Eine große Prise Rock ’n’ Roll

Die Wiener Anfangzwanziger The Crispies geben ihre letzte Lederjacke für ein große Prise Rock ’n’ Roll. Ein konsequentes Debüt. Wir präsentieren das brandneue Video zu »Noose ’n’ Go«.

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Wenn du einmal in der Todeszelle sitzt, hast du nichts mehr. Und schon gar nichts mehr zu verlieren. Aber wenn du nichts zu verlieren hast, hast du immer noch den Rock ’n’ Roll. Je purer, desto besser. Gut, ein paar Effektpedale brauchst du schon, um fesselnden Fuzz auf die Gitarre zu schnallen, Verzerreffekte für die Stimme. Das wichtigste aber: Der unbändige Drang nach vorne. Es muss in den Ohren rauschen, es muss wehtun. Es muss sich richtig anfühlen. Du brauchst nicht viel Zeit, eine gute halbe Stunde reicht für Rock ’n’ Roll. Zwei Handvoll gute Hooks, die richtige Attitude. Mehr geht nicht.

34 Minuten Garage Rock ’n’ Roll

Vier knusprige Knaben, Wiener Anfangzwanziger, exzessieren auf ihrem Debüt gehörig umher. Wenig Zeit durchzuatmen, wenig Zeit, das eben Gehörte zu verarbeiten, zu reflektieren. Natürlich gibt es jahrzehntealte Genre-Vorbilder, bei Garage Rock, dem existenzialistischen Ausdruck jugendlichen Ausbruchs aus den Suburbs, liegen sie offenkundig dar. The Crispies klingen aber nicht nach der Hochblüte des Garage, nicht nach Sonics oder den Slaves, den heimischen Großwesiren des Genres. The Crispies klingen tatsächlich moderner, nach schnelleren Raconteurs und viel progressiveren Black Keys, sind das konsequente Durchbrechen von dem, was vielen Indie-Bands vor zehn Jahren gläserne Decke war. The Crispies sind kompromissloser, haben zwar den Pop im Sinn, schlachten ihn aber nicht aus, lassen nur mit ihren Hooks erkennen, welch populäres Potenzial hinter Tino, Rob, Bruno und Peter steckt. Auf Band wie live, ekstatisch und puristisch. Exzess ist auch für Gitarrenmusiker wieder gesellschaftsfreundlich. Die Regler sind ganz oben, die Groupies tragen Lederjacken und Löcher in ihren Jeans. Mit solch einem Selbstverständnis kommst du nicht an Klischees vorbei, manchmal können sie ja auch geil sein. Auch beim Hören des Albums wird alles abgelenkt, Nebenbeihören fast unmöglich, vor allem bei den Großtaten »Bad Blood« und »Ring My Doorstep« wird der Gang breitbeiniger und das Nicken gewollter. Beim Mitnicken merkt man aber auch, was so richtig fehlt: Abwechslung. Und viel lautere Drums.

»Death Row Kids«, das Debütalbum von The Crispies, erscheint am 28.10. via Seayou Records. Tags zuvor findet im Chelsea die Album-Release-Show statt.

Bild(er) © Lukas Gansterer
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