Shroombab im Interview

Breakbeat, Dub, Techno und Trap, Drum&Bass – und Aktivismus! Was das alles miteinander zu tun hat, erklärt uns Shroombab, deren neue LP „We killed Privacy“ heute erscheint, im Interview.

Shroombab
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Barbara Wimmer alias Shroombab steht nicht nur hinter den Plattentellern, sondern wird am 26.10 auf der „Privacy Week“ in Wien auch einen Vortrag über „Privacy Fails: Wie unsere Privatsphäre im Netz bedroht ist“ halten. Diese Frau hat echt viel zu tun, das steht fest, denn das Interview kann sie gerade noch zwischen 9 und 11 dazwischen schieben.

DJ, Producerin, Journalistin, Referentin, Gründerin deines eigenen Labels High Tension Recordings und jetzt bringst du deine neueste LP „We killed Privacy“ raus. Wann hast du das letzte Mal dein Handy ausgeschalten, also ganz, nicht nur auf lautlos?

Vor zwei Wochen, als meine Mobilboxverbindung abgebrochen ist und ich es mit aus- und einschalten versucht habe zu resetten. (lacht)

Seit 2015 arbeitest du an deinem Projekt „Musik mit Message“. Kannst du das Konzept kurz vorstellen?

Das Projekt ist inspiriert von einem Talk mit Atari Teenage Riot auf dem Chaos Communication Congress in Hamburg, welcher Musiker dazu aufgefordert hat, sich mit ihrer Kreativität und Kunst für aktivistische Anliegen einzusetzen. Elektronische Musik beinhaltet meistens keine Vocals und das war auch bei mir so. Es hat dann nicht lange gedauert bis ich draufgekommen bin, dass ich diesen Zustand doch ganz leicht ändern kann. Dann habe ich erstmals einen Text geschrieben und mich mit einer Person zusammen getan, die den Text für mich eingesprochen hat, weil ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht selber machen wollte und sie eine ausgebildete Stimme hat. So kam es zu „Musik mit Message“.

Deine persönlichen Top 3 der Do’s and Dont’s, wenn man seine Privatsphäre sehr gerne mag?

Das ist ganz schön tricky, weil mir gerade so viele einfallen. Und ich mich für die relevantesten und am leichtesten umsetzbaren Tipps entscheiden muss…

Do’s

1. Benütze den „Messenger Signal“

2. Ortungsdienste am Smartphone deaktivieren

3. Nütze anonyme Suchmaschinen anstatt Google, beispielsweise DuckDuckgo

Dont’s

1. Don’t trust Facebook: Privat ist dort gar nichts

2. Keine Nacktfotos von sich selbst betrunken an seinen Schwarm verschicken

3. Nicht nur ein einziges Passwort im Internet verwenden

Auf deiner neuen Platte findet man auch Remixes anderer Künstler und der Reinerlös kommt diversen Organisationen zugute. Woher kam dieser Impuls? …und wer hat diesmal das Glück?

Die Idee hinter dem Konzept ist nicht nur, durch das Hören kritischer Texte, in den Köpfen der Menschen etwas zu verändern, sondern auch Organisationen finanziell zu unterstützen, die für unser Recht der Privatsphäre kämpfen – denn alleine fühlt man sich in diesem Kampf oft machtlos. Man kann diese NGO’s durch aktive Mitarbeit oder auch durch Spenden unterstützen. Deshalb haben wir die bewusste Entscheidung getroffen, das Album zu verkaufen, beziehungsweise gegen Geldspenden zu verschenken. Das eingenommene Geld wird dann unter mehreren Organisationen aufgeteilt, beispielsweise AK-Vorrat, C3W oder quintessenz.

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Musikalisch bist du bei Breakbeats, Dubstep und Drum&Bass zu Hause. Erwischt du dich privat manchmal auch beim Ö3-Hören?

NEIN.

Das war klar und vehement. Ich bin schon manchmal schockiert, wenn ich Ö3 Hits nachsumme. Die werden einem ja richtig indoktriniert!?

(Lacht) Ich höre es wenn dann unfreiwillig, wenn ich bei jemandem im Auto sitze, da kann man sich dann nicht erwehren. Aber prinzipiell habe ich Ö3 seit 20 Jahren nicht mehr eingeschalten.

Du bist als DJ auf der ganzen Welt unterwegs – sind dir bei deinen Reisen Konzepte untergekommen, die für dich einen besseren Umgang mit Privatsphäre darstellen als hier. Bzw. wie schätzt du die Situation in Österreich überhaupt im internationalen Vergleich ein, was Fragen der Privacy angeht?

In der Clubszene gibt es immer öfter Veranstalter, die bewusst das Fotografieren verbieten. Ich finde, das ist ein gutes Konzept, wobei Partyfotos per se keine schlechte Sache sind, aber man sollte eben mit seiner Zustimmung fotografiert werden – denn wie wir alle wissen, wird man darauf nicht immer vorteilhaft abgebildet….

11

 

Vom 24-30.10 findet die „Privacy Week” in Wien statt – dort wird die LP „We Killed Privacy“ offiziell präsentiert. Zum Download geht’s hier.

Bild(er) © Glenneroo
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