Faszination Beton: Brutalismus-Ausstellung im Az W

Jahrzehntelang hat man die Betonkonstruktionen des Brutalismus als Bausünden abgetan. Aktuell wird die Ästhetik des rohen Betons wiederentdeckt: Die Ausstellung »SOS Brutalismus« im Architekturzentrum Wien widmet sich den »Betonmonstern« und ihrer Rettung.

© Architekturzentrum Wien / Margherita Spiluttini — Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit, Wien, Fritz G. Mayer, Fritz Wotruba, 1974–1976

Wer vor einem brutalistischen Gebäude steht, hat zwei Möglichkeiten: Es zu lieben, oder es zu hassen – es gibt nichts dazwischen. Der Brutalismus ist damit vieles, aber sicher nicht emotionslos, so wie es vielleicht auf den ersten Blick scheint. Brutalistische Bauten, bei denen Beton auf Beton trifft, sind seit den 1950er-Jahren auf der ganzen Welt zu finden. Dem anfänglichen Hype folgte in den 90ern Verachtung und die Gebäude hatten das Image von kalten, hässlichen Betonbunkern – bis jetzt. Der Brutalismus feiert nämlich langsam, aber sicher ein Revival.

»Betonmonster« Boston City Hall, Massachusetts, USA, Kallmann McKinnell & Knowles / Campbell, Aldrich & Nulty, 1962–1969 © Architekturzentrum Wien / Bill Lebovic

Es lebe der Beton!

Trotz der Wiederentdeckung der Schönheit des »béton brut«, des rohen Sichtbetons, stehen viele brutalistische Bauten vor dem Abriss oder Verfall. Die Online-Initiative #SOSBrutalism setzt sich für den Erhalt brutalistischer Gebäude ein und fasst diese in einer großen Datenbank zusammen. Hier liegen auch die Wurzeln der Ausstellung »SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!«, die aktuell im Architekturzentrum Wien gastiert. Erstmals ist ein weltweiter Überblick über brutalistische Architektur von 1953 bis 1979 zu sehen.

Kirche aus Sichtbeton: Osterkirche Oberwart, Burgenland, Günther Domenig / Eilfried Huth, 1966–1969 © Architekturzentrum Wien

Betonlandschaft Österreich

Die Ausstellung befasst sich mit den gesellschaftlichen und politischen Hintergründen des internationalen Architekturphänomens und geht dabei auch auf die Fragen der eigentlichen Definition von Brutalismus und dessen Zukunft ein. Zu sehen gibt es im Architekturzentrum Wien große Kartonmodelle und 25 skulpturale Modelle aus Beton, die neue Blickwinkel auf die brutalistische Baukunst eröffnen. Für Wien wurde die Ausstellung extra um einen Österreich-Schwerpunkt erweitert, der zehn zusätzliche »Betonmonster«, sowie Originalmaterial wie Pläne, Skizzen und Fotos umfasst.

Ausstellungsansicht »SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!« © Architekturzentrum Wien / Lisa Rastl

Brutal schön oder brutal hässlich? Die Ausstellung »SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!« ist noch bis 6. August 2018 im Architekturzentrum Wien zu sehen. Weiterführende Infos gibt’s hier!

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