Festival für Heroinnen des elektronischen Sounds

Das „Heroines of Sound“-Festival stellt die weibliche elektronische Musikszene in den Mittelpunkt – wo sie auch hingehört. Mit uns haben die Kuratorinnen über männliche Traditionen und weibliche Heroinnen gesprochen.

Laurie Spiegel
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Das  Berliner Heroines of Sound-Festival findet nicht zum ersten Mal und laut den drei Kuratorinnen auch nicht zum letzten Mal statt, denn bis zur Gleichberechtigung in der elektronischen Musik-Welt ist es noch ein weiter Weg.Die Kuratorinnen Sabine Sanio, Mo Loschelder und Bettina Wackernagel haben uns ein paar Fragen zum Thema Frauen in der elektronischen Musikszene beantwortet.

Das Festival hat nicht nur Konzerte, Installationen, Performances und vieles mehr zu bieten, sondern lädt auch zu einem Symposium ein. Was sind die aktuellen, zentralen Fragen der weiblichen elektronischen Musik, die gestellt werden müssen?

Einerseits stellt sich die Frage nach der Geschichte der weiblichen elektronischen Musik und somit zugleich auch nach weiblichen Vorbildern in der Vergangenheit. Wir wollen zum anderen aber auch zentrale, musikalische Fragen aus weiblicher Perspektive – die ein Thema völlig verändern kann – diskutieren.

Beatriz Ferreyra und Christine Groult haben bei der Entwicklung der elektronischen Musik eine wesentliche Rolle gespielt und sind noch immer Geheimtipps. Welche Gründe hat es, dass sich Männer diese Kunstsparte einverleibt haben?  

Wenn man diese Gründe so klar benennen könnte, wäre alles viel einfacher. Auffällig ist aber, dass sich in vielen Künsten, die im 20. Jahrhundert neu entstanden sind – wie die Performance-Bewegung, aber eben auch die elektronische Musik – am Anfang häufig Frauen betätigen, z.B. Marina Abramovic, Valie Export, Yoko Ono, etc. Erst später, so unser Eindruck, sobald eine Tradition entstanden ist, sind die Männer wieder stärker präsent. So als wäre eine Kunst für Männer nur dann interessant, wenn es eine Tradition gibt, in die man sich einreihen kann. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung.

Würde eurer Meinung nach ein „Heroines of Sound“ Festival in Österreich funktionieren? Wenn ja, wen würdet ihr dazu einladen?

Es gibt eine Reihe von österreichischen Musikerinnen und Komponistinnen, die in Berlin auftreten – Elisabeth Schimana oder Dorit Chrysler, oder im letzten Jahr Electric Indigo. Insgesamt ist das Festival sehr international konzipiert, weshalb das Festival in Österreich grundsätzlich nicht anders konzipiert sein würde.

Wird es das Festival in 20 Jahren auch noch geben oder könnte es sein, dass es bis dahin obsolet geworden ist?

In der elektronischen Musik hat die Reflexion über die herrschenden Geschlechterverhältnisse gerade erst begonnen. Das heißt, selbst wenn die gesellschaftliche Benachteiligung der Frau in zwanzig Jahren kein Thema mehr ist, erwarten wir daher nicht, dass dies dann auch in der elektronischen Musik bereits ausgestanden sein wird. Ein wesentlicher Gedanke ist es, die spezifisch weiblichen Aspekte und die Frage nach einer weiblichen Perspektive der elektronischen Musik näher zu beleuchten.

 

Das Heroines of Sound-Festival findet von 8. – 10. Dezember, im HAU, in Berlin statt.

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