ist sowohl für lokale als auch internationale Medien tätig. Für The Gap schreibt sie Filmkritiken und -artikel und reist dafür auch schon mal quer durch die Welt.
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