Für diese Bilder- und Porträtstrecke unseres Foto-Specials in The Gap 190 begaben wir uns auf ganz schön dünnes Eis, denn was bedeutet schon »etabliert« und wer will sich in Zeiten der allumfassenden Professionalisierung noch als Newcomer*in oder Hidden Talent bezeichnen lassen? Der Workaround: Die Definition von Newcomer*in als Person, der bisher wenig mediale Aufmerksamkeit – quasi die Währung des 21. Jahrhundert, gleich nach Geld – zuteilwurde. Die Definition der etablierten Fotograf*innen? Na ja, exakt das Gegenteil. So gewinnen wir Einblick in den Geschmack, die Vorlieben und Ratschläge von vier professionellen Fotomenschen und präsentieren die Werke jener Hidden Talents, von denen die Profis der Stunde angetan sind. Ob professionelle Avancen oder Hobby-Ablichter*in, auf das Werk dieser Fototalente lohnt es sich ein Auge zu haben.
Niki Hergovich
nominiert von Paul Pibernig
An Nikola »Niki« Hergovich fällt als Allererstes auf, dass er sehr positiv über sein Aufwachsen in der Eisenstädter Peripherie der 1990er und 2000er spricht. Zwischen Metalband und den wenig goutierten Dorffesten war es das Skateboarding, das Niki vor rund zehn Jahren zur Fotografie brachte: »Fotografieren und Filmen ist ein wesentlicher Teil der Skateboard-Kultur. Das geht Hand in Hand. Man will seine Tricks und die Momente rundherum festhalten.« In der Zwischenzeit studierte er Architektur in Wien. Der Kontakt zu Paul Pibernig entstand 2019, als dieser bei der Suche nach Analogfotograf*innen aus Wien für seine jähriliche Reihe »One Thousand and More Pictures« auf seinen Nominee aufmerksam wurde. Hergovich, der meistens Alltagsmomente festhält, arbeitet impulsiv. Er ist Autodidakt und hat immer eine analoge Kamera in der Jackentasche. »Ich folge meiner Neugier und fotografiere alles, was vor mir aufpoppt. Erst später durch Ordnen und In-Beziehung-Setzen gesammelter Fotos entwickeln sich Serien oder neue Zusammenhänge.«